uno: Lois Lane

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G R E T A

Unser Zimmer war zwar nicht das gleiche wie im letzen Jahr, allerdings unterschied es sich vom Aussehen her kaum von dem alten. Lediglich mein flauschiges Bettzeug, mein gutes altes Kuscheltier und herumfliegende Kleidung fehlten. Dazu noch etliche Poster von Serien über dem Bett meiner besten Freudin, die sie auch dieses Jahr garantiert wieder dabei hatte.
Wenigstens gab es zwei einzelne Betten und kein Stockbett!
„Ich nehm' das Bett rechts!", rief ich sofort aus, nachdem wir das Zimmer betreten hatten und warf mich darauf.
„Alles gut, ich will dein dummes Bett gar nicht haben!", beruhigte Nia mich, nahm sich ihr eigenes und machte es sich im Schneidersitz darauf bequem.
Einige Sekunden saßen wir schweigend so da, bis plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
Erschrocken blickten wir in das nicht minder verwunderte Gesicht eines jungen Mannes, der vielleicht vier Jahre älter als wir war.
„Sorry", nuschelte er dann, strich sich eine seiner braunen Locken, die eine etwas dunklere Haarfarbe als die von mir oder meinem Bruder hatte, aus der Stirn und prüfte mit seinen grünen Augen den Raum.
„Hier sind also die Schülerzimmer", meinte er dann und tat, wie als wenn er schon die ganze Zeit im Sinn gehabt hätte, einfach mal in unser Zimmer hereinzuplatzen.
„Die Räume der Lehrer sind im Flur oben drüber", erklärte ich ihm grinsend. „Aber Sie können auch gerne hier schlafen. Ich schmeiße Nia raus, das passt schon!"
Meine grauhaarige Freundin funkelte mich wütend an.
„Lassen Sie Greta doch einfach in der Toilette pennen", entgegnete sie. „Das würde auch passen."
Mit einem etwas verwunderten Blick sah der neue Lehrer von Nia zu mir.
„Ich verzichte", lachte er dann und grinste uns an. „Aber vielleicht sehen wir uns ja im Unterricht!"
Er zwinkerte uns einmal zu und schloss dann die Tür hinter sich.
Langsam drehte ich mich zu der Grauäugigen um.
„Wir haben außer den drei Ausnahmen noch gut aussehende Lehrer an der Schule?", murmelte ich verwundert.
„Krass", entgegnete sie. „Aber vor allem haben wir neue Lehrer. Du weißt, was das heißt?"
Wir tauschten ein verschwörerisches Lächeln aus, bevor ich aufsprang.
„Aber sicher weiß ich das, Nialein!"

„Alter bist du über die Ferien fett geworden!", schnaufte meine Freundin, während sie versuchte, mich mit einer Räuberleiter zum Fensterbrett hochzuhieven.
Grummelnd steckte ich diesen Kommentar ein, zog mich derweil hoch und stieg durch das Fenster ein.
Ein Glück, dass es vorne noch so voll war, dass kein Lehrer die Zeit hatte ins Lehrerzimmer zu gehen. Und noch mehr Glück, dass Mr Payne die Fenster immer geöffnet ließ!
Sobald ich festen Boden unter meinen Füßen spürte, drehte ich mich um und reichte der Wartenden auf der anderen Seite des Fensters meine Hand.
„Komm hoch!", ermutigte ich sie.
Es war ein wenig erniedrigend, dass Nia so viel weniger Probleme damit hatte, durch ein Fenster im Erdgeschoss eines Gebäudes zu klettern, aber sie war nun mal sportlicher als ich.
Gekonnt ergriff sie meine Hand, zog sich hoch und landete geschickt neben mir.
„Du gehst an den Computer, ich suche, okay?"
Nickend setzte ich mich an einen der schwarzen Computer, der mit einem Drucker verbunden war, schaltete ihn an und wartete, während ich meine Freundin dabei beobachtete, wie sie zu den Fächern der Lehrer schritt.
„Perfekt, die ganzen Unterlagen sind schon da", triumphierte sie, was auch mich zum Grinsen brachte.
„Bete mit mir, dass Mr Horan noch immer das gleiche Passwort hat", murmelte ich und tippte derweil seinen Namen ein.
Vor einigen Jahren hatten wir herausgefunden, dass Mr Horans Passwort immer gleich war.

19NiallHoran93

Sehr einfallsreich. Aber er war noch nie dahinter gekommen, dass wir es herausgefunden hatten und uns ab und zu einmal in seinen Account einhackten.
„Es ist es noch immer!", rief ich aus, als ich mich eingeloggt hatte. „Guck mal nach dem Stundenplan", befahl Nia mir.
„Aye aye", sagte ich, tippte mir an die Stirn und öffnete die entsprechende Datei.
„Wir haben Mr Burki und Mr Payne wieder!", freute ich mich. „Und Mr Angels!"
„Greta!", meinte Nia warnend.
„So heiße ich."
„Mach!", fuhr sie mich an.
„Ja ja!"
Mit zusammengekniffenen Augen studierte ich unsere Stunden.
„Neu sind ... eine Louis Tomlinson und ein Harry Styles", erklärte ich dann.
Ein Louis Tomlinson meinst du, oder?"
Ich zuckte mit den Achseln.
„In Superman gibt es doch auch so eine, die so heißt."
„Die wird aber anders geschrieben!", schnaubte meine Freundin und überprüfte ihre Aussage noch einmal mit einem Blick auf den Computer. „Außerdem heißt die Lois und nicht Louis!"
Anschließend widmete sie sich wieder ihrer Aufgabe und zog etwas aus den entsprechenden Fächern hervor.
Ich zuckte mit den Schultern, öffnete derweil die Namensliste, auf der auch wir verzeichnet waren und suchte den Namen meiner Freundin.
Gefunden, änderte ich das 'Lavinia' fein säuberlich zu einem 'Nia' um, worauf ich mein Werk in doppelter Ausführung ausdruckte.
Nia hasste es, mit ihrem richtigen Namen angesprochen zu werden. Dies erinnerte sie an ihren verhassten 'Irgendwie-Vater' und da sie diesen Namen nie mehr los werden würde, wenn die Klasse ihn einmal erfuhr, sorgten wir bei den neuen Lehrern für gewöhnlich vor.
Fröhlich schnappte das Mädchen mit den grau gefärbten Haaren sich nun die Listen, tauschte diese sorgsam mit den alten aus und steckte sich die unbrauchbaren in die Hosentasche.
Ich loggte mich in der Zeit wieder aus, schaltete den Computer ab und stand auf.
„Fertig?", fragte ich sie, woraufhin Nia nickte.
Mit einem Lächeln auf den Lippen trat ich zum Fenster und sprang unbemerkt hinunter.
„Weißt du was?", meinte ich zu meiner Freundin. „Vielleicht ist Mr Ich-Sehe-Nicht-So-Scheiße-Wie-Die-Missgeburt-Aus ja einer der neuen Lehrer!"
Sie gab ein fiependes Geräusch von sich.
„Aber so viel Glück haben wir eh nicht", grummelte sie dann resigniert.

Und wie wir so viel Glück haben würden!

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt