(Jimin P.o.V.)
Ich öffnete verschlafen meine Augen, nahm sofort wieder dieses angenehme Gefühl in mir auf, ich fühlte mich irgendwie so... geborgen. Woran es genau lag, konnte ich mir auch nicht erklären, doch hier aufzuwachen war allemal besser als zuhause oder neben Chanyeol.
Ich drehte mich langsam um, um meinen Blick von der Wand in Richtung der Zimmermitte schweifen lassen zu können. Ich fühlte mich erholt, hatte seit langer Zeit anscheinend tatsächlich wieder gut schlafen können. Auf dem Schreibtischstuhl, welcher neben das Bett geschoben wurde, erkannte ich zusammengelegte Klamotten.
Ob es Yoongi's waren? Was sollte die Frage, natürlich musste es sich um seine handeln. Ich warf einen Blick vor das Bett auf den Boden, erschrak dadurch leich und richtete mich auf. Auch als ich meinen Blick durch den Raum schweifen ließ, konnte ich nirgens meine Klamotten von gestern und den ganzen restlichen Tagen erkennen.
Dann dämmerte es mir langsam. Ich nahm die Kleidung, welche auf dem Stuhl lag, ein einfaches weißes T-Shirt, wie ich es bei unserer ersten Begegnung getragen hatte. Dazu eine graue Jogginghose.
Darunter befand sich ein ebenso ordentlich zusammengefaltetes Handtuch, darauf ein Zettel '2. Tür links'.
Mich überkam wieder dieses angenehme Gefühl, ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. Dann drängten sich wieder die Schuldgefühle in den Vordergrund.
Ich hatte das alles doch gar nicht verdient.
Aber nach einem Blick auf den Wecker, welcher mir verriet, dass es schon 14.00 Uhr war, stand ich mit dem Handtuch und den Klamotten auf und ging zur Tür. Vorsichtig öffnete ich sie, spähte in den Flur.
Niemand war zu sehen, also huschte ich schnell, noch immer nur bekleidet mit der Boxershorts und den Socken, in Richtung des genannten Zimmers.
Doch natürlich öffnete sich genau in dem Moment eine andere Tür in dem Geschoss. Keine Sekunde später stand ein kleineres Mädchen vor mir, welches dann erschrocken von ihrem Handydisplay aufschaute. "Yoo-", sie stockte und sah mich noch geschockter an. "W-wer...", ihr Blick wanderte an meinem Gesicht herunter, als sie meine nackte Brust bemerkte, schaute sie mit roten Wangen schnell wieder nach oben in mein Gesicht. "Ä-ähm sorry", nuschelte sie und ging schnell an mir vorbei, die Treppenstufen nach unten.
Peinlich.
Schnell betrat ich das Badezimmer, zog die Tür hinter mir zu und schloss sie ab. Ich konnte es kaum erwarten, mich endlich unter die warme Dusche zu stellen, was ich dann auch tat.
Das angenehme Wasser befreite mich von meinem etwas unhygienischen Gefühl, am liebsten hätte ich mit dem Wasser meine komplette Vergangenheit mit abgewaschen und dann komplett von neu begonnen.
Doch so einfach war das nicht und ich würde sie nie vergessen, nichts, was ich getan hatte, würde rücksichtslos in Vergessenheit geraten. So sehr ich es mir bei manchen Sachen auch wünschen würde.
Doch wer würde dann darauf achten, dass ich nicht die gleichen Fehler nochmal beging? Aus Fehlern lernt man, vergessen sollte man sie also nicht. Und daran erinnert zu werden, was ich getan hatte, hatte ich mehr als verdient.
Nach vielen Litern Wasserverschwendung stieg ich aus der Dusche und zog mir die frischen Klamotten über. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir mein noch immer ziemlich fertig aussehendes Gesicht, doch wenigstens war die Traurigkeit ein wenig verschwunden. Meine Haare hingen strähnig und nass in meine Stirn, mein verfärbter Hals linderte seine Markierungen langsam.
Wenigstens befand sich dort, wo sich vorher ein trauriger, hängender Mund befand, ein kleines, erleichtertes Lächeln.
Jemand klopfte an die Tür. "Jimin?" Ich drehte mich sofort zu der Tür, als ich Yoongi's Stimme vernahm. "J-ja?", noch immer stotterte ich wie ein schüchternes Kleinkind.
Ich schloss die Tür auf und öffnete sie einen Spalt. Ich traute mich nicht, in sein Gesicht zu schauen, wusste nicht, wie er auf mich zu sprechen war, wollte einfach nicht schon wieder alles falsch machen. "Ähm, es gibt Essen, wenn du willst", meinte Yoongi nach einer Weile mit ruhiger Stimme. Ich nickte leicht und schaute dabei schüchtern zu ihm auf. Seine Augen wirkten müde, doch ruhig, keinesfalls wütend. Doch fröhlich auch nicht.
Ich spürte, wie sein Blick über meinen Körper schweifte, bis hin zu meinen nassen Haaren. Meinen Kopf etwas zur Seite richtend biss ich mir nervös auf die Unterlippe. "Passt einigermaßen, oder?", brach er schließlich das Schweigen. Ich nickte schnell, in der Hoffnung, die unangenehme Situation beenden zu können. "Ein bisschen groß aber ja... danke", meinte ich verlegen. Wo meine plötzliche Schüchternheit und Unsicherheit herkam, konnte ich mir nicht wirklich beantworten, doch denken konnte ich es mir.
Yoongi nickte mit dem Kopf in Richtung Treppe und ich folgte ihm sogleich, auf den Weg nach unten in eine mittelgroße Küche.
Ich ließ mich neben ihm auf einem Stuhl nieder, welcher an einem braunen Esstisch an der Küche angrenzend stand."Jin hat etwas übrig gelassen, er ist mit seinem Freund im Kino", erklärte er nur monoton, worauf ich verstehend nickte.
"Hast du gut geschlafen?", fragte ich, ernst gemeint, da ich schließlich sein Bett beansprucht hatte. Ein Brummen seinerseits ließ mich nicht weiter nachbohren.
Wir aßen schweigend, die Stimmung war noch immer bedrückt.
Oft hatte ich Ansätze machen wollen, doch jedes mal war mir kein guter Anfang eingefallen, wie ich die ganze Geschichte hätte einleiten sollen und war kläglich gescheitert.So wie gerade, als ich, verzweifelt in meinem Kopf wühlend zu Yoongi starrte. Mein Gesichtsausdruck musste ziemlich angespannt wirken, mein Starren so intensiv, dass auch er schließlich seinen Blick zu mir wandt, wissend, was mir wohl wieder durch den Kopf ging.
"Erzähl es mir doch einfach. Dann ist es raus und... ich werde dir schon nicht böse sein."
"Das sagen immer alle", gab ich nur nuschelnd zurück, ließ meinen starrenden Blick nach vorne auf den halbleeren Teller wandern.
"Das bringt doch so nichts, Jimin", seine Stimme wurde wieder etwas ernster, gereizter.
"I-ich werde es dir erzählen", brachte ich schnell hervor, wollte nicht, dass er wieder sauer oder gar enttäuscht von mir war, was er ohne hin noch immer ein wenig war."Und ich werde dir zuhören", tatsächlich hörte ich das leichte Lächeln aus seiner Stimme heraus und als ich zu ihm aufsah, bestätigte sich meine Vermutung und ich war wieder einmal überrascht, was so ein Mensch mit einem einfachen Lächeln mit meinem Körper, meinem Herzen anstellen konnte.
Seufzend nickte ich, konnte dabei ein kleines Lächeln meinerseits auch nicht zurückhalten."Bevor ich anfange...", stammelte ich dann, meine Augen wieder abwendend, "also, Yoongi, du bist echt... du bist echt toll. Ich bin dir so dankbar, für das, was du getan hast und dass du mich nicht mit einem festen Tritt aus deinem Haus schmeißt. Ich... danke dir einfach für alles, dass du mich aus dem ganzen Schlamassel herausgeholt hast und mir noch immer unter die Augen treten kannst." Bei jedem Wort kroch die Röte ein wenig mehr in meine Wangen, er konnte gar nicht wissen, wie viel diese Aussage wirklich für mich bedeutete.
"Ach, ChimChim." Mein Blick schoss zu ihm. "ChimChim?", wiederholte ich mit hoher Stimme, mein Gesicht lief noch röter an, als es so schon war, weshalb ich es schnell wieder abwendete. Yoongi wuschelte mir grinsend durch die Haare, diese Geste zauberte wieder ein Lächeln auf mein beschämtes Gesicht.
"Also, wirst du es mir jetzt erzählen, oder muss ich noch länger darum betteln?"
"Jaja, ich erzähle dir das ganze, okay? Aber es ist... eine lange Geschichte", alleine bei diesen Worten musste ich schon schlucken, ob er mich auch noch akzeptieren würde, wenn er mich kannte?
Wenn er mein wirkliches ich kannte, meine Schwächen und Fehler genauestens wusste?______
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I Know Your Brother || Yoonmin || Jimin schreibt...
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] Texting • Story • Yoonmin Er hatte mich mehr oder weniger zufällig angeschrieben, eher um mich loszuwerden. Und trotzdem hatten wir begonnen, weiter miteinander zu schreiben, uns wichtig zu werden. Ja, er wurde mir wichtig, sehr soga...