cuarenta y tres: Return of the Hemd

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G R E T A

Als ich an diesem Nachmittag über den großen Schulhof lief, bekam ich einen halben Herzinfarkt. Das lag daran, dass ich eine Stimme hinter mir hörte, die meinen Namen rief. Ahnungslos drehte ich mich um und sah kurz darauf in ein dunkles Augenpaar. Wie erstarrt blieb ich stehen.
Das Hemd.
Der Junge, den Nia und ich gestalkt hatten, weil meine beste Freundin für ihn geschwärmt hatte. Jetzt stand er mir gegenüber und lächelte freundlich.
„Was zum ...?", entfuhr es mir und ich starrte ihn ungläubig an. Oh Gott, er musste früher doch bemerkt haben, dass wir ihn beobachtet hatten! Meine Wangen erröteten.
„Schön, dich mal wieder zu sehen", grinste er und trat auf mich zu, um mich kurz zu umarmen. Perplex stand ich immer noch da und versuchte zu begreifen, was hier gerade geschah.
Eigentlich war es ja ganz einfach: Er war irgendwie wieder an der Schule und da wir uns früher flüchtig gekannt hatten, begrüßte er mich nun.
„Ja", meinte ich langgezogen, „was machst du hier?"
„Referendariat", antwortete er.
Oh Scheiße. Was würde Nia nur sagen? Und vor allem: Wie würde Louis darauf reagieren?
„Was bin ich erleichtert, dass du hier bist", seufzte er, „ich warte schon Ewigkeiten auf einen Mr Harry Styles! Es tut einfach mal gut, jemanden zu sehen, den man kennt!"
„Mhh", machte ich unbestimmt. War doch mal wieder typisch, dass Harry mich in einer solchen Situation im Stich ließ! Wenn er seine Aufgabe erfüllt hätte und pünktlich gekommen wäre, würde ich jetzt nicht in der peinlichen Lage sein, mich mit Nias Ex-Schwarm unterhalten zu müssen.
Hilflos sah ich mich um, doch natürlich war der Lockenkopf nirgends zu entdecken.
„Ich hoffe doch, du unterrichtest nicht bei uns", fing ich nun wieder ein Gespräch an. Da mir kurz darauf auffiel, wie bescheuert dieser Satz eigentlich klang, fügte ich hastig hinzu: „Ich meine, das wäre schon krass komisch, von dem Typen unterrichtet zu werden, der noch vor ein paar Jahren selber auf dieser Schule war ..."
„Keine Angst", beruhigte er mich, „ich sitze erstmal nur hinten drin."
Ich nickte, woraufhin es wieder still wurde.
„Willst du auch was zu trinken haben?", wollte er dann wissen und deutete mit dem Kopf in Richtung Kiosk.
„Gerne!"
Ich ließ so gut wie nie eine Gelegenheit aus, etwas zu schnorren.
Kurzerhand kaufte er uns beiden eine Flasche Cola und lehnte sich dann gegen die Wand des Gebäudes.
„Und was macht Nia so?", erkundigte er sich und ich zuckte mit den Achseln.
„Ein Baum sein", antwortete ich grinsend, doch ich kam nicht dazu, den Insider zu erklären, da Harry unser Gespräch mit einem ziemlich kühlen 'Guten Tag' unterbrach.
Ich zuckte zusammen und drehte mich um.
„Sie müssen Mr Borrow sein", sagte er dann zum Hemd und Max nickte.
„Maximilian Borrow", stellte er sich vor und reichte Harry die Hand. Mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck drückte mein Deutschlehrer die Hand zum Gruß und wandte sich dann mir zu.
„Ich möchte kurz mit dir sprechen, Greta", sagte er, an den Referendar gewandt fuhr er fort: „Warten Sie einfach kurz hier, ich bin gleich wieder da."
Er drehte sich um und befahl mir mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
Was hatte ich denn jetzt schon wieder angerichtet? Dem Hemd einen hilflosen Blick zuwerfend folgte ich Harry, welcher geradewegs auf den Eingang des Schulgebäudes zuhielt. Kaum waren wir jedoch durch die Tür getreten, hielt er an.
„Woher kennst du ihn?", wollte er misstrauisch wissen und ich zuckte mit den Schultern.
„Er war mal hier auf der Schule", erklärte ich.
Meine Aussage schien ihn nicht zu beruhigen.
„Und du warst mit ihm befreundet?"
Ich seufzte. Wie wollte ich das nur erklären?
„Na ja", begann ich schließlich, „Nat kannte ihn - mein Bruder scheint irgendwie so gut wie jeden zu kennen - und deshalb war er manchmal bei ihm. Und ich war manchmal bei Nat, also waren wir quasi in einer Clique. Und Nia war mal im selben Ferienlager wie er."
Dass wir ihn gestalkt hatten, musste Harry ja nicht unbedingt erfahren.
„Stehst du auf ihn?", platzte es plötzlich aus ihm heraus und ich war vollkommen perplex.
„Bitte was?"
Er zog lediglich eine Augenbraue hoch.
„Nein!", rief ich dann aus, hielt einen Moment inne und funkelte den Grünäugigen dann wütend an. „Aber das geht dich so oder so gar nichts an! Du bist nicht mein Freund, du hast kein Recht dazu, eifersüchtig zu sein!"
Er sah verletzt aus und mir taten meine Worte leid. Er konnte ja auch nichts für seine Gefühle.
„Wir kennen uns einfach nur", meinte ich beschwichtigend.
Harry nickte langsam. Er sah geknickt aus, worauf sich in meiner Brust etwas zusammenzog. Ich hasste es, wenn ich die Ursache für traurige Stimmung war.
„Tut mir leid", murmelte er, „das war einfach nur blöd von mir. Vergessen wir das Ganze, ja?"
Ich nickte ebenfalls. „Okay."
Zum Glück wurde ich aus dem ungemütlichen Moment befreit, da Nia genau im richtigen Augenblick die Treppe hinunter gestürmt kam.
„Greta, da bist du ja!", rief sie erleichtert. Harry nutzte die Zeit, um sich umzudrehen und zurück nach draußen zu gehen.
„Nia!", erwiderte ich, packte die Grauhaarige bei den Schultern und hüpfte auf und ab.
„Rate mal, wer draußen ist!"
„Du bist mit Mr Styles zusammen?", entgegnete sie und ich riss die Augen auf.
„Was? Nein!", stellte ich erschrocken klar. „Aber draußen steht das Hemd! Er wird hier sein Referendariat machen!"
Nias enthusiastische Stimmung verflog, sie sah geschockt aus.
„Oh fuck", murmelte sie dann.
„Du sagst es", entgegnete ich.
Das konnte noch peinlich werden!

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt