They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓

catorce: Die Lachnummer der Nacht

N I A

Mürrisch blieb ich auch nachdem die Schulglocke erklangen war auf meinem Bauch liegen und zog mir lediglich meine Strickjacke über den Kopf.

„Auf!", sprach Greta fordernd und rüttelte an meinem Arm, doch ich schüttele sie nur ab und drehte mich demonstrativ von ihr weg.
„Niaaa", quengelte sie und das Spiel begann von vorne.

Genervt erhob ich mich von meinem äußerst bequemen Platz und folgte meiner viel zu motivierten Freundin.
„Musik ist scheiße", murrte ich und Greta drehte sich grinsend zu mir um.
„Letzte Stunde warst du da aber noch anderer Meinung", meinte sie und ich legte eingeschnappt meinen Kopf in den Nacken.
„Da war ja auch über die Hälfte der Stunde unser Lehrer nicht anwesend!", hielt ich ihr vor und ging einige Schritte schneller, um zu ihr aufzuschließen. „Und Fußball ist halt cool!"
Zustimmend brummte die Braunhaarige, dass dies ernst gemeint war, bezweifelte ich allerdings.

Rasch huschten wir hinter unseren Mitschülern in den Musikraum, bevor die Tür ins Schloss fiel. Wir waren mal wieder spät dran, aber immerhin noch pünktlich!
Unauffällig ließen wir uns auf unseren Plätzen direkt vor den Fenstern nieder.
Mr Tomlinson hatte sich bereits an den Computer gemacht und schaltete gerade die Tafel an, als er uns befahl aufzustehen und wir uns begrüßten.

„So", begann er schließlich, lehnte sich an den Pult und faltete die Hände in einander, „wie wär's denn mit ein bisschen Zauberflöte?"
Frustriert stöhnte die ganze Klasse, Greta ausgeschlossen, auf, doch ich war mir sicher, dass vor allem meine Freude deutlich hervorstach.
„Seit acht Jahren!", wimmerte ich, als ich meine Arme auf dem Tisch verschränkte und meinen Kopf auf diese legte. „Acht verdammte Jahre!"
Schmunzelnd blickte unser Lehrer mich für ein paar Sekunden an, bis er sich aufrichtete und seine Stimme erneut erhob.
„Die Begeisterung seitens Nia qualifiziert sie dafür, uns ein tolles YouTube Video von der Arie der Königin der Nacht heraussuchen zu dürfen."
Finster erwiderte ich seinen Blick.
„Da freue ich mich aber!", brummte ich, stand auf und schritt nach vorne.

Suchend scrollte ich etwas nach unten, bis ich schließlich wahllos auf ein Video klickte. Florence Foster Jenkins war der Name der Schreierin. Na schön.
Kurz lächelte ich meinem Lehrer noch einmal übertrieben zu, bevor ich mich wieder auf dem Weg zu meinem Sitzplatz machte.

Etwas später verzog ich schmerzhaft mein Gesicht und nach einem Blick nach links erkannte ich, dass es Greta nicht anders erging.
Selbst ich, der absolute Musik-Noob, konnte sagen, dass sich diese Arie eigentlich anders anhören sollte.

Vorsichtig linste ich hinüber zu Mr Tomlinson, der fassungslos auf unsere Tafel starrte, kurz darauf allerdings den Kopf schüttelte und das Video pausierte.

„Ich denke ihr könnt mir alle zustimmen, wenn ich sage, dass diese Dame die Töne nicht trifft. Allerdings können wir in diesem Video einen äußerst talentierten Pianisten hören, da dieser etliche Male sein Spiel umstellt, um sich dem Rhythmus der Sängerin anzupassen. Das ist auch für einen Profi nicht selbstverständlich. Zudem ist die Hintergrundgeschichte dieser Dame sehr tragisch, ich erzähle sie euch ein anderes Mal", sagte er und ich war enttäuscht, dass er selbst aus so einem schlechten Auftritt noch so viel Lehrreiches ziehen konnte. „Nichts desto trotz würde ich euch noch ganz gerne eine gute Aufführung zeigen."
Damit wandte er sich selbst an den Computer und kurz darauf erklangen auch schon die ersten Töne.
Genervt legte ich meinen Kopf erneut auf meinem Tisch ab und schloss die Augen, doch als urplötzlich einer meiner Klassenkameraden meinte, seine Nase genau jetzt putzen zu müssen, riss ich diese sofort wieder auf.
Liz schaffte es doch tatsächlich, mehr oder weniger im Rhythmus mit zu rotzen, was schon eine Leistung war und was die ganze Sache zugegebenermaßen auch ziemlich lustig machte.
Meinen Mitschülern schien es anscheinend nicht anders als mir zu ergehen, da die gesamte Klasse in Sekundenschnelle in lautes Gelächter verfiel.

Lachend drehte ich meinen Kopf nach vorne und legte meine grauen Augen auf den Braunhaarigen, um zu schauen, was unser Lehrer mit dieser Situation anstellte.
Doch erstaunlicherweise stand er nicht kurz vor'm Explodieren, sondern hatte ebenfalls seine Mundwinkel nach oben gezogen, wodurch sich niedliche Lachfalten neben seinen Augen bildeten.
Unvermittelt drehte er seinen Kopf zu mir und lächelte mich an, was ich scheu erwiderte und meinen Blick kurz darauf wieder abwandte.
Greta neben mir war schon etwas rot angelaufen, weshalb ich sie mit hochgezogenen Augenbrauen musterte.
„Geht's dir gut?", fragte ich sie schmunzelnd und bemerkte dabei, dass Liz anscheinend fertig war. Na ja egal, Hauptsache wir ließen die Zauberflöte Zauberflöte sein.
„Klar", japste meine Freundin und ich nickte verstehend.
„Klar", wiederholte ich ironisch und wandte mich wieder von ihr ab, bemerkte dabei, dass Mr Tomlinson noch immer in unsere Richtung blickte.

Am Ende der Stunde hatten wir den Vogelcatcher und die Zauberflute allerdings doch noch einmal aufgegriffen und etwas dazu herausgearbeitet, sehr zu meinem Verdruss.
Rückwärts laufend dirigierte Greta mir den Weg, behielt mich dabei bei jeder meiner Bewegungen grinsend im Auge.
„Alter!", stieß ich irgendwann aus und blieb stehen. „Was ist dein Problem?"
Langsam kam sie etwas näher.
„Mr Tomlinson steht auf dich", flötete sie und ich rollte mit den Augen und setzte mich wieder in Bewegung.
„Der hat dich die ganze Zeit angeguckt!", fuhr sie fort und lief rasch neben mir her.
„Du bist Greta, ich bin Nia. Lehrer gucken uns ständig an!", meinte ich und bog nach links ab, wo ich dann meine Augen suchend durch die Cafeteria schweifen ließ.
Die Braunhaarige war gerade neben mir zum Stehen gekommen, als ich Nat und Ash an einem Tisch erblickte und mich auf den Weg zu ihnen machte.
Stöhnend folgte mir Greta und faselte irgendetwas vor sich her, allerdings hörte ich ihr bei ihrem Geschwätz gar nicht erst zu.

„Was'n mit der los?", schmatzte der Bruder meiner Freundin als wir bei ihnen ankamen und blickte seine Schwester fragend an.
„Ab 30 Gramm wird's undeutlich, Nat", sagte ich, ließ mich auf der Bank nieder und schnappte mir unter starkem Protest Ashs Apfel.
„Ja ja", grummelte Angesprochener, nachdem er hinunter geschluckt hatte und legte seine Augen auf mich, „aber jetzt mal ernsthaft: Ist die krank oder so?"
Prüfend blickte ich zu der Braunhaarigen, welche Ashton gerade aufgeregt von ihrer brillanten Theorie berichtete, und schüttelte den Kopf.
„Ne, die hat nur mal wieder ihre fünf Minuten. Lass' sie ihr."