Chapter 39

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(Jimin P.o.V)

"Wer bist du denn, wenn ich fragen darf? Ich hätte nicht erwartet, Yoongi mal wieder mit Freunden zu sehen", sagte der junge Mann freundlich. Da ich noch zu überfordert war, um zu antworten, sprach er einfach fröhlich weiter.

"Egal, bleibst du zum Essen? Und bitte bring Yoongi auch mal dazu, nicht immer nur deprimiert herumzusitzen, weißt du, ihm geht es in letzter Zeit etwas-"
"Es reicht, Jin!" Das nächste, was ich hörte, waren schnelle Schritte und Treppenstufen. Der braunhaarige sah ihm nur schukterzuckend hinterher. "Das meine ich."
"I-ich glaube ich folge ihm besser", murmelte ich und lief Yoongi hinterher, ließ den höflichen Braunschopf im Flur stehen.

Durch das Zuknallen einer Tür erkannte ich, bei welchem Zimmer es sich um Yoongi's handeln müsste. Vorsichtig ging ich darauf zu, blieb unsicher vor der Holztür stehen. Ich lauschte einen Moment, ehe ich meine zitternde Hand hob und leise anklopfte. Ich schluckte noch einmal, dann drückte ich die Klinke herunter.

"Y-Yoongi?", fragte ich leise und betrat den Raum, schloss die Tür hinter mir. Keine Antwort. Das Zimmer war ziemlich schlicht eingerichtet, Schrank, Bett, Schreibtisch. Eindeutig Yoongi's Zimmer. Diesen erkannte ich auch sofort in  seinem Bett liegend. Vorsichtig tapste ich zu dem Schreibtisch und setzte mich auf den Stuhl. Als dieser leicht knarzte, verzog ich mein Gesicht etwas, bedacht darauf, möglichst wenige Geräusche von mir zu geben.

"Du musst nicht leise sein, ich weiß doch, dass du hier bist", brummte er in sein Kissen. Da hatte er Recht, doch trotzdem war es mir unangenehm in einem fremden Zimmer zu sitzen mit einer Person, welche allen Anscheines nach ziemlich sauer und genervt von mir war.

Nach ein paar quälend langen Minuten, ergriff ich das Wort. "Ähm... du, Yoongi?", fragte ich mit hoher Stimme und biss mir auf die Unterlippe, während ich seinen ruhigen Körper beobachtete, welcher auf der Matratze lag. "Was?", vernahm ich gereizt aus dessen Richtung, sodass ich es gleich wieder bereute, die Stille gebrochen zu haben.

"B-bist du... sauer?", meine Stimme wurde noch unsicherer, ängstlicher. Er seufzte tief auf und nach einer Weile drehte er sich zu mir und setzte sich auf die Bettkante, sein Blick jedoch nicht zu mir richtend. "Nein. Wie kommst du denn nur darauf?", fragte er ironisch und atmete tief ein.

Mein Blick senkte sich und ich spielte mit meinen Fingern in meinem Schoß. Unangenehmes Schweigen brach erneut aus, bis der größere es mit einem lauten Seufzer brach. "Man, was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Wie lange dachtest du denn, du hälts es da aus?! Dein Körper ist komplett durchgefroren und schwach!" Mein Blick schoss in die Höhe, traf seinen. Schluckend wurde ich von seinen Augen gefesselt.

Er war nicht nur sauer auf mich. Er war eher sauer auf mein Verhalten, besorgt um mich?

Ich brachte kein Wort heraus, sah ihn weiterhin mit großen Augen an. "Warum hast du dir denn nicht einfach helfen lassen?", seufzend ließ er seinen Kopf in seine Hände fallen und rieb ein paar mal über sein Gesicht. "D-das habe ich dir doch gesagt...", murmelte ich und knetete meine Handballen auf den Oberschenkeln.

Ein Schnauben aus Yoongi's Richtung. "Du hast mir lange nicht alles erzählt. Warum hast du dich von Chanyeol getrennt, hm? Warum war es auf einmal so schlimm für dich? Warum musstest du dafür auf einmal mich ignorieren und abweisen?!", er erhob sich, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, "dir war es doch komplett egal, was mit mir los war. Hast mich einfach stehen lassen. Und jetzt kommst du wieder zurück, weil dein ach so toller Freund dich verlassen hat, oder was?!" Eingeschüchtert versuchte ich mich auf dem Stuhl noch kleiner zu machen, wieder trafen mich seine gezielten Worte mitten ins Herz.

"Ich... wollte das alles nicht", kam nur wieder aus meinem Mund, so wie immer, ich konnte einfach nicht reden. Wenn es darum ging, Situationen zu retten oder mich zu verteidigen, versagte ich kläglich. "War mir klar, dass das wieder kommt", zischte Yoongi enttäuscht. "Aber du hast mir auch nie gesagt, dass du ihn kennst! Woher... hätte ich das wissen sollen?", fragte ich und schaute nun flehend zu ihm auf. Yoongi schüttelte nur seufzend den Kopf und ging in Richtung Tür. "Nein, warte, es tut mir-"
"Jaja, beruhig dich. Geh schlafen, okay? Morgen sehen wir dann ja, ob du mir auch mal vertraust, mir endlich die ganze Scheiße erklärst...", ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er den Raum und ließ mich alleine.

Wieder überkamen mich die Schuldgefühle, am liebsten wäre ich ihm hinterhergerannt, hätte ihm die ganze Geschichte erzählt, von meiner Mutter, über Taemin bis hin zu der Fake-Beziehung. Doch ich blieb sitzen und hörte die enttäuschten, verzweifelten Worte von Yoongi in meinem Kopf widerhallen.

Da mir nichts anderes übrig blieb, zog ich meine Jeans und mein Shirt aus und hievte meinen Körper mit letzter Kraft auf die Matratze. Sofort kuschelte ich mich in die Decke, welche mir noch ein wenig von Yoongi's Wärme abgab. Trotz dem unwohlen Gefühl, da wir uns gerade gestritten hatten, musste ich lächeln.

Alles roch nach Yoongi, nach welchem ich mich so lange gesehnt hatte. Nicht nach Chanyeol, nicht nach irgendwem anderen. Nach ihm, der mich gerettet hatte, mich mit zu sich genommen hatte, obwohl ich ihn so enttäuscht hatte. Er, welcher mir immer wieder neue Persönlichkeiten zeigte. Er, welcher mein Leben verändert hatte und mir vielleicht sogar aus meinem tiefen Loch helfen könnte.

Er, die Person, welche ich nicht verdient hatte, trotzdem überglücklich war, sie zu haben und alles dafür tun würde, ihm das zurückzugeben, was er für mich getan und ich verbockt hatte.

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I Know Your Brother  || Yoonmin ||  Jimin schreibt...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt