Kapitel 33

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Am nächsten Morgen werde ich zärtlich von meiner Mutter geweckt. "Schatz steh auf", bat sie mich und ich stehe gähnend auf. Ich kann sie einfach nicht schlecht behandeln, selbst wenn ich nicht weiter weiß. Also stehe ich auf und ziehe mich sofort um, währenddessen meine Mutter unser Frühstück vorbereitet. Unten angekommen sitzen schon alle mit einem breiten Grinsen auf dem Tisch. Merkwürdig, eigentlich sind sie nach solchen Ereignissen richtig kaputt und demotiviert. "Morgen?", gebe ich unsicher von mir, während ich mich hinsetze. "Du trinkst heute ein Blutbeutel, sonst flippst du wieder aus", sagt mein Vater lachend und ich lächele sie einfach nur an. "Woher der Sinneswandel?", frage ich und greife nach dem Beutel. "Ich will auch Vampir sein", platzt mein kleiner Bruder ins Gespräch und wir müssen alle lachen "erst wenn du erwaschen bist"erklärt meine Mutter und reicht ihm sein Nutella Brot hinüber. Er beißt glücklich hinein und meine Mutter wendet sich zu mir, während ich weiter an dem Beutel schlürfe. "Weil wir das so abgemacht haben, damit die Vampire nicht in Gefahr geraten, wegen dem Lehrer. Sobald er aus dem Verkehr geschaffen wird, trainieren wir euch wieder in den Ferien", erklärt sie und ich nicke zufrieden. Dann reden wir über alles mögliche und zum ersten Mal verstehen wir uns hervorragend. Ich habe seit langem das Gefühl, dass wir wieder eine Familie sind. 


Nach dem Frühstück sprinte ich, mit meiner Tasche auf dem Rücken, zur Haltestelle, da ich wie gewöhnlich auf den letzten Drücker hinaus gehe. Manche Dinge ändern sich wohl nie. Wie immer erwische ich den Bus gerade so und ergattere mir diesmal keine Platz. Keuchend stelle ich mich in die Ecke und schaue aus dem Fenster. Langsam scheint die Sonne und ich merke, dass der Sommer langsam kommt. Deswegen kann ich heute sogar im T-Shirt raus. Irgendwann gehen mir in meinem Kopf die Themen aus und mir fällt auf, dass ich seit gestern keine Sekunde an Bonny verschwendet habe. Ehrlich gesagt verwundert es mich und ich bin leicht geschockt, weil sowas durch diese Bindung nicht möglich sein sollte. Seit gestern passiert so etwas immer öfter, ich kriege die Kontrolle, meine Gedanken gehören mir. Doch gestern war das auch so, sobald ich Bonny nur rieche, hat sie die ganze Macht. Das darf nicht passieren, hoffentlich. 


In der Schule angekommen gehe ich sofort in die Raucher Ecke und wir begrüßen uns alle mit einem Handschlag. "Heute wird der Geschichtslehrer zerstört", sage ich lachend und nehme John den Joint aus der Hand, damit ich ein paar Züge ziehen kann. "Der ist heute nicht da, müssen es auf morgen verschieben", erklärt Mike und ich seufze "Mist, egal dann wird es morgen gemacht", antworte ich und dann klingelt es schon zur ersten Stunde. Wir haben Englisch und somit bin ich mit Bonny zusammen. Das kann ja etwas werden. Ich möchte ihr einfach nicht begegnen, teilweise auch, weil sie gestern einfach gegangen ist. Sowas ist unhöflich und frech. 


Genervt setze ich mich alleine auf einen Platz, da die Jungs in anderen Kursen verteilt sind. Zuerst checke ich meine Tweets durch und wechsle dann auf die App Instagram, bis auf  einmal der Geruch von Vanille mir entgegen kommt. Ruckartig hebe ich meinen Kopf und vor mir steht Bonny. Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt. Was macht sie bitte hier und wieso schaut sie mich so böse an? Ganz plötzlich kommen mir wieder die liebes Gefühle hoch und ich dränge unbewusst meine Wut nach hinten. Mit jedem Atemzug fühle ich mich unwohler und würde am liebsten einfach gehen, da ich gerade keine Kraft besitze um mit ihr zu reden. Erst jetzt bemerke ich, dass mich das Geschehen von gestern doch sehr verletzt hat. Nach diesem Gespräch mit dem Lehrer habe ich sie einfach gebraucht, selbst wenn nur als gute Freundin. Ich war auch für sie da, aber sie nicht für mich. Es tut weh zu wissen, dass sie sich nicht um mich schert. Also will ich einfach nur, dass sie verschwindet. 


Okay nein, eigentlich will ich ihre Nähe und brauche nichts so viel wie sie. Ich brauche sie und ihre Anwesenheit kann aufmuntern. Trotzdem weiß ich es wäre besser, wenn sie gehen würde. Sonst tut sie mir mehr weh, als gut.


"Chuck wir müssen reden", sagt sie in einem strengen Ton und Blick. Ich zucke nur mit den Schultern, da ich nicht weiß, was ich sagen soll. Möchte ich wirklich mit ihr reden? Sie verdreht genervt ihre Augen "du wolltest doch", sagt sie und ich schüttle meinen Kopf, wohin sie schockiert schaut. "Bitte was?", gibt sie verwundert von sich und ich überlege ob ich antworten soll, da ich es auch ohne ganz gut gemeistert habe. Ich will nicht mehr mit ihr reden, sie kann nicht mit mir umgehen wie sie will, Verbindung hin oder her. Dann brauche ich sie halt, na und? Bonny wird langsam wütend und formt ihre Hände zu einer Faust "antworte mir", knirscht sie mit ihren Zähnen. Ich atme tief ein und sage dann "du kannst doch nicht mit mir umgehen wie du magst, bin ich dein Hund? Du servierst mich ab wenn du willst und ich soll kommen wenn du lust dazu hast?Auch wenn ich dich sehr will und brauche, bin ich anscheinend ohne besser dran. Wenn du mich nicht Wert schätzen kannst, tut es jemand anderes. Solche Mädchen wie dich gibt es oft", murmle ich vor mich hin, aber laut genug, damit sie mich hört. "Aber Chuck ich meinte-", doch ich unterbreche sie und zeige auf einen Platz weit weg von mir "da ist ein Platz frei". Bonny wendet ihren Blick auf den Boden und geht einfach. Klar tut es mir weh, aber ich musste es tun. Sonst denkt sie, dass sie mit mir umgehen kann wie sie will und vor allem nach ihrer Laune. Es schmerzt in meiner Brust sie so traurig zu sehen und ich hoffe, dass meine Bindung mich nicht beeinflusst und ich ihr doch nach renne. Es ist nur besser, wenn sie mich vergisst. 


Dann kommt auch der Lehrer und der Unterricht beginnt. Obwohl ich mich auf den Stoff konzentrieren will klappt es nicht. Wahrscheinlich wegen den Drogen, die diesmal eine ganz andere Wendung haben. Sie unterstützen meine Trauer. 


Der Rest des Tages vergeht wie im Flug und ich mache sogar Mündlich mit. In der Pause erzähle ich denn Jungs alles und sie sind mehr als begeistert. Wir hoffen jetzt, dass ich von der Bindung und Bonny ganz frei komme. Dann verläuft der Tag unspektakulär und ich würde am liebsten einfach schwänzen, aber dann muss ich in die Mall und mein Vater ist heute im Laufe des Morgens mit seinen Kollegen dort Frühstücken. Also ertrage ich noch die letzten Stunden, bis plötzlich Lara in die Klasse stürmt, wo Bonny und meine Jungs sich ebenfalls befinden. "Ey People!", brüllt sie und hat jetzt die volle Aufmerksamkeit, zu ihrem Glück ist der Lehrer gerade weg. "Heute Abend steigt eine Fette Hausparty bei mir, da wir morgen wegen einer Fortbildung frei kriegen. Ich war in fast allen Oberstufen, bringt von mir aus Freunde mit! Es wird die krasseste Party des Jahres mit einem DJ und gutem Essen, als Belohnung für meine guten Noten. Meine Adresse Tweete ich später", schreit sie voller Freude und ich frage mich wie reich ihre Eltern sein müssen, dass sie spontan so viel Veranstalten. Alle brüllen laut vor Freude und sie lacht "nur jeder muss etwas zu trinken mitbringen", fügt sie hinzu, aber niemand hört auf zu brüllen. "Auf uns kannst du zählen", brüllt Jake und Lara zwinkert ihm zu. Sofort schüttele ich meinen Kopf, doch nur Bonny kriegt es mit, da sie mich den ganzen Tag lang schon beobachtet.


Kurz darauf hin verschwindet Lara und die Lehrkraft kommt wieder. Alle reden von nun an nur noch über die Party, doch ich halte mich raus. Als es klingelt renne ich direkt zur Tür, doch werde dort von Bonny aufgehalten. Neugierig schaue ich zu ihr, doch zwinge mich böse zu schauen. "Was gibt es?", frage ich und sie lächelt mich an, doch ich erwidere nicht. "Bitte komm auch zur Party", sagt sie, doch ich zucke nur mit den Schultern. Bonny will gerade etwas sagen, doch ich gehe einfach. 


Nie im Leben hätte ich am Montag gesagt, dass es so weit kommen würde. Doch da habe ich auch mit meinem Herz und nicht mit meinem Verstand nachgedacht. Ich empfinde gemischte Gefühle für sie, einerseits will ich sie die ganze Zeit bei mir haben und anderseits soll sie am liebsten 100km entfernt sein. 


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Meint ihr Chuck geht auf die Party? 

Wieso fühlt er plötzlich so anders?




Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt