Kapitel 12

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Gegen acht Uhr mache ich mich auf den Weg nachhause, davor habe ich den ganzen Tag einfach in der Mall of Berlin verbracht . Dort waren wir mit den Jungs im Mc Donalds und haben uns einen Burger nach dem anderen reingestopft.
Es war eine gute Abwechslung. Natürlich habe ich denen von Bonny und den zwei Opfern erzählt. Das hast du dich doch gefragt, stimmt's?
Naja danach haben wir draußen auf den Parkplätzen ein paar Joints in uns reingezogen, weil es unsere Lust nach Blut wenigstens etwas gestillt hat.
Außerdem musste ich dadurch die ganze Zeit lachen und konnte nichts mehr ernst nehmen, auch nicht Bonny's schweigen.
Doch irgendwann lässt die Wirkung nach und jetzt stehe ich hier, vor meinem Haus und bin mit den Gedanken bei Bonny. Wo denn sonst?

Ich atme tief ein und aus, rieche noch ein letztes Mal an meinen Klamotten, um sicher zu gehen, dass da nichts mehr nach dem Gras riecht. Wenn sie mich erwischen bin ich Tod.

Was eine Ironie, Tod bin ich ja sowieso

Dann bin ich mir ziemlich sicher, dass nichts mehr danach riecht und schließe die Tür auf. Ich trete ein, ziehe meine Schuhe aus und wundere mich über die Stille im Haus. Vorsichtig betrete ich den Flur und schaue mich um, niemand im Wohnzimmer oder in der Küche.
Hallo, jemand da?", frage ich während ich auf meiner Rolex die Zeit abchecke.
Hm komisch, anscheinend sind sie irgendwo draußen oder bei der Blutbank.

Ich gehe die Treppen hinauf und biege nach rechts ab, auf dem direkten Weg in mein Zimmer und ziehe frustriert meine Jacke aus. Das Haus fühlt sich so komisch an, ohne die anderen und deren Lärm. Ich  brauche jetzt deren Gesellschaft und einfach meinem Bruder Daniel. Er ist der perfekte Zufluchtsort für mich. Bei ihm vergesse ich alles.

Dann höre ich wie die Tür aufgeht und spüre einen Funken von Glück in mir. Sie sind da! Sofort springe ich durch die Lücke zwischen der Treppe und unsere Wand mit einem Vampir Sprung.

Manchmal fühle ich mich wie ein Tier, nur dass ich mich Zuhause ausleben darf und die draußen.

Als ich die zwei sehe bin ich zuerst verwirrt „Wo ist Daniel?", frage ich und schaue das niedergeschlagene Gesicht meiner Mutter an, dann Wechsel ich zu dem meines Vaters und merke wie wütend er mich anschaut. Beide geben mir keine Antwort und ziehen sich nur aus. Abends ist es im Sommer nunmal auch kalt.

„Hallo", sage ich und winke mit meiner Hand vor deren Gesichter hin und her, dabei hoffe ich auf eine Gegenreaktionen von Ihnen, aber sie gehen nur an mir vorbei und setzen sich aufs Sofa.

Ich folge ihnen unsicher und frage mich wieso sie so sein könnten und wo zum Henker steckt bitte Daniel? „Redet doch mit mir, was ist bitte los?", sage ich und versuche nett rüber zu kommen, obwohl ich es hasse wenn man mich ignoriert und es mich sehr stark reizt. Dazu mache ich mir noch sorgen, was ist wenn Daniel etwas passiert ist?

Es herrscht eine lange Pause, alle beiden betrachten still den Boden und ich rieche einen Hauch von Blut. „Wir sind sehr enttäuscht von dir junge", sagt dann mein Vater mit einer frustrierten Stimme.

„Wieso", gebe ich ruckartig zurück und beide schauen zu mir hoch, was mich etwas einschüchterte.
Wie immer übernimmt mein Vater das reden und meine Mutter sitzt still auf dem Sofa, die Rolle des Bösen cops hat ihr nie gepasst.

„Wir finden eine Suspendierung nicht so schlimm, sowas kann in jungen Jahren passieren. Du bist jung und da rebelliert man eben manchmal, diese Sachen gehören zum erwischen werden. Aber das du dann nicht in der Schule erscheinst um deine Aufgaben ab zu holen, sondern lieber zwei unschuldige Frauen tötest hat deiner Mutter und mir das Herz gebrochen", erklärt er und ich merke wie meiner Mutter die Tränen kommen.

„Papa ich..", will ich mich verteidigen, doch er schneidet mir das Wort ab.

„Nein, hör mir zu!", sagt er etwas strenger  stimme und ich nicke, meine Angst ist zu groß. Falls er ausrastet, bin ich erledigt.

„Wir sagen dir immer, dass du dich unauffällig verhalten sollst. Wir wollen für uns alle hier ein Leben aufbauen. Abgesehen von all dem, wie kannst du unschuldigen Leuten das Leben nehmen? Wir sind nicht solche Vampire, wir nicht. Du hast dich also dafür entschieden", beendet er seine Rede und es ist wie ein Stich in mein Herz. „Nein, ich bin wie ihr", versuche ich mich raus zu reden, doch meine Mutter wagt es dann auch hoch zu schauen. Sie hat geweint.

Kopf schüttelnd sagt sie „Die Vampir-Familien in Berlin haben abgemacht den Leben nichts zu tun, wir respektieren sie alle und stoßen alle aus, die nicht der Regel folgen", spricht sie leise und tut so als wüsste ich davon nichts, aber natürlich wusste ich das. Sie haben es mir ja tausend mal gesagt. „Wir haben die Drecksarbeit  gemacht und alles weggeräumt und es war so schlimm. Ich habe seit dem ich 25 bin nie wieder jemanden getötet. Und dann muss ich das Werk meines Sohnes weg bringen? Es tut so weh dich zum Wandel in einen Biest zu sehen", spricht sie und kann nicht mehr stark sein, sie weint.

Ich fühle mich so scheiße. Ich habe die beiden traurig gemacht und verletzt. Natürlich bin ich auf dem Weg das Biest zu werden, von dem jede sterbliche Mutter ihrem Kind erzählt.

„Du hast uns sehr stark enttäuscht", sagen beide gleichzeitig, während mein Vater, meine Mutter in den Arm nimmt.

Sobald sie diese Wörter ausgesprochen haben wird die Luft plötzlich so dick um mich herum. So als würde sie mich gleich ersticken. Ich merke in meinem Spiegelbild am Spiegel hinter ihnen, wie mir die Farbe auf dem Gesicht weicht.
Es verschlägt mir einfach die Sprache.
Ich habe mich noch nie so elend gefühlt.
Ich versaue Ihnen das Leben hier und sie wollen nur das beste für mich. Am liebsten würde ich direkt anfangen zu weinen und alles rückgängig machen.

„Geh jetzt in dein Zimmer. Wir brauchen Zeit für uns. Daniel schläft heute bei seinem Freund", fordert meine Mutter mich und ich nicke.
Beschämt gehe ich mit gesenktem Kopf hoch und lege mich einfach ins Bett.
Erschöpft vom Gras und Gespräch schlafe ich direkt ein.

Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt