veinticinco: Kochunfälle

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G R E T A

Gerade erst aufgewacht, streckte ich mich in meinem Bett. Erster Gedanke: Wochenende! Zweiter Gedanke: Belgisch und Theater.
Oder Niederländisch. Was auch immer man da sprach. Ich konnte es nie auseinanderhalten ...
Sofort ging meine Laune wieder in den Keller. Gegen Theater hatte ich rein theoretisch nichts - obwohl es mir gar nicht gefiel, dass Mr Styles mich nun schon zwei Mal, bei der Präsentation und bei Mr Malik, aus einer brenzligen Lage gerettet hatte und ich ihm somit eigentlich was schuldig war - doch Niederbelgisch mit dem Monster in der ersten Reihe war wirklich keine schöne Aktivität für ein Wochenende!
Und was ich fast vergessen hätte: Für Kochen hatte uns Nia ja auch noch eingetragen. Unsere erste Kochstunde und ich hatte Angst vor heißen Dingen, spritzendem Fett, Messern, die zu nahe an meiner Hand waren und Zwiebeln. Na das konnte ja großartig werden!
Stöhnend rappelte ich mich auf und schlurfte zu meinem Kleiderschrank. Das konnte ja wirklich ein super Tag werden!

„Jetzt sag mir doch bitte nicht, dass Mr Styles auch noch den Kochkurs macht!", murmelte ich Nia entgeistert zu, als besagter Lehrer direkt auf uns zuhielt. 'Uns' bestand ganz nebenbei aus Nia, einem Jungen aus der Parallelklasse, den ich nur vom Sehen her kannte und mir. Was war unsere Schule doch motiviert!
„Doch, er tut es", seufzte sie, als der Lockenschopf einen Schlüssel hervorzog und die Schulküche für uns öffnete.
„Wieso machen Sie eigentlich jeden nur möglichen Kurs hier mit?", fragte ich ihn entgeistert, wobei das eigentlich gar nicht stimmte, da Niederbelgisch ja nur von Mr Tomlinson geleitet wurde.
„Warum habt ihr euch für jeden nur möglichen Kurs eingeschrieben?", konterte unser Lehrer und ich schnaubte.
„Ich nicht. Aber Nia sollte man keine roten Filzstifte geben, sie neigt dazu, wahllos Kreuze zu zeichnen."
Dann musterte ich unseren Lehrer genauer und zog eine Augenbraue in die Höhe.
„Was haben Sie eigentlich an?"
Ein wenig entgeistert sah ich auf das schwarz-rosane Hawaiihemd.
Er sah nun ebenfalls an sich herunter.
„Schick, oder?", meinte er und strahlte mich mit einer solchen Begeisterung an, dass ich das 'Na ja', das ich eigentlich hatte erwidern wollen, verwarf und stattdessen ebenfalls lächelte. Er hatte ja immerhin noch was gut bei mir.
„Ja, finde ich auch", log ich daher so enthusiastisch ich nur konnte und er strahlte über das ganze Gesicht.
„Danke!"
Nia warf mir einen 'Alles klar'-Blick zu, doch ich zuckte nur mit den Achseln. Er sah so glücklich aus, da konnte man ihn doch einfach nicht enttäuschen!

„Okay", sagte Mr Styles nun begeistert und klatschte in die Hände.
„Wir beginnen ganz einfach: Spaghetti mit selbstgemachter Tomatensoße und zum Nachtisch selbstgemachtes Eis. Dafür werden wir uns jetzt ...", etwas hilflos sah er auf uns drei einzigen anwesenden Schüler, „in Zweiergruppen aufteilen."
„Ich mache auf keinen Fall mit Greta!", rief meine beste Freundin sofort aus und ich starrte sie ungläubig an. Was sollte das denn?!
Entschuldigend erklärte sie: „Als wir zuletzt zusammen gekocht haben, wäre dank dir fast die Küche explodiert. Und mein Zeigefinger wäre um ein Haar abgetrennt worden."
Ich wusste wovon sie sprach, weshalb ich rot anlief, denn sie hatte Recht.
Es war bei ihrer Oma gewesen und wir hatten versucht, Schokokekse zu backen. Ich war nur leider mit dem Ofen nicht zurecht gekommen und hatte aus Versehen den Gasherd angedreht, statt den Backofen vorzuheizen, woraufhin wir eine halbe Stunde hatten lüften müssen, um das ganze Gas aus der Küche zu bekommen.
Und ich hatte versucht, Schokolade klein zu hacken. Jedoch war diese sehr hart gewesen und gerade als ich das Messer mit voller Wucht hinabstoßen wollte, war mir Nias Zeigefinger in die Quere gekommen. Danach war ich jedenfalls zu Hause wieder aufgewacht - schon damals hatte ich kein Blut sehen können.
„Ich bin beim Kochen eine Gefährdung der Allgemeinheit", musste ich also zugeben, jedoch schüttelte Mr Styles den Kopf.
„Greta, du arbeitest mit mir zusammen. Du bist garantiert nicht so schlecht, wie du dich ausgibst."
Oh doch.
„Wollen Sie so gerne sterben?", grummelte ich leise, aber nur Nia hatte es gehört und kicherte nun leise.
„Nia, Alex, ihr kümmert euch um das Eis, in Ordnung?", begann Mr Styles nun.
Er kramte ein Rezept hervor und hielt es den beiden vor die Nase.
„Kann ich mich auf euch verlassen? Bekommt ihr das erst einmal alleine hin?"
„Klar", grinste die Grauhaarige.
Unser Lehrer drehte sich zufrieden zu mir um und deutete mir, ihm zu folgen.
Er griff in einem Schrank nach Brettchen und Messer, holte eine Tomate und stellte alles vor mich.
„Du musst die Tomate in kleine Würfel schneiden", erklärte er mir und ich schluckte. Ach du heilige Scheiße! Rundes Objekt, schneiden, ich?!
„Das ist nicht schwer", beruhigte er mich, schob mich sanft zur Seite und schnitt das Gemüse in der Mitte durch. „Siehst du?"
Ich nickte verkrampft und nahm ihm das Messer ab.
„Keine Angst", sagte er, „ich bleibe bei dir, bis du dich sicherer fühlst. Wir machen auch aus dir noch eine gute Köchin."
Das bezweifelte ich zwar, dennoch setzte ich die Klinge an und schnitt zögerlich eine kleine Scheibe von der halbierten Tomate ab.
„Gut!", lobte er mich und ich kam mir ein bisschen blöd dabei vor, von meinem Lehrer für meine herausragenden Leistungen im Gemüseschneiden gelobt zu werden.
„Ein bisschen größer", wies er mich beim nächsten Stück an und verschob meine Hand sanft nach links. „Besser so."
Unsicher schnitt ich die nächste Scheibe ab. Messer und ich waren keine gute Kombination.
„Siehst du, das wird doch!", munterte er mich auf und obwohl ich ihm nicht ganz glaubte, nickte ich.

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt