|4. Kapitel|

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Liebe ist das Gewürz des Lebens. Sie kann es versüßen, aber auch versalzen
-Konfuzios

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Es ist später Abend und ich sitze auf dem Bett und lasse meinen Blick durch mein neues Zimmer schweifen.

Noch stehen viele ungeöffnete Kartons im Raum verteilt und es sieht insgesamt noch etwas leer aus, doch das würde sich schon bald ändern.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden damit. Immerhin hab ich ein größeres Zimmer als Logan bekommen. Aber viel mehr Platz habe ich jetzt auch nicht.

Ich habe leise Musik angemacht, um den stressigen Tag in Ruhe abklingen zu lassen und um mich zu entspannen. Morgen ist Sonntag und das bedeutet, dass ich nur noch einen freien Tag habe und dann würde ich schon die berühmt berüchtigte Neue sein.

Ich hatte noch nie das Vergnügen, in diese Rolle zu schlüpfen und ich war auch nie wirklich heiß darauf. Aber wirklich aufgeregt bin ich jetzt auch nicht.

Naja, vielleicht kommt das erst, wenn es soweit ist.

Jedenfalls werden meine Eltern, mein Bruder und ich uns morgen Vormittag unseren Nachbarn vorstellen, ganz so wie es sich gehört.

Mum brennt schon darauf, Leute kennenzulernen und die ein oder andere Freundschaft aufzubauen, Koch- und Erziehungstipps auszutauschen (obwohl es dafür jetzt schon ein wenig zu spät ist) und, und, und.

Natürlich zwingt sie uns andere, sie zu begleiten. Und was bleibt uns anderes übrig als zu kapitulieren?

Irgendwann bemerke ich, wie meine Augen immer schwerer werden, gebe mir einen Ruck und schalte die Musik aus.

Aus meinem Koffer, den ich nur zum Teil ausgeräumt habe, fische ich meinen Schlafanzug. Dieser besteht aus einem weißen T-Shirt, auf dem ein Einhorn aufgedruckt ist und eine definitiv verbotene kurze Hose, die ich niemals in der Öffentlichkeit tragen würde. Aber sie ist einfach unglaublich gemütlich.

Erst da bemerke ich, dass ich die Vorhänge noch nicht zugezogen habe. Und ich bekomme leichte Panik. Denn unsere Nachbarn haben von einem bestimmten Zimmer aus den perfekten Blick in meines. Wer weiß, wer in diesem Haus nebenan wohnt?

Zu allem übel brennt auch noch genau in diesem Raum das Licht und ich kann die Umrisse eines Bettes erkennen. Aber um noch weiteres in diesem Zimmer zu erkennen, müsste man erst den großen Baum fällen, der zwischen unseren Häusern steht. Wenn ich so recht überlege, könnte man durch ihn prima in das Nachbarhaus gelangen, ohne die Haustüre zu benutzen!

Schließlich ziehe ich die grauen Vorhänge vor das Fenster und schalte mit einem tiefen Seufzer das Licht aus, ehe ich blind auf mein Bett zugehe.

Aber nicht, ohne davor nochmal mit einem lauten Rums auf dem Boden zu landen, da der dumme Koffer im Weg steht.

Mit einem schmerzenden Knie lege ich mich schließlich ins Bett und bete in Gedanken, dass das Schuljahr möglichst schnell vorbeigeht.

Ich habe keinen Plan, wieviel Uhr es ist, als plötzlich die ganze Luft aus meinen Lungen herausgepresst wird und ich ein definitiv zu schweres Gewicht auf mir spüre.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt