N I A
Grinsend befand ich mich vor unserem Hotelzimmer. Mein Handy in meiner rechten Hand, meine geballte linke Faust dicht vor der Tür, stand ich bereit. Ich durfte es jetzt nur nicht verkacken! Ich drehte das Volumen also maximal auf und startete das YouTube-Video, während ich mit meiner linken Hand dreimal schnell hintereinander gegen das Holz schlug. Nach ein paar Sekunden schaltete ich das Video sofort wieder aus. Ich musste nicht mal darüber nachdenken, ob es funktioniert hatte, denn umgehend danach hörte ich wilde Schritte von der anderen Seite der Tür und kurz danach sah ich dann auch schon Louis' aufgebrachtes und erschrecktes Gesicht vor mir.
Ich grinste ihn an.
Kurz sah er mich verwirrt an, dann schien er, begriffen zu haben – der zugeschmetterten Tür nach zu urteilen.
Lachend klopfte ich dagegen. „Louis!"
„Was machst du denn hier?!", ertönte auf einmal die Stimme hinter mir und ich drehte mich langsam um. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein.
„Was machst du denn hier?!", fragte nun auch ich und funkelte die kleine blonde Nervensäge aus zusammengekniffenen Augen heraus an. „Du Giftzwerg!", setzte ich schnell noch hintenan, weil ich nicht wollte, dass sie dachte, ich würde sie bloß kopieren.
„Stacy? Waar ben jij?", ertönte auf einmal die andere Stimme und ich kugelte genervt die Augen. Was hatte ich Gott jemals getan, dass er mich nur so bestrafte?
„Hier", antwortete Stacy und kurz darauf kam dann auch schon der runde Mann um die Ecke gebogen. Oh nein, lass das bloß nicht ihren Va-
„Vader", strahlte Giftzwerg den Runden an und tatsächlich war ich gut genug in Niederländisch, um zu verstehen, dass der runde, alte Griesgram ihr Vater war. Aber natürlich auch.
„Mr Tomlinson?", rief sie dann und ich versuchte, sie mit meinem Blick zu töten. Bitte Louis, bleib einfach da, wo du gerade bist.
„Was kommt da denn für ein Feti-", er brach mitten im Satz ab und blieb in der halbgeöffneten Tür angewurzelt stehen. Warum konnte er denn auch nicht einmal das machen, was man ihm sagte?! Oder das, was man in Gedanken zu ihm sagte, zumindest.
„Stacy?", fragte mein Freund dann verwundert und Blondie setzte eines ihrer wirklich unausstehlichen Lächeln auf.
„Giftzwerg", korrigierte ich ihn und anhand der fehlenden Reaktion ihres Vaters, mutmaßte ich, dass dieser nur Niederländisch sprach.
„Hoe ken je die twee, Stacy?", wandte sich dieser dann wieder an seine Tochter und ich bereute es, mein Niederländisch in den letzten paar Wochen so schleifen gelassen zu haben.
„Dit is Mr. Tomlinson, mijn leraar", antwortete sie brav und ignorierte mich dabei anscheinend.
„Goede dag", sprach unser Lehrer dann und hielt dem Älteren seine Hand hin. Erstaunlicherweise schlug dieser sogar ein.
„Goede dag", sagte nun auch ich, um noch mal auf mich aufmerksam zu machen, jedoch mit sehr viel mehr Akzent, weshalb ich nur böse Blicke erntete. Pff, wirklich nicht nett.
Für einen Moment hatte ich nicht bemerkt, dass Giftzwerg anscheinend mit mir redete – ich hatte mich auf die Erwachsenen in der Runde konzentriert –, doch als sie mir gegen mein Schienbein trat, sog ich scharf die Luft ein.
„Stacy", ermahnte sie mein Freund und ich konnte mir folgenden Kommentar nicht verkneifen: „Ich hab dir doch auch damals schon gesagt, dass ich sie nicht getreten habe!"
Er sah mich entschuldigend an.
„Und ich hab auch damals schon gesagt, dass du dich an Lehrer ranmachst!", rief die Blonde dann auch schon wieder, nur diesmal eindeutig lauter. Sie wollte wohl auf Nummer sichergehen, nicht schon wieder überhört zu werden.
„Ich ... öhm", machte ich nur, da mir gerade wirklich keine gute Ausrede einfallen wollte.
„Sie muss nachsitzen", erlöste Louis mich schnell und ich schenkte ihm einen dankbaren Blick.
... WARTE WAS?! Was war das denn für eine bescheuerte Ausrede?!
Giftzwerg sah prüfend zu mir. „In den Ferien nachsitzen?"
„Jaa", lachte ich dann und brachte mein Gehirn zum Arbeiten. Lass dir was einfallen!
„Ich ... habe Mr Maliks Fisch getötet", erzählte ich dann und hasste mich im selben Moment dafür. Dümmer geht's echt nicht. „Also, aus Versehen natürlich, aber er ist halt jetzt weg. Dinge passieren."
„Und was hat Mr Tomlinson damit zutun?", nervte sie weiter und ich lehnte mich zurück. Das konnte er jetzt klären.
„Also ich ...", fing er an und ich erkannte an seinem Blick, dass er Hilfe brauchte.
Kurz verdrehte ich die Augen. Gut für ihn, dass ich jahrelange Übung in so etwas hatte.
„Er hat ihn das Klo runtergespült", fuhr ich dann also für ihn fort und ignorierte die geschockten Gesichter. „Er wusste nicht, dass es Fischi ist und deswegen hat er mich jetzt am Hals."
Nachdem Blondie das kurz für ihren Vater übersetzt hatte – hoffentlich auch korrekt, aber da vertraute ich einfach mal auf Louis –, sah dieser uns skeptisch an.
„Ik hou je in de gaten", wandte er sich an meinen Freund und anhand des Tonfalls – und Stacys selbstgefälligen Grinsens natürlich – erkannte ich, dass es wohl nichts Nettes war.
Der Angesprochene nickte nur und bugsierte uns beide dann zurück ins Zimmer.
„Veel plezier!", rief er noch, was so viel wie 'Schönen Tag noch' heißt, dann knallte er die Tür zu.
Er stöhnte kurz auf, bevor er sich zu mir drehte. „Und wie bringen wir jetzt Mr Maliks Fisch um?"
Erschrocken atmete ich auf. „Was? Doch nicht Fischi!"
„Aber Stacy wird nach den Ferien merken, dass es Fischi so prächtig wie noch nie zuvor geht", redete er weiter und ich musste ihm zustimmen. Armer, kleiner Fischi ...
„Wobei, eigentlich ist es auch egal", hörte ich dann von ihm und sah fragend auf.
„Ich mein', soll sie halt behaupten, sie hätte uns zusammen gesehen. Am Ende steht ihr Wort gegen unseres und wem glaubt Mr Malik wohl mehr? Einem seiner Lehrer und einer seiner treusten Schülerinnen oder einem kleinen verliebten Teenager?"
Geschockt sah ich zu Louis. „Warte, du weißt, dass sie in dich verknallt ist?!"
Dass mit 'kleiner verliebter Teenager' zwar im Prinzip auch ich gemeint sein könnte, ignorierte ich gekonnt.
Der Blauäugige hob grinsend die Schultern. „Natürlich. Aber wer kann es ihr denn auch verübeln?"
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They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓
Fanfiction❝ One touch and I was a believer. ❞ ©2018, neliery und Moenqueen „Weißt du was? Wir werden die alten Damen sein, die im Altenheim Ärger machen." ~ Greta zu Nia ***** Etwas Verbotenes zu tun, hat immer einen bestimmten Reiz, vor allem für die beiden...