Kapitel 30

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"Ey Bruder gööönn dir", sagt John lachen und betont die ö's besonders. Ich kann einfach nicht anders als grinsen und halte es nicht mal nötig, eine Antwort zu geben. Mein strahlendes Gesicht sagt schon mehr, als Worte es tun könnten. "Chuck aber nimm sie nicht zu hart durch", spottet einer der Jungs und klopft mir auf die Schulter. Dann reden alle noch darüber, dass sie auch endlich eine Freundin haben wollen und alles. Ganz beteiligen am Gespräch tue ich dann doch nicht, weil ich erstens eine Freundin habe und zweitens so schnell wie möglich zu Bonny will. Deswegen wasche ich mich auch nur ganz kurz und renne dann auf dem direkten Weg zu meinem Klamotten, schlüpfe hinein und hoffe, dass meine Haare nach dem Trocknen normal aussehen, was sie in der regel nicht tun. "Jungs ich gehe dann", verabschiede ich mich und gebe jedem einen Handschlag. "Habt viel Spaß zusammen", sagt John dreckig grinsend und alle, inklusive mir, lachen jetzt einfach nur noch. In unserer Mannschaft gibt es sowas wie schlechte Laune nur nach einem verlorenen Spiel. 


Nach der Verabschiedung greife ich nach meiner Sporttasche, die noch in der Schule war und lege sie mir um die Schulter. Die Klamotten müssen mal wieder mitgenommen und gewaschen werden. Als ich sicher bin, dass alle dabei ist gehe ich raus Bonny steht lächeln da. "Und dann soll einer sagen Mädchen brauchen länger",  sagt ironisch beim umarmen und ich lache. "Willst du das ich wie ein Tier rieche?", frage ich grinsend und sie schüttelt ihren Kopf "du weißt ja welches Parfüm ich an dir liebe Chuck", antwortet sie und ich nicke lächelnd. "Wo wollen wir etwas fooden?Ich habe so krass viel Hunger und könnte dich glatt auffressen, aber bist mir zu süß als Hauptspeise", frage ich lachend und sie zuckt mit den Schultern "mich kannst du auch so haben ", sagt sie grinsend und richtet ihren Blick dann auf die Straße "wollen wir?", hackt sie nach und nicke. Dann schaue ich auf ihre leer stehende Hand. In den etlichen Büchern und Filmen greift der männliche Part in so einem Moment die Hand. Aber will sie das überhaupt? So viele Mädchen denken, dass es als Junge ganz relaxed wäre, aber das stimmt nicht. Jede Junge auf diesem Planeten hat Angst vor einem nein. Doch irgendwo ist es doch schwachsinnig, sie wäre keine Beziehung eingegangen, würde sie mich nicht wollen. Auf einmal übernimmt mich die Mut und ich greife einfach nach ihrer Hand. Keine Sekunde später höre ich ein lautes brüllen, als hätte jemand ein Tor geworfen. Ich drehe mich um und sehe die Jungs. "Die haben anscheinend genau so lange darauf gewartet wie ich", sagt Bonny und schaut beschämt auf den Boden. "Oh süße, lass und jetzt gehen", schlage ich vor und wir machen un auf den Weg.


Wir laufen ungefähr zwanzig Minuten lang zur Mall of Berlin und reden dabei über unseren heutigen Tag. Von beiden Seiten wird betont, dass wir uns gegenseitigt vermisst haben und das jetzt jeden Dienstag machen sollen, da wir uns sonst nicht sehen können. Als wir beide einverstanden sind, schauen wir nach einem Laden, in dem wir etwas essen könnten. "Was bevorzugst du denn?", frage ich sie, aber es kommt nur ein Schulter Zucken. "Schmeckt und sättigt sowas dich überhaupt?", fragt sie und ich schüttle den Kopf. "Also nur minimal, aber da ich seit gestern Mittag kein Blut hatte, muss ich gleich den Kellner manipulieren, damit er mir etwas von seinem Blut gibt. Sonst drehe ich richtig durch", erkläre ich und sie nickt nur etwas traurig. Sofort bleibe ich stehen und drehe mich zu ihr "was ist denn los?", frage ich und gehe mir nervös durch die Haare. Bonny zuckt nur mit den Schultern "sag es mir oder muss ich dich manipulieren?", gebe ich ironisch von mir und muss lachen, aber Bonny findet es alles andere als lustig, was ihr Gesicht und schnell schlagendes Herz verrät. "Dein Herz", sage ich und lege meine Hand vorsichtig drauf "es schlägt so schnell, wieso?." Um ehrlich zu sein beunruhigt  mich das etwas. Von einer Sekunde auf die nächste fühle ich mich so fremd. Als wäre ich ihr nie nahe gewesen. Man kann es ungefähr damit vergleichen, wenn man seine alten Besten Freund sieht. Du weißt, dass das alles nie wie früher wird und obwohl ihr euch so nah standet und vieles übereinander wisst, fühlt ich euch wie fremde, sie sind fremde geworden.


"Bonny verdammt nochmal, was ist los!", gebe ich dann etwas aufgebracht von mir. Doch nicht einmal jetzt sagt sie was, sondern hält ihren Blick auf den Boden gesenkt. "Rede mit mir!", knurre ich mit den Zähnen und merke , wie mich die Wut einfach übernimmt. Wütend greife ich nach ihrem Arm und will sie zu mir zerren, aber sie wirft mir plötzlich einen ängstlichen Blick zu und reißt sich dann los "FASS MICH NICHT SO AN", brüllt sie vor allen und rennt dann weg. Ich stehe für ein paar Sekunden fassungslos dar. Was ist denn bitte passiert? Ganz plötzlich verhält sie sich so komisch und will einfach weg?  Erst jetzt merke ich, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren, was meine Aggressivität steigerte "was gibt es zu glotzen?", brülle ich und mache mich auf den Weg nach draußen.


Ich nutze die selbe Tür wie Bonny und versuche sie zu finden. Nach einer Minute joggen, nehme ich sofort ihren Geruch wahr und laufe in die Richtung. Sofort ist sie in Sichtweite. "Bonny warte!", brülle ich über die ganze leere Sackgasse. Es ist  dunkel,  also sind viele in der Woche schon Zuhause. "Geh einfach weg", sagt sie schwach und bleibt mit dem Rücken zu mir gekehrt stehen. Ich nutze einfach meine Vampir Geschwindigkeit und bin in 0,1 Sekunden vor ihrer Nase. "Du redest jetzt mit mir", spreche ich streng aus und sie seufzt. Dann füllen sich ruckartig ihre Augen mit Tränen, okay das ist echt unerwartet. "Du willst das ich die Wahrheit ausspreche?", brüllt sie und fängt an zu weinen. Ich verstehe wirklich nichts mehr, wieso ist sie so aufgebracht? Warum zu Geier weint sie und wieso hat sie nicht mit mir darüber geredet? "Nicht weinen", sage ich etwas ruhiger und will ihr die Tränen weg wischen, aber sie weicht aus.


"Die hässliche Wahrheit ist, dass du ein Gottverdammter Vampir bist. Du gehörst zu der Spezies, die meine Familie getötet hat! Ich bin eine Schande und habe es eben in der Mall realisiert. Du brauchst einfach das Blut und ich bin nie sicher bei dir. Was ist wenn du durchdrehst und mich töten willst? Dein Leben und mein Leben passen einfach nicht zusammen, merkst du es nicht? Du bist ein Untoter und ich sterblich. Ich möchte später mal eine normale Familie haben. Du und deine ganzen Freunde wieder bin an, ihr seid ekelerregende Kreaturen, die man vernichten sollte", brüllt sie weinend die ganze Straße entlang und ich bin einfach nur geschockt. Um ehrlich zu sein sind ihre Worte sehr verletzend und erniedrigend. Dazu widerspricht sie sich selber, da sie gestern noch sterben wollte und jetzt von einer eigenen Familie träumt. Ich weiß nicht was ich sagen soll, also zucke ich mit den Schulter "du bist gerade nur wütend", bringe ich gerade so noch raus und dann schlägt sie auf mich ein, ich lasse es zu, damit sie ihre Wut abbauen kann. Weh tut sie mir so oder so nicht. Meine ganze Wut ist verschwunden, mehr nimmt jetzt die Enttäuschung die Macht über mich.


Nach vielem Schlagen in Tränen löst sie sich von mir und weicht weinend einen schritt zurück "es ist aus", brüllt sie und rennt weg. Dieses Mal bleibe ich einfach nur stehen. Diese drei Worte hatten mich am meisten getroffen. Sie darf mich nicht verlassen, ich brauche sie. Nur weil sie auf einmal so einen Moment hatte, hasst sie mich jetzt oder wie? Das ist doch lächerlich. 


Wütend mache ich mich auf den Weg nachhause, doch sehe auf dem Weg eine alte Oma, die mich ängstlich anschaut. Mein Kopf ist so durcheinander, meine Gier nach Blut so groß und mein normaler Verstand weg. Ohne nach zu denken renne ich zu ihr, packe sie an ihrem Hals und sauge ihr das ganze Blut aus dem Körper. Es passiert so schnell, sodass sie nicht schreien kann. Ihr Blut strömt in meinen Mund hinein und ich hatte diesen metallischen Geschmack so vermisst. Es war warm, im Gegensatz zu den Beuteln meiner Mutter. Es war so frisch.


Ich lasse sie auf den Boden fallen und wische mir mit meinem Ärmel das Blut weg, dann mache ich mich befriedigt auf den Weg nachhause. 


"Wir sind noch nicht fertig Bonny Williams"


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Was meint ihr, kommen die beiden wieder zusammen oder hassen sie sich?

Deine Nähe lässt mein Blut kochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt