seis: Banana, ooh na-na

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N I A

„... und deswegen beschäftigen wir uns heute mal mit Kondomen."
Blitzartig schoß mein Kopf nach oben und ich guckte Mr Styles bittend an, nachdem ich auch meinen Arm in die Höhe gerissen hatte.
„Ja Nia?", fragte der Grünäugige und genau in dem Moment hörte ich ein Aufschlagen von irgendwas neben mir. Ein Blick zur Seite verriet mir, dass es nur Greta war, welche ihren Kopf auf unseren Tisch fallen gelassen hatte.
„Bitte nicht", murmelte sie, doch ich ignorierte sie gekonnt.
„Warum haben manche Kondome Geschmack?"
Sofort wurde der Raum von Gemurmel und verhaltenen Lachen erfüllt und Mr Styles kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Alsooo", begann er doch wurde durch Gretas Aufzeigen unterbrochen.
„Greta?", sprach er und blickte sie hoffnungsvoll an. Angesprochene drehte sich genervt zu mir.
„Ich habe dir das schon tausend Mal erklärt! Für gewisse Aktivitäten ist es halt eben schön, welche mit Geschmack zu haben!"
Ich drehte mich etwas mehr zu ihr um.
Dafür braucht man aber gar keine Kondome! Das ist wie wenn ich eine Bananenschale über meinen Lolli ziehen würde!"
Verstört blickte sie mich an und ich konnte sehen, dass es Mr Styles nicht gerade anders ging.
Das Lachen unserer Klasse wurde immer lauter, weshalb der Lockenkopf schnell versuchte das Thema zu wechseln und ich mich mit verschränkten Armen nach hinten in meinen Stuhl fallen ließ.
„Ey, Nia", flüsterte mir Greta ins Ohr, nachdem sie sich zu mir hinübergelehnt hatte und ich fuhr erschrocken zusammen.
Leicht wackelte ich mit dem Kopf um ihr zu zeigen, dass sie fortfahren sollte.
„Ich habe mal gelesen, dass Männer das ... ganz nett finden."
Verwirrt blickte ich in ihre braunen Augen. „Was?"
Kurz blickte sie nochmal nach vorne und wandte sich dann wieder grinsend zu mir.
„Lollis."
„Mit oder mit ohne Bananenschale?", fragte ich und legte meinen Kopf leicht schief.
Ihre Unterlippe klappte sich um und sie zog unwissend die Schultern nach oben. Leicht verengte ich meine Augen, bemerkte jedoch, dass unser Lehrer ein Auge auf uns geworfen hatte, und machte mich deshalb schnell an die Aufgaben, die er uns soeben gegeben hatte.

„Renn!", schrie Greta nachdem Mr Styles uns entlassen hatte, sprintete den schmalen Gang entlang und schulterte sich dabei ihren Rucksack auf. Kurz blieb ich noch stehen und fuhr auch noch mit meinem zweiten Arm durch die andere Schlaufe meines Rucksacks, ehe ich ihr hinterher rannte und in weniger als drei Sekunden zu ihr aufgeschlossen hatte.
„Hi", begrüßte ich sie grinsend, woraufhin sie lediglich die Augen verdrehte und ihr Tempo nochmals beschleunigte. Locker hielt ich mit ihr mit.
Zusammen betraten wir schließlich das andere Schulgebäude und hüpften die Treppen in das erste Stockwerk hinauf.
Ich hasste Donnerstage. Und Mittwoche. Aber Donnerstage noch mehr.
Es gab nichts Schlimmeres, als innerhalb von fünf Minuten nicht nur den Raum, sondern das ganze Schulgebäude wechseln zu müssen. Welcher Vollpfosten kam denn bitte sehr auf die dämliche Idee, Einzelstunden einzuführen?! Und wer hatte Mr Tomlinson den am weitesten entfernten Raum zugeteilt?!

Als nach fünf Minuten immer noch eine gespenstige Stille auf dem Flur herrschte und mir auffiel, dass unsere Klassenkameraden nirgends zu sehen waren, drehte ich mich langsam zu Greta.
„Ey", flüsterte ich und stupste sie an. Fragend drehte sie sich zu mir und blickte mich abwartend an. „Was haben wir jetzt?"
„Mathe", erwiderte sie lässig, „bei Mr Tomlinson."
Leise räusperte ich mich und zeigte mit meiner Hand auf den leeren Gang.
„Bist du dir sicher?"
Sie guckte mich genervt an.
„Denkst du ich bin blöd? Wo sollten wir Mr Tomlinson denn so-", geschockt brach sie ab und guckte mich aus weit aufgerissenen Augen an. „Scheiße wir haben Physik!"

Keuchend kamen wir an dem Physikraum an und klopften kraftlos gegen die Tür. Nachdem Greta zu dumm gewesen war, um den Stundenplan richtig zu lesen, mussten wir von Mr Tomlinsons Raum wieder zurück zu den naturwissenschaftlichen Räumen sprinten, und das doppelt so schnell wie zuvor, da wir ohnehin schon zu spät waren.

Genervt öffnete unser Lehrer die Tür, doch bevor auch nur ein Ton seinen Mund hätte verlassen können, babbelte meine Freundin auch schon drauf los.
„Bitte kein Nachsitzen! Wir waren auf der anderen Seite der Schule, weil ich dachte wir hätten Mathe, aber wir haben Physik und deswegen mussten wir jetzt erst wieder hierher zurück sprinten! Aber eigentlich wären wir pünktlich gewesen, wenn wir jetzt Mathe hätten! Deswegen dürfen Sie uns kein Nachsitzen geben, weil wir haben ja nichts falsch gemacht!"
Ihre Stimme hatte sich immer wieder überschlagen, weil sie zwischen durch auch noch die verlorene Luft ihres Sprints wieder aufnehmen musste, sodass Mr Tomlinson und ich nur die Hälfte ihres Geschwafels verstehen konnten.
Sprachlos blickte unser Lehrer uns an, ehe er stumm einen Schritt zur Seite trat und uns somit Eintritt gewährte. Sofort schossen wir an ihm vorbei und setzten uns auf unsere Plätze.

Ein siegreiches Lachen verließ Gretas Kehle, weshalb ich mich aufgeregt an ihr vorbeidrängte, um einen Blick auf unser heutiges Mittagessen werfen zu können.
Spaghetti mit Tomatensoße. So wie gefühlt jeden Tag.
Seufzend ließ ich meine Augen weiter auf den Nachtisch wandern. Blitzschnell vergrößerten sich meine Pupillen und ich guckte auf die gelben, langen Dinger, die von einem kleinen Ständer aus hinunter hingen.
„Bananen", strahlte ich und just in dem Moment fiel mir unsere heutige Biostunde wieder ein.
„Bananen", wiederholte ich grinsend und blickte Greta verschwörerisch an. Diese nickte mir ebenso grinsend zu und wir machten uns mit unserem Essen auf den Weg zu einem Tisch.

„Wehe du machst das!", rief ich und schaute meiner braunhaarigen Freundin panisch dabei zu, wie diese ihren Nachtisch anfing zu schälen. „Greta nein! Ich warne dich!"
Doch es war zu spät. Denn Greta hatte schon damit angefangen sich die Banane in den Mund zu stecken und versuchte nun, die Aufmerksamkeit von Mr Styles, welcher unglücklicherweise nur ein paar Tische weiter und leider auch noch genau neben Mr Tomlinson saß, zu bekommen.
Schnell versuchte ich ihr das Ding wieder aus dem Mund zu nehmen, doch an Gretas verführerischen Blick konnte ich ablesen, dass es bereits geschehen war. Wie in Zeitlupe drehte sich mein Kopf in die Richtung unserer Lehrer.
Der Grünäugige hatte seinen Mund leicht geöffnet und ließ seine Gabel wieder zurück auf seinen Teller fallen.
Ohne den Blick abzuwenden tatschte er an die Schulter des anderen neuen Lehrers und deutete ihn, zu uns zu blicken.
Na klasse. Nun hatten wir die volle Aufmerksamkeit zweier unserer Lehrer, die wahrscheinlich noch nie zuvor etwas Verstörenderes in ihrem Leben gesehen hatten.
Greta zog eine Augenbraue nach oben und schälte die Banane nun ganz. Dann wiederholte sie die Prozedur.
Die zwei Braunhaarigen saßen regungslos auf ihren Plätzen und starrten meine Nachbarin fassungslos an. Der Lockenkopf hatte seinen Mund noch etwas weiter geöffnet und seinen Kopf etwas nach vorne geschoben, wahrscheinlich weil er so versuchte, die Situation besser zu verstehen.
Ich hatte noch nie etwas Peinlicheres in meinen 17 Lebensjahren erlebt, und das wollte bei einer Freundschaft wie der von Greta und mir schon etwas bedeuten!
Es war das berüchtigte Fremdschämen, welches sich in meinem Bauch ausbreitete, allerdings konnte ich erleichtert feststellen, dass meine Freundin ihren Nachtisch soeben fertig verspeist hatte.
Doch im nächsten Moment zog ich meine Augenbrauen verwirrt zusammen.
„Du hast ... es gegessen?", fragte ich sie und erhielt ein Schulterzucken von ihr.
„War ja immerhin nur 'ne Banane", erklärte sie und ich guckte sie fassungslos an. „Ach und übrigens. Ich glaube Mr Styles fand es ohne Schale geiler."

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt