N I A
Mit durch Tränen verschleierten Augen lief mir meine braunhaarige Freundin in die Arme.
„Was ist?", fragte ich Greta sofort, woraufhin sie einmal schluchzte, ehe sie nach meinem Arm griff und sich an diesem abstützte.
„Was ist los?", hakte ich nochmal mit ruhiger Stimme nach. Was hatte er bitteschön getan?!
Meine Freundin wischte sich kurz mit ihrem Ärmel über die Nase, bevor sie diese hochzog und zu mir blickte. Sie so fertig zu sehen, ließ mich meine Probleme komplett ausblenden.
„Er ist so kalt", erklärte sie verzweifelt und schüttelte etwas mit dem Kopf.
„Ich weiß, dass er mich noch liebt, aber er gibt es nicht zu", redete sie weiter, wobei ihr eine Träne über die Wange lief, die ich kurz mit meinem Blick verfolgte, ehe ich wieder in Gretas braunen Augen sah. „Ich glaube, er will es sich nicht eingestehen. Er will nicht mehr mit mir zusammen sein ..."
Stumm lauschte ich ihren Worten.
„Ja, ich weiß ...", meinte ich dann, da meine Gedanken nun doch wieder bei Louis waren. In meinem Bauch verzog sich etwas schmerzhaft und ich blinzelte einmal schnell, um meine Gedanken zu sortieren. Ich wusste, was sie meinte.
„Komm mit", sagte ich dann, griff nach Gretas Arm und erntete dafür einen verwirrten Blick.
„Wohin gehen wir?", fragte sie mich, während sie mir unbeholfen hinterher stolperte.
„Siehst du dann schon", antwortete ich ausweichend und vermied es auch danach, ihr eine genaue Antwort zu geben. Denn würde ich dies tun, wäre sie nie im Leben mit mir gekommen.
Wir hatten später noch Niederländisch, also hoffte ich, dass Louis sich jetzt schon auf den Unterricht vorbereitete und in seinem Raum war.
Doch ob das Ganze hier wirklich eine gute Idee von mir war, wusste ich selbst noch nicht so wirklich.Meine Fingerknöchel schlugen gegen die Holztür und ich wippte nervös hin und her. Gretas Augen wanderten zu der Raumnummer, bevor sie in Sekundenschnelle bei mir ankamen und mich fragend anfunkelten.
Sie öffnete gerade den Mund, als die Tür geöffnet wurde und unser Lehrer-Für-Alles vor uns stand. Er verdrehte fast nicht sichtbar die Augen, ehe er die Mundwinkel minimal anhob und uns ansah.
„Was kann ich für euch tun?", wollte er mit gespieltem Interesse wissen, weshalb ich ziemlich sichtbar die Augen kugelte und mich mit Greta im Schlepptau an ihm vorbeiquetschte.
„Lass den Scheiß", brummte ich.
„Bleib hier", meinte ich dann an Greta gerichtet, ließ von dem Arm meiner besten Freundin ab, drehte mich wieder in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war, und schloss hinter mir die Tür.Mit zügigen Schritten bahnte ich mir einen Weg durch vereinzelte Schüler, während meine Augen sich suchend nach Mr Styles umsahen.
Ich erwischte ihn an der Wand lehnend in der Mensa, wo er dabei war, Max, der sich gerade mit Mr Maliks Tochter unterhielt, zu bespitzeln.
Rasch schritt ich auf ihn zu, erlangte seine Aufmerksamkeit und baute mich so gut es ging vor ihm auf.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah er mich an, wodurch ich wieder etwas zusammensackte und dann doch die sichere Variante wählte.
„Lou... Mr Tomlinson braucht etwas von Ihnen", log ich, schluckte leise und guckte meinen Lehrer dann selbstbewusst an.
„Und da schickt er dich?", wollte er wissen und ich zuckte mit den Schultern. So abwegig war das doch jetzt auch nicht ...
Der Lockenkopf seufzte, richtete sich dann auf und drehte sich mit einem letzten erhaschten Blick auf den Referendar in die andere Richtung.
Ich folgte ihm unauffällig, doch nach ein paar Metern drehte er seinen Kopf zu mir.
„Danke, Nia", meinte er nachdrücklich. „Ich weiß, wo sich Mr Tomlinsons Raum befindet. Du kannst jetzt gehen."
Ich schüttelte den Kopf.
„Er meinte, es sei sehr wichtig", erfand ich meine Geschichte weiter und schloss zu ihm auf.
„Das habe ich zur Kenntnis genommen", sprach der Grünäugige und sah auffordernd zu mir. „Ich begebe mich auf direktem Wege zu seinem Raum. Du musst mir nicht folgen."
Ich winkte gespielt fröhlich ab.
„Ach, das mach' ich doch gerne", lachte ich, weshalb Mr Styles abrupt abbremste und mich wütend anfunkelte.
„Geh jetzt, Nia. Es ist nicht länger dein Problem", zischte er und setzte sich wieder rasch in Bewegung.
„Keiner von uns beiden ist mehr eines eurer Probleme", fügte er noch hinzu und ich blieb noch ein paar Sekunden lang wie angewurzelt stehen, ehe ich einmal kräftig ein- und ausatmete und dann wieder zu ihm aufschloss.
Er warf mir einen vernichtenden Blick zu, doch ich ignorierte ihn so gut es ging, bis wir an Louis' Raum ankamen. Glücklicherweise waren wir schon auf dem richtigen Gang, sodass dies nicht mehr lange dauerte.Mr Styles klopfte an die Tür, wartete allerdings nicht auf eine Antwort, sondern trat ein und wollte die Tür direkt danach wieder schließen, doch ich zwang mich noch schnell hindurch, sodass wir nun alle vier im Raum standen.
Es war komplett still, bevor sie alle nacheinander ihre Köpfe zu mir drehten und mich böse anfunkelten.
„Was soll das?", fauchte ausgerechnet Louis und ich blickte kurz in seine Augen, ehe ich mich in der Mitte von ihnen positionierte.
„Es reicht", fing ich an und sah anklagend zu dem Grünäugigen.
„Ich seh' mir nicht länger mit an, wie du Greta fertigmachst!", fuhr ich fort und wurde von ihm unterbrochen.
„Für dich immer noch 'Sie'", meckerte er emotionslos, aber diesmal warf ich ihm einen bösen Blick zu.
„Es geht uns allen nicht gut und es wird endlich mal Zeit, den Elefanten aus dem Raum zu lassen", griff ich Gretas Metapher auf, ohne auf Mr Styles einzugehen. Es war ohnehin nur eine unnötige Provokation.
Anscheinend schien jeder hier im Raum zu wissen, was dieser Elefant war, denn die Drei warfen sich abwechselnd stumme, unsichere, aber keineswegs verwirrte Blicke zu. Ich hoffte, dass einer von ihnen etwas sagen würde, denn ich hatte noch immer keine Ahnung, wofür diese Metapher stand.
Als mich jedoch keiner erlöste, beschloss ich den Elefant einfach Elefant sein zu lassen und erhob wieder die Stimme.
„Wir sind jetzt wieder da, wo alles angefangen hat", meinte ich und blickte sie alle resigniert an. „Vier Menschen in einem kleinen Klassenzimmer."
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They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓
Fanfiction❝ One touch and I was a believer. ❞ ©2018, neliery und Moenqueen „Weißt du was? Wir werden die alten Damen sein, die im Altenheim Ärger machen." ~ Greta zu Nia ***** Etwas Verbotenes zu tun, hat immer einen bestimmten Reiz, vor allem für die beiden...