(Jimin P.o.V)
"Warum tust du das?"
Erneut kaute ich unbewusst auf meiner Unterlippe herum, während mein Kopf dich dasselbe fragte.
Warum tat ich das?
"Keine seltene Frage", beantwortete ich ehrlich. Nein, diese Frage hatte ich mir nicht selten gestellt, immer war sie mit etwas negativem verbunden, Fehlern, welche ich gemacht hatte. So war es wohl auch dieses mal.
"Ich weiß", trotz des jungen Alters schien sie mir ziemlich schlau und verstehend zu wirken, nicht nur mit bösen Absichten erfüllt. "Ich... weiß es nicht", ich richtete meinen verzweifelten Blick zu ihr, direkt in ihre dunklen Augen. "Du hast fast so schöne Augen wie er", hauchte ich von diesen abgelenkt, gefesselt, spürte meinen Magen unwohl hin und herwelzen, in dem Verlangen irgendetwas loswerden zu wollen. "Wie nett", sie lächelte sanft, schien meinen Sinneswandel bemerkt zu haben. Meine Schwäche, welche jetzt wohl oder übel über mich hereinfiel, meine wackeligen Mauern erneut zum Einsturz brachte."Aber ich wünschte er würde mich auch nur einmal nicht so enttäuscht oder mitleidig ansehen", meine Stimme wurde immer leiser, fast schon flehend starrte ich sie an, ließ meine Trauer in meiner brechenden Stimme hörbar werden genauso wie in den aufkommenden Tränen. Minah's Gesichtszüge wurden noch weicher, leicht überfordert folgte sie einer kleinen Träne, welche über mein Gesicht floss und schnell von mir weggewischt wurde. "Sorry", schniefte ich schnell, meinen Blick abwendend. "Ist okay", murmelte sie und kurze Zeit später spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
"Er-", ein Schluchzer unterbrach mich, welcher wohl der Beginn der unaufhaltbaren Tränen sein würde, "wird mich niemals anders ansehen!" Sie strich beruhigend über meinen Rücken, während ich mein Gesicht schluchzend in den Händen vergrub. "Du magst ihn also wirklich ziemlich", stellte sie vorsichtig fest, worauf ich meine Schluchzer kurz unterbrach und langsam mit verheulten Augen zu ihr aufschaute. "Du nutzt die Momente in denen ich am Schwächsten bin echt fies aus", schniefte ich, dachte nicht einmal mehr daran, es abzustreiten.
Sie lächelte mich an, begab sich wieder zu ihrem Bett, während ich mit meinem Ärmel über mein Gesicht wischte. "Ich habe Scheiße gebaut", meinte ich in die Stille, mein Stolz und mein Schweigen war sowieso schon gebrochen. "Er war trinken. Wegen mir."Minah wirkte nicht wirklich überrascht. "Warum lässt er sich so zerstören?" Ich war mir nicht sicher, ob diese Frage an mich gewendet war, da sie etwas abwesend auf den Boden schaute. Tatsächlich schien sie sich ziemlich für ihren Bruder zu sorgen. "E-er weiß nicht, wie viel er euch wirklich bedeutet. Geschweige denn mir. Er weiß nicht, was er für ein toller Mensch ist", murmelte ich, hatte mich wieder einigermaßen beruhigt. Seufzend nickte Minah. "Er kann schon ziemlich nervig und griesgrämig sein, aber er ist eben einfach mein großer Bruder."
"Du kannst ihn wenigstens nicht verlieren."
"Hör auf, so etwas zu denken..."
"Ich meine das ernst. Ich habe schon so viele Menschen in meinem Leben verloren. Ich bin es aber auch einfach nicht wert. Ich bin selbst Schuld. Er wird mich auch loslassen, wenn er merkt, was mit mir wirklich los ist. Wenn er von seiner Höflichkeit loskommt, sich nicht nur mehr um mich sorgt, weil er ein guter Mensch ist."
"Yoongi ist kein guter Mensch. Nicht so wie du denkst. Niemals hätte er freiwillig so jemanden wie dich einfach mit nach Hause genommen. Und in sein Bett schon gleich gar nicht. Das ist sein Heiligtum, falls du verstehst." Sie sah mir ernst in die Augen.Ich lachte leicht auf, "Das ist echt süß von dir... danke." Verlegen erwiderte sie meinen Blick, ihre Wangen bekamen einen leichten Rotton. Erneut grinste ich über die plötzliche Verlegenheit des vorlauten Mädchens. "Das nächste mal erzählst du mir die ganze Story, okay?"
"Ich denke nicht, dass-"
"Dann eben das wichtigste."
Ih verdrehte die Augen, erhob mich von dem Stuhl. "Falls es ein nächstes mal geben wird."
"Hoffe ich doch."
"Wärst du nicht noch so jung, würde ich glatt sagen, dass sich das verdammt falsch anhören hätte können", neckte ich sie und lachte über ihren erschrockenen Gesichtsausdruck und wie sich ihr Gesicht innerhalb weniger Sekunden in einen dunklen Farbton ändern konnte. "Idiot!", damit schob sie mich aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu.Grinsend begab ich mich zur Treppe. "Was ist denn da oben los?", hörte ich eine männliche Stimme von unten, sodass ich mich in deren Richtung begab. Als ich unten angekommen war, stand Seokjin schon in der Küchentür und musterte mich überrascht. "Ähm, Minah hat wohl einen schlechten Tag", ich lachte auf und sah ihm dabei nicht nach oben in die Augen. "Mädchen...", seufzte Jin, bevor sich ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete, "komm rein, Jimin!"
Dankend setzte ich mich zu Namjoon an den Tisch, welcher das ganze wieder mit einem stummen Nicken kommentierte. "Du redest auch nicht viel, was?" Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, doch anstatt seinen Blick von mir zu lösen, hing dieser weiterhin auf mir. Er bohrte förmlich seine Augen in mein Profil, weshalb ich mich nach ein paar Sekunden wieder verwundert zu ihm drehte. "Hast du geheult?", fragte der junge Mann mit tiefer Stimme, doch so leise, dass nur ich es hören konnte. Erschrocken wischte ich mir erneut durch das Gesicht, was die roten Augen natürlich nicht verschwinden ließ. "Scheiße...", murmelte ich, richtete meinen Blick vor mir auf die Tischplatte, in der Hoffnung, so mein verräterisches Gesicht verbergen zu können. "Yoongi und du also...", murmelte der Blondhaarige neben mir, was mich zu ihm sehen ließ. "Nein, nichts Yoongi und ich", zischte ich zurück, bevor ich meinen Blick seufzend wieder dem Tisch zuwandt.
"Abendessen!", riss Jin uns beide aus den Gedanken. "Das wird schon, Kumpel", flüsterte mir Namjoon noch zu, bevor er sich mit einem Lächeln zu Jin begab um ihm im Vorbeigehen an der Hüfte zu packen, herumzuwirbeln und einen Kuss aufzudrücken. Ich grinste, als ich merkte, wie diese Geste den etwas größeren Braunhaarigen aus der Bahn warf und ein paar Sekunden perplex und mit rötlichen Wangen in der Küche stehen ließ, bevor er strahlend zum Tisch kam.
Minah betrat nun auch den Raum, setzte sich neben mich, da Namjoon sich diesmal zu Jin gesellt hatte. Unauffällig streifte ihre Hand meinen Rücken, ich warf ihr einen kurzen Blick zu, welcher versichern sollte, dass alles okay war."Ich weiß echt nicht, wie ich das wieder gut machen kann", dankend lächelte ich Jin an, welcher mich bis jetzt noch kein einziges mal darauf hingewiesen hatte, sein Haus zu verlassen, geschweige denn mein Essen selbst zu kaufen. "Das ist doch kein Problem", erwiderte er, "ich bin so froh, dass Yoongi einen so guten Freund gefunden hat."
Diese Worte ließen mich schluckend zu meinen Händen schauen. "Ja...", meinte ich leise. "Apropos Yoongi", Minah räusperte sich, "der scheint ziemlich schlecht geschlafen zu haben, er hat mir gesagt, dass er nicht zum essen kommt", sprang Minah schnell ein und ich fand die Lüge eigentlich ganz plausibel. "Oh, okay." Und damit war das Thema am Tisch gegessen, wobei Jin wohl der einzige war, welcher noch immer nicht an der ganzen Sache zweifelte.
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I Know Your Brother || Yoonmin || Jimin schreibt...
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] Texting • Story • Yoonmin Er hatte mich mehr oder weniger zufällig angeschrieben, eher um mich loszuwerden. Und trotzdem hatten wir begonnen, weiter miteinander zu schreiben, uns wichtig zu werden. Ja, er wurde mir wichtig, sehr soga...