Nach ungefähr zwanzig Minuten Fahren, mit dem Auto, sind wir endlich am Ort des Geschehens und im Auto plötzlich eine unangenehme Stille herrscht, betrachte ich den großen Park und fühle mich so schlecht. Alle Bilder schießen sofort in meinen Kopf und ich habe immer wieder Bonnys schreiendes Gesicht vor mir sehen. Das Blut, die Leichen und mein voll Gesicht, welches viel Blut abbekommen hatte, im Brunnen. Mir wird so übel und ich bekomme diese Art von Bauschmerzen, die man bekommt, wenn man Angst vor etwas hat.
An diesem Ort bin ich kurz davor gewesen zu sterben, da ich mich nicht getraut habe Blut zu trinken, aber es musste für meine Verwandlung sein. Ich habe mich anfangs echt geweigert das zu tun und fand die Veränderung sehr krass. Alles hört sich lauter an, meine Gefühle waren verstärkt und ich hatte keine Kontrolle über meine Geschwindigkeit. Das Dampfen vom Kocher, die Klingel der Tür und selbst das Atmen der Menschen, alles war damals so ungewohnt und unerträglich. Ich wollte mir meinen Schädel raus reißen und einfach tausende Tabletten, gegen meine Schmerzen zu mir nehmen, aber nichts half. Der Drang von meinen Eltern, dass ich endlich Blut trinken soll, damit sie anschließend mit mir alles, was einen Vampir ausmacht, durchgehen und durchmachen konnten. Meine Angst hat mich fürs erste zurück gehalten, aber als wir auf der Party waren fing alles an. Meine Ohren haben jeden Puls- und Herzschlag wahrgenommen und ich habe ihr ganzes Blut gerochen. Es schien mir plötzlich so lecker und frisch, dass ich einfach nur ein großes Verlangen danach hatte. Dazu war die laute Musik zu viel für mein neues Vampir Gehör und ich habe meine ganze Selbstbeherrschung verloren und bin ausgerastet. Da alle wie grauenhafte Wesen gekleidet waren, war es leicht die Leute zu verarschen und damit fing das grauenhafte Ereignis an.
"Ein trauriger Ort", murmelt Bonny so leise, dass ich sie fast überhört hätte. Damit bricht sie zwar unsere Stille, aber eine gewisse Anspannung liegt immer noch in der Luft. Ich nicke einfach nur stumm und schaue sie nicht einmal an, weil ich in ihrem Gesicht den Leid sehe. Ich hasse mich dafür, dass ich manchmal die Kontrolle verliere und damit vielen Menschen ihr Leben nehmen. So unendlich viele Schuldgefühle plagen mich die ganze Fahrt schon. "Chuck alles okay, ich habe mich an diesen Ort gewöhnt, da ich nach dem Tod meiner Eltern oft hier war. Es liegt zwar etwas außerhalb von Berlin, aber dafür konnte ich die ganze Fahrt lang in ruhe weinen", sagt sie mit einem aufgesetzten Lächeln, was ich bemerke, weil ich mich endlich traue sie anzuschauen. Bonny versucht so stark zu wirken, aber ich höre ihre Atmung und den schlag ihrer Adern, alles andere als Entspannung. "Aber wieso besuchst zu so oft diesen Ort, wenn es einer der schlimmsten Plätze der Welt ist, also für dich", frage ich und wende meinen Blick nicht von ihr ab. Bonny atmet tief ein und aus, bevor sie sagt "ihr Grab ist direkt in der nähe und ich habe dort Stunden verbracht", erklärt sie und ich verschlucke mich fast "oh Entschuldigung ich wollte nicht.. ich wusste nicht", stottere ich und versuche es wieder gut zu machen, aber Bonny lacht auf einmal "alles gut, an solche Gespräche musste ich mich gewöhnen mit der Zeit. Ich hasse es, das alle direkt das Thema wechseln wollen, nur weil sie denken, dass das alles zu viel für mich wäre. Im Gegenteil, darüber reden tut mir richtig gut, ich fühle mich dann nicht so alleine, da ich es ja schließlich bin", erklärt sie und auf einmal hat sich die Stimmung in eine ganz normale verwandelt. "Dann bin ich ja wohl ab heute direkt", lache ich und lege eine Pause ein, damit ich das Lachen unterdrücken kann "und du bist nicht alleine, du hast mich als einen guten Freund."
Bonny antwortet darauf nicht und damit wird unser Gespräch auch hiermit beendet. Irgendwie habe ich den Drang ihr zu sagen, dass ich dieser Typ bin, den sie sucht, aber das Risiko kann ich nicht eingehen, niemals. Also bin ich weiter still und lasse meine Schuldgefühle mich auffressen und sterbe gefühlt noch einmal an ihnen. Die restliche Fahrt wackele ich die ganze Zeit mit meinen Beinen hin und her, während ich gerade aus auf die Straße schaue, damit ich mich ganz klar auf meine eigenen Gedanken konzentrieren kann.
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Deine Nähe lässt mein Blut kochen
VampireDer 18 Jährige Chuck Anderson scheint auf den ersten Blick wie ein normaler Schüler des Heinz-Nixdorf Gymnasiums in Berlin zu sein. Er macht gerade sein Abitur, spielt American Football, ist sehr beliebt an seiner Schule und der totale Mädchenschwar...