(Jimin P.o.v.)
Wäre dies noch vor wenigen Wochen passiert, hätte ich fest daran geglaubt, dass mein Leben sich wieder zum besseren wenden würde: Meine Mutter hatte mir abgekauft, dass das 'Latein-Camp' früher beendet worden war, hatte mich nicht angeschrien, mir nichts vorgeschrieben, nicht einmal wütend angesehen hatte sie mich.
So verbrachte ich das restliche Wochenende in meinem Zimmer, schaffte es sogar, mich auf die Schule vorzubereiten, mein Handy immerzu in meiner Hosentasche, doch mich trauen, es zu öffnen, tat ich nicht.
Zu groß war die Angst, welche Nachrichten oder Neuigkeiten mich erwarten würden nach der Sache mit Chanyeol und Taemin.Chanyeol hatte mir vielleicht vergeben, doch ich wusste, dass Taemin das nicht auf sich sitzen lassen würde, von Mitgefühl hatte er wahrscheinlich noch nie gehört.
Und da es keine Freunde gab, welche er noch von mir abbringen konnte, griff er wahrscheinlich zu größeren, unangenehmeren und peinlicheren Maßnahmen. Genügend Beweise und Bilder hatte er ja von mir und meinen Taten, welche ich aufgrund seiner Aufträge vollbracht hatte.
Bei dem Gedanken daran wurde mir jedes mal unwohl, fast schon übel und ich wünschte mir, das alles einfach aus mir herauskotzen zu können.Mich überkam ein unangenehmer Schauer, als ich schließlich auf meine Schule zulief. Ich bildete mir ein, dass ich von allen Seiten angestarrt wurde, kam mir vor wie ein seltenes Tier, welches durch schaulustige Menschen stolzieren musste. Mein Blick auf dem Boden haftend und die Träger meines Rucksacks umklammert begab ich mich schnell in die Richtung meines Klassenzimmers. Der Gedanke daran, wieder von vorne zu beginnen, jeden Tag in die Schule zu gehen, die dummen Kommentare und komischen Blicke der Mitschüler ignorieren müssend und nun wahrscheinlich dank Taemin noch mehr Gerüchte auf mir kleben zu haben, machte mich verrückt. Nicht nur das, auch traurig und wütend. Wütend auf meine Umgebung, auf Taemin uns am meisten auf mich selbst.
Mein Körper spannte sich an, nach und nach füllte sich der Raum, ich blieb stumm auf meinem Platz sitzen, der Blick auf der Tischplatte haftend und meine Lippen fest aufeinander gepresst.
Doch dann erschien etwas knallpinkes in meinem Sichtfeld. Blitzschnell schoss mein Blick in die Richtung des Schülers, doch senkte sich wieder, als ich nur ein Mädchen mit einem pinken Rucksack erkennen konnte.In meinem Kopf veränderte sich das Bild zu einem blassen Jungen mit schwarzen Haaren und dem pinken Pulli, welcher aufgrund der knalligen Farbe zwischen den Menschen hervorstach. Unser erstes Treffen war es gewesen und wenn ich daran zurück dachte, baute sich nur noch mehr Trauer und Wut in mir auf. Wäre Taemin nicht gewesen, hätte ich ihn niemals stehen lassen. Vielleicht wäre es niemals zu all dem gekommen, vielleicht wären wir noch befreundet.
Doch andererseits hätte ich damals ohne Taemin niemals Minah und damit auch später Yoongi angeschrieben.
Wir wären noch immer Fremde.Yoongi P.o.v
"Hey Yoongi!" Genervt drehte ich mich um, war überrascht, als ich in das breit lächelnde Gesicht des Rothaarigen blickte, welcher auf mich zukam. "Hoseok? Seit wann sind wir denn bitte Freunde?" Er ließ sich von meinem Kommentar nicht abwimmeln, vielleicht war es sogar gut, da ich aufgrund meiner kalten Art sonst jeden verschreckte. "Wie waren deine Ferien so?" Ich brummte nur, während wir das Schulgebäude betraten. Ich würde jetzt über alles außer die Ereignisse der letzten Woche reden, welche ich noch immer versuchte, zu verdrängen.
"Wie auch immer, unser Plakat wegen diesem Mathewettbewerb", er warf mir von der Seite einen belustigten Blick zu, "Hat haushoch verloren." Ich schnaubte grinsend, "Wer hätte etwas anderes erwartet?"Wir stoppten vor einer Tür und Hoseok drehte sich zu mir, "Bis vielleicht später, mein Freund, man sieht sich!" Fröhlich winkte er mir hinterher, während ich nur spöttisch die Augen verdrehte. 'Mein Freund'. Doch auf irgendeine Weise fühlte es sich auch gut an, so etwas von jemandem zu hören. Ich sollte vielleicht auch neu beginnen. Mit Freunden und besseren Lebenszielen als ich sie bisher hatte. Und endlich diesen kleinen braunhaarigen Idioten vergessen...
"Min Yoongi?" Eine Hand legte sich von hinten auf meine Schulter und bei der Stimme erstarrte mein Körper für einen Moment. Dann drehte ich mich ruckartig und und schlug die Hand von mir. Plötzlich sammelte sich all die aufgestaute Wut in mir auf und ich starrte den größeren Jungen vor mir mit zusammengekniffenen Augen an. "Was willst du, Chanyeol?!" Seinen Namen betonte ich extra abwertend, während ich meine Hände zu Fäusten ballte. Eigentlich hatte ich sofort mit einem Schlag oder spöttischem Blick von ihm gerechnet, doch er blickte mich nur emotionslos an, seine Arme hingen schlaff an seinem Körper.
"Geht es ihm gut?", kam es als einzige Frage aus seinem Mund, was mich für einen Moment stutzen ließ. "Was interessiert dich das? Du hast ihn behandelt wie Dreck!", knurrte ich, da ich wusste, um wen es ihm ging. "Sag es mir, Yoongi."
"Warum sollte ich?"
Nun schien er sich nicht mehr zurückhalten zu können und er kam mir einen Schritt näher und packte mich am Kragen. "Hör mal zu, Kleiner. Ich will verdammt nochmal wissen, wie es meinem Fr- Exfreund geht. Ich liebe ihn verdammt nochmal!"Ich schluckte, doch brach nicht den Augenkontakt, "Ich... weiß es nicht", hauchte ich dann und er ließ wieder locker. "Ich habe mich entschuldigt. Ich habe ihn gehen lassen", sprach Chanyeol, seine Stimme klang rau und leer. "Ich weiß es wirklich nicht", bekräftigte ich meine Aussage ein zweites mal.
Nun musterte er mich etwas verwirrt, "Ich dachte ihr-"
"Ich liebe ihn nicht", unterbrach ich den größeren und biss auf meine Unterlippe, während sein Unterkiefer aufklappte. "Und... er?" Ich senkte meinen Blick, die ganzen Erinnerungen kamen zurück, "Nein, nein, wir-" Noch immer versuchte ich, all das Geschehene, seine Worte, meine Gefühle irgendwie umzudrehen, alles logischer erscheinen zu lassen, "der Idiot ist einfach gegangen, man!", rief ich schließlich und merkte, wie meine Stimme zu schwanken begann. Meine Augen begannen zu brennen und mein Körper fühlte sich an, als würde er explodieren. "Du liebst ihn also nicht?", kam es unmittelbar vor mir, seine Stimme klang erstaunlich ruhig doch ungläubig und dann spürte ich plötzlich zwei Arme, welche sich vorsichtig um mich legten."Ich bin nicht schwach...", schniefte ich, doch meine Kraft reichte nicht aus, den mir sonst so verhassten Menschen von mir zu stoßen, "Ich hasse dich, Chanyeol."
"Ich weiß", flüsterte er seufzend. Tatsächlich standen wir einige Minuten so da, bis ich mich beruhigt hatte und ihn von mir drückte. Ich schaute nicht in seine Augen auf, wischte mir einige Male durch das Gesicht."Man muss mich hassen. Ich bin ein aggressiver Mensch, das weiß ich. Aber weißt du, wann das angefangen hat?" Der Junge wartete ab, bis ich zu ihm aufsah und meinen Kopf schüttelte. "Als ich mich in ihn verliebt hatte. Ich bin mit ihm zusammen gekommen, doch ich wollte ihn nur für mich. Ich habe ihn so sehr geliebt, mehr als alles andere, wollte ihn beschützen, vor allem und jedem. Als er mich verlassen hatte, wurde es noch schlimmer. Ich habe angefangen, meine Opfer zu suchen, darunter warst auch du." Ich schnaubte auf, "Ist mir bewusst geworden." Chanyeol holte Luft, ehe er weitersprach, "Alles, was ich wollte war, ihn zurück zu haben. Ich habe nicht einmal gewusst, in welcher Lage er war. Das mit... Taemin und so." Ich nickte als Zeichen, dass ich auch davon wusste. "Ich werde versuchen aufzuhören. Ich... gehe zu einem Psychiater." Überrascht musterte ich ihn, der traurige Junge vor mir schien die Wahrheit zu sprechen.
"Yoongi. Bitte... pass auf meinen Jimin auf", Chanyeol schluckte schwer und richtete seinen Blick zu seinen Füßen. "Aber... ich-"
"Stell dir vor, wie ich oder ein anderer ihn küsse. Wie er einer anderen Person dieses wunderschöne Lächeln schenkt. Hör auf, dir was vorzumachen. Die Liebe dieses kleinen Engels ist ein Geschenk, vergiss das nicht!"
Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf, was er jedoch nicht sehen konnte, da er sich schon zum Gehen abwendete. "Ich dachte nicht, dass ich das einmal sagen würde, aber es tut mir Leid und... danke."Mir blieb nichts anderes übrig, als Chanyeol verwirrt hinterher zu sehen, bis meine Gedanken zu ihm schweiften. Jimin. Und Chanyeols Worten über ihn. Warum wollte ich mir nicht vorstellen, dass er einen anderen so ansah? Dass er glücklich mit einer anderen Person war?
'Die Liebe dieses kleinen Engels ist ein Geschenk, vergiss das nicht!'
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1360Endlich die 1k reads^^
Dankeeee <3
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I Know Your Brother || Yoonmin || Jimin schreibt...
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] Texting • Story • Yoonmin Er hatte mich mehr oder weniger zufällig angeschrieben, eher um mich loszuwerden. Und trotzdem hatten wir begonnen, weiter miteinander zu schreiben, uns wichtig zu werden. Ja, er wurde mir wichtig, sehr soga...