Kapitel 26

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Ich atme tief ein und versuche nicht sofort los zu weinen.
Wieso hat sie mir denn nichts davon erzählt und wo befindet sie sich gerade?

Wo kann ich sie finden?"

Die Frau schüttelt ihren Kopf und ihr Lächeln verschwindet langsam „das darf ich leider nicht weiter sagen", erklärt sie und ich nicke „okay", gebe ich zurück.

Doch ich kann niemals mit dieser Antwort leben. Ich muss wissen so Bonny sich gerade befindet.
Also muss gehandelt werden.

Ich schaue und höre mich kurz nach anderen anwesenden Menschen um und packe sie dann kurz darauf an ihren Schultern fest, damit sie sich nicht befreien kann.
Bevor sie ein einziges Wort sagen kann schaue ich ihr tief in die Augen und lasse zu, dass sich meine Augen verändern.
Es fängt an leicht zu jucken, aber dann ist es vorüber.
Von mal zu mal wir des immer angenehmer.

Als ich ihren Geist und ihre Konzentration ganz in der Hand habe, fange ich mit der Manipulation an.

Du bleibst jetzt ruhig und antwortest nur auf meine Fragen", befehle ich und sie nickt.
Wieso wieder Bonny raus geworfen", ist meine erste Frage.
Ich höre wie sie immer schneller atmet, aber sich nicht bewegen kann.
Weil sie gegen die Regeln verstoßen hat."
Ich schaue sie wütend an „was denn für Regeln?", knurre ich und sie schluckt schwer „sie hat jeden Abend laute Musik angemacht, sich mit allen Jungs geprügelt und die Wände voll gemalt. Ganz plötzlich wurde sie zum Teufel", erklärt sie und ich atme seufzend aus.
Wieso macht sie sowas?
Das ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit!
Vielleicht braucht sie Hilfe?

Wo ist sie jetzt?", frage ich nach einer langen Denkpause und sie zuckt mit den Schultern.
Antworte!", sage ich etwas wütender und schaue ihr immer noch tief in die Augen, damit die Manipulation hält.
Sie sollte in der WG Blumenkinder für Kinder mit Pädagogen leben. Eventuell muss sie erst runter kommen, bevor sie wieder Kontakt zur Außenwelt bekommt", erklärt sie mir und ich höre wie schnell ihr Herz schlägt.
Es ist ein Kampf mit mir selber, sie nicht direkt zu beißen.
Ihr Blut klingt so köstlich.
Trotzdem Rappel ich mich zusammen und konzentriere mich auf die eigentliche wichtige Sache.

Okay, du oder Sie... ach keine Ahnung! Auf jeden Fall  wird das was hier eben passiert ist vergessen und niemanden erzählt", beende ich das Gespräch und sie nickt.

Keine Sekunde später habe ich meine Vampir Geschwindigkeit genutzt und mich hinter einem Baum versteckt.
Als sie wieder zu sich kommt schaut die Frau sich um und hat einen verwirrt Gesichtsausdruck.
Sowas kann man mit einem Filmriss vergleichen, wenn man sich voll trinkt und dann am nächsten Morgen gar nichts mehr weiß. Dann geht sie wieder hinein.

Sobald sie nicht mehr zu sehen ist renne ich auf die Straße und mache mein Handy an, damit ich über Google Maps die WG Blumenkinder orten kann.
Zu meinem Glück gibt es nur eine WG mit dem Namen und so muss ich nicht ganz Berlin absuchen.

Ich schreibe meinen Eltern kurz eine Nachricht, dass ich mit den Jungs unterwegs bin, damit sie sich keine Sorgen machen. Meine Mutter ist bei sowas sehr paranoid, sie würde direkt die Polizei einschalten.

Ich folge der Route und steige zuerst in die U-Bahn ein und fahre fünf Stationen lang. Das Gemeinschaftshaus ist sehr weit abgelegen und deswegen dauert der Weg auch etwas länger.
Beim aussteigen werfe ich noch einmal den Blick auf mein Handy und fange dann an, alle Straßen ab zu gehen.
Laut meiner Map sind es nur zehn Minuten zu Fuß.
Aber der volle Fußgängerweg und die sehr vielen lauten Autos blockieren meinen Weg. Das ist halt Berlin, alles voll. Diese Stadt schläft nie.
Ich drängle mich durch viele Touristen durch, die meisten aus asiatischen Gebieten kommen, damit ich nicht gefühlte Stunden stehen muss.
Ein paar mal kriege ich wütende Blicke zu geworfen, aber die beachte ich nicht.
Selbst schuld. Wenn man jede Sekunde stehen bleibt um alles zu fotografieren.
Dann muss ich links abbiegen, die Straße dann bis zum Ende laufen und bin da.
Diese Straße war komischer weise nicht so voll, vielleicht weil es hier auch nur Häuser gab und keine Läden weit und breit zu sehen sind.
Dann piept mein Handy, ich bin am Ziel angekommen.

Langsam schaue ich hoch und sehe direkt das Blumenkinder Schild. Alles ist sehr schön gestaltet.
Die Wand ist voller Blumen in pink, rosa und blau gemalt. An sich ist die Wand gelb und strahlt damit eine gewisse Freude aus. Ich fühle mich automatisch wohl, vielleicht war es ja deren Mission?

Vorsichtig gehe ich die drei Treppen hinauf, die zur Tür führen und überlege ob ich wirklich klingeln soll.
Eventuell möchte sie alleine sein oder braucht ihre Ruhe?
Ich weiß ja nichtmal, ob sie mich wirklich sehen will. Sonst hätte Bonny sich gemeldet.

Naja, jetzt bin ich hier und es gibt kein Zurück mehr. Ich werde es sonst heute Abend im Bett bereuen.

Also Klingel ich und bin etwas angespannt, ich weiß nicht was mich gleich dort erwarten wird.
Keiner macht ruckartig die Tür auf und es verunsichert mich, bin ich falsch?
Das kann nicht sein, draußen hängt ein Schild mit deren Namen.

Nach einer Minute seufze ich enttäuscht und drehe mich zur Seite, damit ich die Treppen hinunter kann.
Ich hatte echt vieles erwartet, aber nicht das. 
Ich gehe an der Hauswand vorbei und würde am liebsten weinen.

Doch dann werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als mich jemand ruft.
Chuuuuuuck!"
Die Stimme kommt mir sofort bekannt vor und ich drehe mich während die Person meinen Namen ruft um.

Bonny.

Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt