sesenta y ocho: Der Kurs der Liebe steigt

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N I A

„Hat es geklappt?", erschreckte mich Louis plötzlich, weshalb ich zusammenzuckte und ihn vorwurfsvoll anfunkelte.
Er zog eine Augenbraue nach oben, während wir zusammen den Gang entlang schritten.
Ich wartete darauf, dass er weiterredete, doch da er dies nicht tat, erhob ich das Wort.
„Hat was geklappt?", stellte ich also eine Gegenfrage und mein Gegenüber kugelte die Augen.
Ich tat es ihm gleich und schlug ihm spielerisch gegen die Schulter, woraufhin auch er zu grinsen begann.
„Du weißt, dass ich das nicht mag", schmollte ich, doch er schüttelte nur lachend den Kopf.
„Ist Max drauf reingefallen?", präzisierte er seine Frage dann und ich sah ihn für einen Moment überrascht an.
Dass ich es noch erleben durfte, dass Louis Max' Namen mit solch einer Leichtigkeit erwähnt, hätte ich nicht erwartet.
„Ähm, ja", antwortete ich nach kurzer Zeit. „Er hat sich richtig geärgert."
Lächelnd sah der Braunhaarige mich an und kam zum Stehen, als wir unmittelbar vor seinem Raum standen.
„Wo ist Greta eigentlich", meinte er dann verwundert, sah mich Sekunden danach allerdings sofort wieder erleuchtet an.
„Bei Harry", sagten wir gleichzeitig und ich biss mir auf die Lippe.
Es fiel mir nicht leicht, mich in seiner Nähe zu befinden und doch so belanglos mit ihm zu sprechen.
Schnell sah ich mich auf dem Gang um.
„Ich ...", begann ich, trat etwas näher auf ihn zu und griff nach seiner Jacke, die er sich anscheinend schnell übergeworfen hatte. Dann atmete ich noch einmal kräftig durch. „Ich vermisse dich."
Einer seiner Mundwinkel zuckte kurz, bevor er seine freie Hand an meine Wange legte und ich meine Augen schloss.
Kurz darauf hörten wir allerdings ein paar Schüler etwas lauter diskutieren, weshalb wir sofort zurückschreckten und uns erschrocken ansahen.
„Komm", meinte Louis schnell, schloss die Tür auf und zog mich mit sich hinein.
Ich stand mit dem Rücken zu ihm, weshalb ich mich umdrehte und gerade anfangen wollte zu sprechen, als er mir zuvorkam.
„Ich", meinte er langgezogen, wippte auf seinen Fersen auf und ab und spielte mit seinen Fingern, nachdem er seine Tasche einfach fallen gelassen hatte.
„Du?", hakte ich leicht lachend nach und er kam näher auf mich zu, sodass uns nur noch ein paar Zentimeter trennten.
Er schüttelte den Kopf.
„Vergiss es", sagte er und noch bevor ich etwas erwidern konnte, sprach er weiter: „Menschen können nicht mit Menschen zusammensein, die sie lieben."
Ich blickte ihm in die Augen in der Hoffnung, darin einen Sinn aus seinen Worten ausfindig machen zu können.
Klar, es stimmte schon. Schicksalsschläge passierten vielen Menschen und es war tragisch, aber was hatte das mit uns zu tun?
„Durch Krieg, Tod und noch mehr schlimmen Dingen werden sie auseinandergerissen."
Wortwörtlich.
Ich beschloss, einfach meine Klappe zu halten und mir meinen Kommentar zu verkneifen.
Louis sollte einfach mit was auch immer er gerade machte weitermachen, dabei wollte ich ihn nicht stören.
„Das Leben ist zu kurz, um es-"
„Wann bist du so poetisch geworden?", fragte ich ihn nun doch grinsend und er blickte mir direkt in meine grauen Augen.
„Als du gegangen bist, hatte ich viel Zeit, es zu werden."
Stumm erwiderte ich seinen Blick.

Nein, das war unfair!
Ich war nicht gegangen. Er war gegangen, weil er nicht bleiben wollte, als er aber zurückgekommen war, hatte er gemerkt, dass ich nicht geblieben war.
Das hieß aber nicht, dass ich gegangen war!

„Ich fahr' nach Brüssel", wechselte ich einfach schnellstmöglich das Thema und wich ein paar Schritte zurück. „Mit Greta, Nat, Ash und ... Max."
Ein paar Sekunden blieb er still, ehe er sich wieder mir zuwandte.
„Ihr habt das Börsen-Ding gewonnen?", fragte er ungläubig.
All das poetische Geschwafel und die total unbegründeten Vorwürfe von gerade eben waren mit einem Mal verschwunden.
„Ja", sprach ich unnötigerweise und wiederholte mich nochmal indirekt. „Wir fünf fahren nach Brüssel."
Er nickte.
„Freut mich für euch", sagte er und nun war ich diejenige, die ungläubig schaute.
„Nia", ergriff der Blauäugige also wieder das Wort, kam erneut ein paar Schritte auf mich zu und griff nach meinen Händen. „Ich habe gesagt, dass ich dir vertraue. Das war mein Ernst.
Außerdem ist es gut so, dass vier Teenager von einem Erwachsenen begleitet werden."
„Du flirtest mit Teenagern", fühlte ich ihm auf den Zahn und er verdrehte wieder die Augen.
„Ach, halt doch den Mund", sprach er und ich lachte erneut.
„Aber ich dachte, du vertraust ihm nicht?", hakte ich nach und er legte den Kopf schief.
„Ihm nicht, dir dafür zu 98 Prozent."
Meine Augenbrauen zogen sich empört zusammen.
„Nur zu 98 Prozent?", meinte ich und bekam als Antwort ein freches Grinsen.
„Ein Prozent Abzug, weil ich nicht weiß, ob wir gerade überhaupt ein Paar sind", erklärte er und ich sah leicht erschrocken zu ihm. Für mich war das eigentlich die ganze Zeit klar. „Und ein weiteres Prozent Abzug, weil du es bist, Nia. Dir sollte man niemals zu 100 Prozent vertrauen."
„Na danke", nuschelte ich gespielt beleidigt, wandte den Blick ab und spürte kurz darauf warme Lippen an meiner Schläfe.
Überrascht sah ich wieder zu ihm.

„Nia. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was wir gerade sind", begann er daraufhin wieder zu sprechen und ich lauschte gespannt.
„Aber ich bin mir sicher, dass ich dir wenigstens zu 99 Prozent vertrauen möchte", fuhr er fort, doch das Klingeln seines Handys unterbrach ihn.
Grummelnd zog er es aus seiner Hosentasche, starrte ein paar Sekunden darauf und lehnte dann den Anruf ab. Bevor er es wieder wegsteckte, sah ich noch, dass wir es bereits kurz vor zehn hatten. Scheiße. Um zehn wollten wir uns alle auf dem Parkplatz treffen und aufbrechen.

„Du hättest ruhig rangehen können", meinte ich schnell, doch er winkte ab.
„War nicht so wichtig", redete er und ich wurde immer unruhiger. Heute durfte ich wirklich nicht zu spät kommen!
„Was ich damit sagen wollte", griff er wieder seinen letzten Satz von vor dem Anruf auf und wandelte sein leicht genervtes Gesicht in ein Lächelndes.
„Ich-"
„Ich muss los!", rief ich, sah ihn kurz entschuldigend an, ging dann auf die Zehenspitzen und drückte dem total verwirrten Louis einen Kuss auf die Wange.

„Und natürlich sind wir noch zusammen, du Depp", flüsterte ich ihm noch zu, bevor ich meine Beine in die Hände nahm und losrannte, um meine verfluchten Börsen-Partner noch rechtzeitig zu erwischen.

They Don't Know About Us || l.t. ; h.s. ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt