treinta: Love is in the air

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N I A

Aufgeregt rutschte ich im Englischunterricht auf meinem Stuhl hin und her. Ich hatte mich von dem gestrigen Tag noch immer nicht erholt und der Fakt, dass ich Mr Tomlinson gleich in Musik sehen würde, machte das Ganze nicht besser.
Greta hatte mich anfangs noch mit einem belustigten Blick beäugt, doch nun sah sie eher genervt zu mir.
„Kannst du mal bitte still sitzen bleiben?", fuhr sie mich an, worauf ich nur den Kopf schüttelte. Wie bitte stellte sie sich das vor?
Die Braunhaarige musterte mich daraufhin nur stumm, ihre Augen hafteten noch einen Moment lang genau auf meinen, bis sich ihr Gesicht komisch verzog und sie wieder zu unserem Englischlehrer Mr Angels sah.

Deutsch war wie immer langweilig gewesen und auch die Doppelstunde Musik hatte ich überraschend gut überstanden. Ich hatte mir ausgemalt, dass es komisch sein würde, immerhin hatte ich heute Abend ein Date mit dem Lehrer, der dort vorne an der Tafel gestanden hatte, allerdings führte er seinen Unterricht genauso, wie er es auch sonst immer machte, was mich zugegebenermaßen doch etwas zweifeln ließ.
Was ist, wenn er es nicht so gemeint hatte, wie ich es verstand?
„Und? Bist du immer noch so aufgeregt?", wandte meine beste Freundin sich lächelnd an mich und riss mich somit aus meinen verzwickten Gedanken.
Kurz blickte ich verwirrt zu ihr, bis ich ihre Worte verstand und scheu nickte.
Behutsam legte die Jüngere einen Arm um mich und führte uns zu den Kunsträumen.
„Wir haben jetzt nur noch Kunst, danach gehst du zu ihm und guckst einfach, was passiert", sprach sie, „okay?"
Lächelnd drehte ich meinen Kopf etwas nach links.
„Danke, Greta", meinte ich und sie zog ihre Mundwinkel noch etwas weiter nach oben, bevor wir an Mr Burki vorbeischritten und uns auf unsere Plätze setzten.

Rasch huschte ich zwischen den Lücken der Schülermassen hindurch, auf direktem Wege zu meinem Zimmer.
Ein paar der Menschen, die genauso angezogen waren wie ich, schubste ich etwas gröber zu Seite, wodurch ich vereinzelte böse Blicke erntete.
Ich musste unbedingt in mein Zimmer und mich umziehen! Da war es mir ausnahmsweise mal auch egal, wer mir in den Weg kam!

Ich wollte gerade auf den Flur, auf dem sich die Zimmer meines Jahrganges befanden, abbiegen, als ich an der Schulter angetippt wurde.
Flink drehte ich mich um.
„Was denn?", fragte ich den Bruder meiner Schwester und dessen besten Freund energisch, welche etwas erschrocken durch meinen Tonfall schienen.
„Wir wollten nur wissen, was wir nochmal in Niederländisch aufhatten", erklärte Ersterer und ich kugelte die Augen.
„Diesen Text da umschreiben", grummelte ich und drehte mich zum Gehen um, als sie mich nochmal zurückhielten.
„Wie geht'n das nochmal?", fragte Nat und kratzte sich aufgeschmissen am Nacken. Hoffnungsvoll blickte ich zu Ashton, doch auch er schien keine Ahnung zu haben.
Seufzend drehte ich mich wieder vollkommen zu ihnen.
„Wir haben doch diesen Zettel bekommen", begann ich und die beiden nickten. „Der Text, den wir umschreiben müssen, handelt von Juan, welcher in der ersten Person von sich erzählt hat. Also nehmt ihr einfach diesen Zettel und benutzt immer die dritte Person, wenn er von sich redet, und die sechste Person, wenn er von sich und seinen Freunden redet."
Nat schien noch immer ziemlich verwirrt, doch Ashton hatte es nun - so glaubte ich - wieder verstanden, weshalb ich auf ihn vertraute, mich noch schnell von ihnen verabschiedete und dann zu meinem Zimmer hastete.

„Gre-", verwirrt hielt ich inne, als ich meine braunhaarige Freundin nirgends in unserem Zimmer erblicken konnte. Na super. Ließ sie mich jetzt einfach alleine, oder was?
Schnell griff ich nach meinem Handy, um nachzuschauen, wie spät es war und riss Sekunden später die Augen erschrocken auf.
Wir hatten nach 17:00 Uhr.
Wenn ich mich jetzt noch umziehen würde, würde es nur noch später werden, weshalb ich mich nicht gerade glücklich dazu entschied, so zu bleiben, wie ich gerade war, und wieder auf den Flur trat.

Wenige Minuten später stand ich abgehetzt vor Mr Tomlinsons Zimmertür und hob rasch meine Hand, um anzuklopfen.
Schnell versuchte ich wieder zu Atem zu kommen. Vor den Ferien war ich eindeutig sportlicher gewesen.

Als die Tür dann geöffnet wurde, ließ ich meinem Lehrer gar nicht die Chance, etwas zu sagen, sondern redete sofort drauf los.
„Es tut mir leid, dass ich zu spät bin, aber ich hatte Nachmittagsunterricht und dann waren da auch noch Nat und Ash und eigentlich wollte ich mich ja auch noch umziehen!"
Kurz stoppte ich und wartete darauf, dass der Braunhaarige etwas sagte, doch er blickte mich nur stumm an.
„Nat und Ash haben mich noch nach den Niederländisch Hausaufgaben gefragt ..."
Im Gegensatz zu heute Vormittag, trug der Blauäugige im Moment nur eine einfache schwarz-graue Jogginghose, anstelle der feinen Jeans.
„Und sie hatten vergessen, wie sie den Text umschreiben, also musste ich das ihnen erstmal erklären ..."
Sein Hemd hatte er durch ein einfaches T-Shirt und eine Sweatshirt Jacke ersetzt.
„Eigentlich wollte ich mich auch noch umziehen ..."
Seine Haare waren etwas verwuschelter und seine Augen waren so verdammt blau.
„Und meine Haare kämmen, also entschuldigen Sie, dass ich so aus-"
Mit einem Mal trat Mr Tomlinson näher auf mich zu, zog mich mit einer Hand ins Zimmer und schloss mit der anderen die Tür, ehe er mich noch einmal anblickte und dann seine Lippen sanft auf meine legte.
Ich war so überrumpelt, dass ich mich nicht bewegen konnte und als er dann kurz darauf wieder etwas zurücktrat, schaute ich ihn nur aus großen Augen aus an.
„Mr Tomlinson ..."
Zurückhaltend lachte er etwas auf und ließ seinen Blick kurz durch das Zimmer gleiten, bis er mit seinen blauen Augen wieder direkt in meine blickte.
„Ich glaube es wäre angebrachter, wenn du mich Louis nennst", meinte er dann leise.
Ich erwiderte nichts, wodurch wir uns einen Moment lang einfach nur anblickten, ehe er erneut vorsichtig auf mich zu trat und seine rechte Hand an meine Wange legte.
Ein Stromschlag durchfuhr meinen Körper und meine Augen huschten für einen Moment zu seiner Hand, bevor ich wieder zu ihm sah.
„Darf ich?", fragte er, verweilte kurz vor meinem Gesicht und schaute unsicher zu mir.
Kurz blickte ich ihn einfach nur stumm an, bis ich wieder ein Kribbeln an meiner Wange spürte und zaghaft nickte.
Hiervon hatte ich zwar die ganze Zeit geträumt, doch sich dann wirklich in dieser Situation zu befinden, fühlte sich nochmal ganz anders an.
Seine Lippen legten sich erneut auf meine, aber diesmal erwiderte ich sanft.
Ich legte vorsichtig einen Arm um seinen Nacken, wodurch er seine freie Hand an meiner Taille positionierte und mich weiter küsste.
Als er dann auch seine andere Hand, die zuvor an meiner Wange gewesen war, etwas oberhalb meiner Taille ablegte, platzierte ich dafür meine linke Hand an seinem Gesicht und strich leicht über seine Bartstoppeln.
Ein paar Sekunden standen wir so da, bis Louis sich langsam löste und seinen Kopf etwas zurückzog.
„Wenn du das hier nicht willst, kannst du gehen", begann er und guckte mir direkt in meine grauen Augen. „Ich zwinge dich nicht dazu, hier zu bleiben."
Sachte lächelte ich ihn an, schloss meine Augen und bewegte meinen Kopf wieder auf seinen zu.
„Ich will das hier", flüsterte ich noch, ehe sich unsere Lippen erneut verbanden und wir uns zum dritten Mal an diesem Tage küssten.

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt