Jimin P.o.V.
Dienstagmorgen. Schon jetzt hatte ich keine Lust mehr, besonders als ich auf das Schulgelände einbog und den ersten Ruf in meine Richtung vernahm. "Da ist ja die kleine Schlampe!" Stur setzte ich meinen Weg fort, als ich plötzlich aufgehalten wurde. Ich sah auf und wich sofort einen Schritt zurück, meine Augen weiteten sich panisch. "Dass du wieder hier auftauchst", grinste der ältere Schüler und musterte mich abschätzend, "die Ferien mit deinem Neuen verbracht und nicht ans Handy gegangen, oder was? Oder ist der auch schon wieder abgehauen?" Ich versuchte, Taemin's Blick stand zu halten. "Es ist vorbei, Taemin, lass mich in Ruhe", zischte ich, doch es klang mehr wie eine unsichere Bitte.
"Ich lasse dich ja mehr oder weniger in Ruhe. Die Frage ist, ob es die anderen", er schaute über den Schulhof, "auch tun werden." Ein schelmisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, welches mich wütend und angewidert meinen Blick abwenden ließ. "Wenn es dir dadurch besser geht, wenn du das Leben anderer zerstörst", murmelte ich, worauf er mich grob am Arm packte. "Hör mal zu, dein Leben war von Anfang an nichts wert! Ich habe dir geholfen, verdammt, wir hatten ein gutes Geschäft! Es war deine scheiß Entscheidung und mehr verloren als du davor sowieso schon nicht hattest, konntest du ja sowieso nicht", knurrte er bedrohlich nahe, mein Arm begann zu schmerzen, doch seine Worte klangen erstaunlich wahr.
"Du hast Recht", meinte ich deshalb monoton, "ich bin erbärmlich. Also gib dich doch bitte mit etwas besserem als mir ab." Überrascht ließ er mich los; ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken betrat ich die Schule, ging auf mein Klassenzimmer zu und ließ die vereinzelnden Kommentare und komischen Blicke gleichgültig über mich ergehen.Wenn es dieses Leben war, welches für mich bestimmt war, sollte es so sein. Ich würde es leben, so hinnehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Oder es eben einfach über mich ergehen lassen.
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Es war Freitag. Eine Woche war vergangen, ein Woche, in welcher ich alles über mich ergehen und meine Emotionen so gut wie möglich abgeblockt hatte. Eine Woche, in welcher ich nachts alleine in meinem Zimmer lag und geweint hatte, wissend, dass es niemanden gab, der sich noch dafür interessierte, niemanden, welcher sich für mein Leben interessierte. Eine Woche, in welcher ich es nur einmal zustande gebracht hatte, das Tanzstudio zu betreten und meinen schwachen Körper fast zu einem Kresilaufzusammenbruch getrieben hatte.
Wie gewöhnlich betrat ich nun das Schulgebäude, ließ den Unterricht und die genervten Kommentare meiner Lehrer über mein Verhalten und meine Abwesenheit an mir abtropfen.
Das erlösende Klingeln ließ die Schüler sich von ihren Plätzen erheben und aus dem Klassenzimmer rennen. Ich verließ ebenso das Schulhaus, ließ meinen Blick über die Schüler schweifen, welche sich vor dem Gebäude in Grüppchen versammelten und zusammen das Gelände verließen.Ich kickte ein Steinchen vor mir beiseite und fragte mich, wann ich das letzte mal wirklich mit jemandem gesprochen hatte. Wann ich das letzte mal wirklich aufgefallen war als Jimin, nicht als schwule Schlampe. Wann ich begonnen hatte, mir von meinem wenigen Taschengeld Alkohol zu kaufen, welcher doch nicht genügen war und mir nur zusätzliche Kopfschmerzen bescherte. Doch lieber spürte ich diesen Schmerz als das ich garnichts spürte. Lieber Schmerz als Leere und Trauer.
Vor dem Schulhaus fing eine Person meine Aufmerksamkeit. Ich blieb stehen, da ich mich für nichts zu beeilen hatte und beobachtete die viele Meter entfernt stehende Person. Sie hatte dunkle Haare, eine schwarze Lederjacke an und ein schwaches Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Gerne erinnerte ich mich bei dem Anblick fremder Leute an Yoongi, an seine Haare, die kleinen Augen, die hellen Lippen und das seltene wunderschöne Lächeln, welches mir jedes Mal fast den Verstand geraubt hatte, wenn es an mich gerichtet gewesen war.
Die Person schien sich umzusehen und auch mein Starren bemerkt zu haben. Trotzdem löste ich meinen Blick nicht, ich beobachtete die Leute, die ich beobachten wollte und wollte mich nicht beeilen, mich in meinem einsamen Zimmer zu verriegeln. Doch die Person mit den dunklen, fast schon schwarzen Haaren schien ebenso nicht, ihren Blick von mir zu nehmen, stattdessen begann sie, sich zu bewegen.
Ich kniff meine Augen leicht zusammen, ja, sie begann, direkt auf mich zu zukommen. Bei jedem Schritt wurde mir die Statur bewusster, die Haare waren nicht nur dunkel, sie waren tiefschwarz, die Haut hob sich hell von ihnen und den schwarzen Klamotten ab. Die Figur eher schlank. Ich blinzelte, wendete meine Augen kurz ab, doch ich halluzinierte nicht. Unbewusst begann mein eingerostetes Herz schneller zu schlagen, mein Kopf konnte sich keine vernünftigen Schlüsse ziehen.
Immer näher kam er, nun konnte ich sein Gesicht erkennen, konnte meinen erschrockenen Blick nicht mehr von diesem wenden, es war wunderschön. Trotz den vielen Tagen, welche wir getrennt waren, trotz der kurzen Zeit, welche ich ihn persönlich kannte, erweckte jedes Detail seines Gesichtes die Erinnerungen, die Gefühle in mir.
"W-was willst du hier?", hauchte ich, als er schließlich nahe genug war. Über eine Woche hatte er mich vergessen, warum war er nun hier? Meine Stimme klang kalt, kälter als sonst, doch genauso, wie sie sich in der letzten Woche entwickelt hatte. Viel gesprochen hatte ich in der Zeit auch nicht, weshalb sie leicht rau wirkte. Anstatt mir eine Antwort zu geben, kam er immer weiter auf mich zu, sah mir dabei direkt in die Augen. Der bestimmte Blick, die festen Schritte und der aufeinander gepresste Kiefer kamen mir ungwöhnlich nah, seine Hand packte plötzlich nach meinem Kragen und ich stolperte einen kleinen Schritt zurück.
"Du solltest mich vergessen, es wäre besser so", krächzte ich, noch immer gefangen von seinen schmalen dunklen Augen. Mein Herz begann noch schneller zu pumpen, mein Körper nicht in der Lage, irgendetwas zu tun außer ihn weiter anzustarren. Doch anstatt etwas zu erwidern, legte er seinen Daumen und Zeigefinger der anderen Hand an mein Kinn und musterte mein Gesicht kurz nachdenklich, während die Hitze in meinen Kopf schoss und sich meine Augen noch mehr weiteten. Im nächsten Moment lehnte er sich entschlossen nach vorne, nuschelte ein "Nein" und schon lagen seine Lippen auf meinen.
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1020Wer wird sich als erstes über den Cut beschweren? ^^
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I Know Your Brother || Yoonmin || Jimin schreibt...
Hayran Kurgu[ABGESCHLOSSEN] Texting • Story • Yoonmin Er hatte mich mehr oder weniger zufällig angeschrieben, eher um mich loszuwerden. Und trotzdem hatten wir begonnen, weiter miteinander zu schreiben, uns wichtig zu werden. Ja, er wurde mir wichtig, sehr soga...