Kapitel 28

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Jetzt sitze ich mit Bonny auf ihrem neuem Bett und wir schauen uns einfach nur in die Augen. Seit dem ich  mit ihr draußen saß und wir dann anschließend hinein gegangen sind, hat keiner von uns beiden ein einziges Wort heraus gebracht. Es viel uns irgendwie schwer oder sowas. Aber was hätte man den sagen sollen? Was könnte man jetzt noch sagen? Bonny hat jegliche Freude am Leben verloren und ich weiß nicht wie man mit so einer Situation umgeht. Also werfe ich ihr eine Blick zu, welcher ihr etwas Mut geben sollte. Bonny schaut nur abwechselnd zu mir und dann wieder auf den Boden, sie kommt so beschämt rüber. Sie braucht mich jetzt.

"Bonny ich weiß, dass das eben sehr unpassend war und es tut mir sehr leid, aber ic..-", doch sie unterbricht mich mit einem Kuss auf die Wange. "Chuck es ist alles gut, ich weiß du wolltest mir nur helfen und das kann ich verstehen. Du bist zurzeit die wichtigste und einzige Person in meinem Leben. Aber trotzdem, was ich tun werde ich ganz und alleine meine Sache. Ich werde dem allem ein Ende setzen und meine innere Ruhe haben, doch erst wenn ich den Mörder meiner Familie finde. Er soll genau so viel leiden wie ich, ich sterbe jeden Tag aufs neue und er soll jede Minute sterben", sagt sie voller Zorn und schaut aus als würde sie jetzt jemanden töten können. Sie schafft es sogar mich einzuschüchtern, aber ich versuche es mir vergeblich nicht anmerken zu lassen. "Bonny wir finden diesen Typen wenn du es unbedingt willst, doch wäre es das richtige?", frage ich sie, damit Bonny sich umstimmen lässt. "Wieso sollte es falsch sein?", hackt sie nach und ich zucke mit den Schultern. "Falsch meine ich doch gar nicht, aber najaaa", dann stoppte ich und suche in meinem Kopf nach den passenden Wörtern "es wäre doch besser mit allem abzuschließen und die Vergangenheit vergangenes zu lassen. Du würdest damit nur alte Wunden wieder aufreißen und sie nie verheilen lassen. Denk doch mal bitte ohne deine Wut aus dem Spiel und denk klar. Ich möchte nur das beste für dich man Mädchen", antworte ich und merke wie sie seufzend runter kommt "nen mich nie wieder Mädchen", dann legt sie eine kurze Pause ein "du hast ja eigentlich recht", gibt sie zu und hebt ihren Blick vom Boden zu mir "aber würde jemand deiner Familie so etwas antun, wie würdest du reagieren?", stellt sie als Gegenfrage und ich muss lachen "ich würde vermutlich dem Kerl alle Gliedmaßen Stück für Stück raus reißen." Bonny muss dann auch schmunzeln und die Atmosphäre wird lockerer. "Dann müssen wir ja nicht lange darüber reden Chuck."

Anschließend haben wir uns einfach in ihr Bett gelegt und auf Netflix die Serie Bates Motel angefangen. Da sie immer noch in einer Wohngruppe wohnt, gehen wir nicht ins Wohnzimmer. Wir brauchen jetzt Zeit für uns beide, ich brauche sie jetzt ganz für mich alleine. "Du kannst dich ruhig an mich kuscheln", schlage ich vor und sie macht es auf die Sekunde. Als hätte sie darauf gewartet und es tut so gut mit ihr in meine Armen zu liege. Trotzdem fühle ich mich nicht ganz wohl dabei, weil ich einfach seit Tagen diese Fragen im Kopf habe. Liebt Bonny mich und was für einen Namen können wir all dem geben? Können wir uns als ein Paar bezeichnen? Oh man. Klar könnte ich sie das fragen, aber irgendwie hält mich meine Angst zurück. Die Angst, dass sie mich dann doch nicht will und alles. Klar haben wir etwas darüber geredet, aber für mich war es nichts festes. Nicht nach allem. "Dieser Norman macht mir Angst", reißt sie mich dann aus meinen Gedanken und ich verstehe nur Bahnhof. "Eh ja?", gebe ich unsicher zurück und sie lacht "wo bist du denn jetzt wieder mit deinen Gedanken?", hackt sie nach und ich zucke mit den Schultern. Soll ich es ihr sagen? Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung ob es das richtige ist, aber eventuell habe ich dann nie wieder diese Gelegenheit, also muss die jetzt genutzt werden.  Ich greife nach der Fernbedienung, um die Serie zu stoppen. Bonny setzt sich aufrecht hin und schaut mir tief in die Augen. "Es gibt da diese eine Frage, die seit Tagen mir Nächte lang keine Ruhe gibt", starte ich meine Rede und sie achtet weiterhin auf mich " wir haben uns letztens geküsst und dann naja haben wir so lange telefoniert, wir haben Sachen gesagt und getan. Ich kann es so aussprechen und nicht erklären. Du kannst dir ja denken was ich sagen will oder meine." Doch im nächsten Moment bereue ich mein ganzen Gerede und schüttele meinem Kopf "okay nein das war alles dumm von mir, wie sollst du es denn auch verstehen? Es tut mir leid", versuche ich mich zu korrigieren und sie lächelt mich nur an. 

Bonny sagt wirklich gar nichts dazu und ich würde am liebsten im Erdboden versinken, aber sowas ist halt nur eine blöde Redewendung. Könnte man die nur in Realität umwandeln, das Leben wäre so einfacher. 

Als immer noch kein Mucks von ihr kommt wird mir das zu viel und ich versuche sie leicht und schonend von mir weg zu drücken "ich glaube es wird Zeit zu gehen", murmele ich vor mich hin, doch Bonny blockiert meine Handlung und schaut mir tief in die Augen. Dann lehnt sie sich nach vorne und setzt sich langsam auf meinen Schoß. In mir steigt sofort die Aufregung und ich spüre wie mein Puls ausrastet, aber ihr Herz ist komischer Weise ganz normal im Takt. Sie weiß ganz genau was sie da tut. Keine Sekunde später liegen ihre Hände an meinem Hinterkopf, sie krault mich an den Haaren und zieht mich dann an ihr Gesicht rann. Ich erwidere direkt und lege meine Hände auf ihre Wangen, dann sind unsere Lippen an der Reihe. Sofort liegen sie aufeinander, aber eigentlich küsse ich nur eine Lippe. Das ist so üblich für einen Kuss, zumindest habe ich es gehört. Irgendwann traue ich mich dann meine Zunge in ihren Mund zu bewegen und unsere verbinden sich direkt. Es ist so schön und ich würde am liebsten nicht aufhören, aber Bonny löst sich von mir, aber ihre Hände sind noch an meinem Hinterkopf. Sie blickt mir tief in die Augen und lächelt "ich liebe dich auch Chuck Anderson und ja wir sind zusammen", dann zögert sie keine Sekunde und küsst meine Lippen, die zu einem breiten Grinsen geformt sind, erneuert.

                                                           

Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt