Chapter 62

1.6K 133 24
                                    

(Jimin P.o.V.)


Seine Unterlippe noch immer leicht nach vorne gezogen sah er mich durch seine leicht glasigen Augen an. "Wir könnten doch was viel schöneres machen!"

"Könnten wir, aber tun wir nicht", wollte ich ihn zurechtweisen, doch Yoongi hörte nicht darauf und presste direkt seine Lippen auf meine. Und da ich wie jedes mal so überwältigt von dem Gefühl seiner Lippen auf meinen war, erwiderte ich. Als er mit seinen Händen unter mein Oberteil fahren wollte, hielt ich diese aber fest und kam wieder zu Verstand. "Vergiss es", brummte ich in den Kuss, doch Yoongi versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien.

Auch mein Versuch, mich von ihm zu lösen blieb hoffnungslos, da er seinen Körper gegen meinen drückte. "Schiminiiee~", flötete er in mein Ohr und legte dann unerwartet seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Na komm", sagte ich etwas verwirrt, "geh schlafen." Nun schaute er wieder auf und musterte mein Gesicht genaustens, bevor er mit seinem Finger meine Nase anstupste und kichernd seine eigene rümpfte. "Die ist ja niedlich!" Ich grinste ihn etwas mitleidig an und schob ihn, da er nun kurz abgelenkt war, nach hinten bis zu seinem Bett.

Doch bevor ich ihn nach hinten schubsen konnte, schlang er seine Arme um meinen Hals und zog mich mit sich. "Nein, Yoongi", seufzte ich erneut. "Komm schon", schmollte er, doch bevor er mich erneut küssen konnte, legte ich meine Hand auf seinen Mund. "Vielleicht bin ich ja garnicht Jimin", flüsterte ich, mein Gesicht noch immer nah vor seinem. Sein heißer Atem machte mich trotz oder gerade wegen des Alkoholgeruches verrückt. Zum Glück hatten seine Augen nicht dieselbe Intensität wie sonst, sonst hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft, gegen sein Verlangen anzukämpfen.

"Du...", er zog die Augenbrauen angestrengt zusammen und drückte mich von seinem Körper, auf welchem ich gelegen hatte. "Was willst du dann hier?", brummte er und zog sich die Decke über den Körper, ehe er sich darunter einrollte. "Nur mein Schiminie darf das!" Lächelnd ging ich neben dem Bett in die Hocke und strich ihm seine völlig zerzausten Haare aus der Stirn. "Schlaf jetzt besser", hauchte ich. Yoongi schaute mich mit großen Augen an, "ich will aber noch nicht-" Ich hielt ihm erneut die Hand vor den Mund, als er anfing loszuschreien. "Sei besser leise, sonst kommt dein Jiminie gar nicht mehr." Und schon verstummte er. "Du magst ihn, oder?", mir war bewusst, dass es nicht die netteste Gelegenheit war, einen Betrunkenen nach seinen Gefühlen zu fragen, doch es bot sich gerade so gut an. Yoongi nickte langsam. "Und wie sehr?" Nun schien er wieder angestrengt zu überlegen, dann schaute er skeptisch in mein Gesicht. "Warum sollte ich dir dasch sagen?", fragte er und drückte seinen Zeigefinger vorwurfsvoll gegen meine Brust. "Lasch ja meinen Schiminie in Ruhe!" Ich lachte auf und strich weiter mit meinen Fingerkuppen durch sein schönes Gesicht, die Wangenknochen entlang, bis über seine Oberlippe. "Vielleicht wirst du ihm irgendwann mal nüchtern sagen, dass du ihn sehr gerne hast", flüsterte ich verträumt, "ich denke, er würde sich sehr darüber freuen..."

Grummelnd zog sich der Betrunkene die Decke bis zur Stirn, nach einigen Sekunden konnte ich nurnoch die leichten Atembewegungen ausmachen.


Vorsichtig schob ich die Decke von seinem Gesicht, damit er besser Luft bekam und musste mit Erstaunen feststellen, dass er schon eingeschlafen war. Mit einem breiten Lächeln fuhr ich noch einmal durch seine schwarze Haarpracht, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und erhob mich dann. "Genug Alkohol für die gesamten nächsten Wochen", seufzte ich, zog mich um und legte mich dann neben Yoongi.

Grummelnd bewegte er sich und legte schlussendlich einen Arm auf mein Gesicht, welchen ich zu meiner Hüfte bewegte. "Mein Schiminie...", nuschelte er in meine Haare, sodass ich mich zu ihm drehte und in ein leicht gerötetes Gesicht mit geschlossenen Augen schaute.

"Weißt du Yoongi...", begann ich leise, "ich habe mich in einen Jungen verliebt. So richtig. Er ist eigentlich viel aufmerksamer, hilfsbereiter und netter als alle denken. Ich kann aus Erfahrung sprechen! Und ich bin so froh, bei ihm sein zu dürfen. Ich bin so froh, sein schlafendes Gesicht sehen zu dürfen, jeden Tag diese Stimme hören zu können. Und ich könnte mir nichts schöneres vorstellen, als dass er das gleiche für mich empfinden würde. Aber ich glaube, das ist alles noch neu für ihn und er ist sich selbst noch nicht sich-" Ich stockte, als Yoongi plötzlich sein Gesicht verzog und weitete meine Augen leicht.

"Oh Gott, alles gut?" Ich rüttelte sanft an seiner Schulter, hörte dann ein leises Würgegeräusch. "Bitte nicht", ich sprang schnell auf und zog den noch im Halbschlaf liegenden Yoongi hinter mir ins Badezimmer, wo er sofort zur Toilette stürzte und sich übergab. Mein Gesicht vor Ekel verzogen strich ich seine Haare hinter seine Ohren und aus seiner Stirn, dazu mit der anderen Hand über seinen Rücken. Er hustete noch einige Male und es tat mir fast schon weh, diesen Jungen so müde und fertig über der Toilette hängend zu sehen.

Mühsam half ich ihm wieder hoch und stützte ihn zum Waschbecken, wo ich seinen Mund ausspülte. "Nächstes mal lass ich dich einfach liegen", brummte ich, während ich Yoongi wieder zurück unter die noch warme Bettdecke hievte. "Du hast die ganze Stimmung zerstört", seufzte ich, auch wenn es keinen Sinn machte, mit dem abwesenden Yoongi zu sprechen.

Als er sicher wieder eingeschlafen war, beschloss ich, mich nach unten zu begeben und nach den anderen zu schauen, da ich neben Minah wohl der einzig Nüchterne war. Und ich ging nicht davon aus, dass das junge Mädchen es darauf abgesehen hatte, sich um betrunkene junge Männer zu kümmern.

______
930

I Know Your Brother  || Yoonmin ||  Jimin schreibt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt