G R E T A
„Und die Gewinner des diesjährigen 'Planspiel Börse' sind", teilte uns der Mann mit, der in unseren PoWi-Unterricht gekommen war, „die Teilnehmer der Gruppe ..."
Er zögerte einen Moment, sah sich den Namen dann genauer an und verkündete schließlich: „Greta und die Coolen."
Fassungslos starrte ich ihn an.
„Nicht im Ernst, oder?", wisperte Nia neben mir, welcher der Name nur allzu bekannt vorkam. Dafür, dass ich beschlossen hatte, unser gesamtes Guthaben auf McDonalds zu setzen, hatte man mich bei der Betitelung der Gruppe aus 'die Coolen' ausgeschlossen. Ha! Da sollten sie doch mal sehen, was eine Fastfood-Kette so alles erreichen konnte!
„Wir haben in der gesamten Zeit kein einziges Mal etwas aktiv bei diesem Spiel gemacht", flüsterte Nia fassungslos weiter, „unsere einzige Aktion war es, McDonalds-Aktien zu kaufen."
„Die Gruppe hat strategisch geschickt agiert. Viele Aktien sind seit Beginn des Spiels im Wert gesunken, aber einige wenige Ausnahmen wie McDonalds waren nicht davon betroffen. Sie sind das Risiko eingegangen und haben ihr gesamtes Geld darauf gesetzt", erklärte der Mann weiter.
„Ich habe euch doch gesagt, dass Megges super ist!", rief ich laut aus, was alle Anwesenden dazu brachte, mich entgeistert anzusehen. Entschuldigend grinsend verstummte ich also wieder.
„Damit gewinnt das Team eine Reise nach Brüssel, wo es Gewinnerteams aus anderen Ländern und der letzten Jahre sowie große Unternehmer von Firmen kennenlernen wird. Für Sie alle ist das eine großartige Chance, einen Einblick in die Aktienbranche zu bekommen und vielleicht sogar zu überlegen, ob es für Sie als späterer Beruf in Erwägung gezogen werden könnte."
Damit verließ er den Raum und ich fing die Blicke meiner Gruppenmitglieder auf. Wir konnten nicht fassen, dass wir soeben eine Reise nach Brüssel für's Nichtstun bekommen hatten.„Du machst was?", fragte Harry erneut und sprang von seinem Stuhl auf. Ich befand mich in seinem kleinen Apartment und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Wir haben das Ding eben gewonnen. Ich fahre mit Nia, Ash, Nat und Max nach Brüssel."
„Willst du mich eigentlich verarschen?", fuhr er mich aufgebracht an, „Im ersten Moment sagst du mir, ich solle mir wegen Max keine Sorgen machen und dann fährst du mit ihm in den Urlaub?!"
Seufzend verdrehte ich die Augen.
„Mein Gott, es ist ja nicht so, als wären es drei Wochen Mallorca zu zweit, Harry!", brummte ich. „Es ist ein Wochenende. Und Brüssel. Und zusammen mit meiner besten Freundin, meinem Bruder und dessen besten Freund. Ganz ehrlich, selbst du müsstest dir da eingestehen, dass es wohl nichts Unromantischeres gibt, als mit seinem Bruder und seinen Freunden nach Brüssel auf ein Wirtschaftstreffen zu fahren."
„Selbst du?", hakte er nach, „Was soll das denn jetzt bedeuten?"
Ich schüttelte den Kopf und winkte ab.
„Nicht so wichtig."
Dann trat ich einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn zu seinem Überraschen.
„Glaub mir, Harry. Du musst dir wirklich keine Gedanken machen. Ich will keinen anderen als dich."
Langsam schloss er seine Arme um meinen Rücken und umarmte mich zurück, woraufhin er sein Kinn auf meinen Kopf legte.
„Okay", flüsterte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, um mir letztendlich einen Kuss auf die Stirn zu geben.
„Na dann ist ja gut", murmelte ich und genoss für einen Moment seinen Geruch, bevor ich mich von ihm löste und mich aufs Bett setzte.
„Dann kann ich dir ja auch das Lustige daran erzählen."
Mit einer hochgezogenen Braue setzte er sich neben mich.
„Ja?", fragte er abwartend und ich musste bei dem Gedanken daran grinsen.
„Was ist so lustig?", wollte er wissen und ich kicherte leise.
„Weißt du, wie der Veranstalter heißt, auf dessen komische Gala wir eingeladen sind?", grinste ich und er schüttelte den Kopf.
„Nein, sollte ich?", gab er zurück und ich musste erneut lachen.
„Mark Pri!"
Er sah mich erstaunt an, aber nicht unbedingt belustigt, was mich auf den Gedanken brachte, er könnte den Witz an der Sache nicht verstanden haben.
„Mark Pri - Pri Mark. Primark! Verstehst du?", erklärte ich ihm also und er lachte leise in sich hinein.
„Du bist also von Primark eingeladen worden", stellte er klar und ich nickte, immer noch grinsend.
„Na dann pass auf", meinte er warnend und hob einen Zeigefinger, „nicht, dass du noch für weniger als den Mindestlohn Klamotten herstellen musst!"
Mit einem schnaubenden Lachen boxte ich ihm in den Arm.
„Ach, die ganzen anderen Läden sind doch auch nicht besser. C&A, H&M ... die waren alle nur schlau genug, um es nicht auffliegen zu lassen!"
Er nickte zustimmend.
„Ja, da hast du wahrscheinlich sogar Recht. Was bin ich froh, dass es nicht von Claus Anton und Heinrich Meyer veranstaltet wird."
„Claus Anton", wiederholte ich mit einem Kopfschütteln. „Na super, jetzt werde ich mir bei jedem C&A, den ich betrete, denken, ich gehe in Claus Anton. Das ist wirklich kein schönes Gefühl, weißt du das?"
„Ja klar", pflichtete er mir nickend bei, „aber es wird noch sehr viel komischer sein, sobald du Mr Pri persönlich kennengelernt hast und dann jedes Mal an ihn denken musst, wenn du in Primark etwas einkaufen willst. Das wird richtig komisch werden."
„Och Mann", jammerte ich und ließ mich zur Seite fallen, sodass ich mit dem Kopf auf seinem linken Bein landete und tat, als würde ich weinen. Er hatte Recht, es würde tatsächlich sehr seltsam werden, wenn ich jemals wieder in Primark einkaufen gehen wollte. Aber in diesem Augenblick war ich einfach nur froh darüber, dass wir uns wieder verstanden.
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They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓
Fanfiction❝ One touch and I was a believer. ❞ ©2018, neliery und Moenqueen „Weißt du was? Wir werden die alten Damen sein, die im Altenheim Ärger machen." ~ Greta zu Nia ***** Etwas Verbotenes zu tun, hat immer einen bestimmten Reiz, vor allem für die beiden...