|22. Kapitel|

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Oft verliert man das Gute, wenn man nach dem Besseren sucht.
-Pietro Metastasio

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Als ich mit schnellen Schritten um die Ecke biege und somit aus dem Blickfeld von Sawyer entkomme, atme ich beruhigt aus.

Am Anfang dachte ich, er würde zu seinem Auto auf einen der Parkplätze gehen. Doch als er einen kurzen Blick nach rechts geworfen hat, änderte er seine Richtung plötzlich und ich habe das Gefühl bekommen, dass er mich verfolgt.

Doch das kann mir jetzt egal sein, da ich an der Kreuzung schon Ella stehen sehe, die gerade in ihrem Handy vertieft ist. Somit bemerkt sie mich erst, als ich bei ihr ankomme.

»Da bist du ja endlich. Können wir los?«, fragt sie mich lächelnd und steckt ihr Handy ein. »Ja, gehen wir.«

Es ist ein ziemlich kurzer Weg von der Schule zu dem schicken kleinen Café und ich bin froh, dass Ella keinen Verdacht geschöpft hat. Unauffällig werfe ich einen Blick nach hinten, kann aber zu meiner Erleichterung nirgendwo Sawyer entdecken.

Dafür aber einen der beiden seltsamen Typen, die gerade eben schon vor der Schule standen.

Allerdings denke ich mir nichts dabei. Wenn sie etwas von mir gewollt hätten, hätten sie mich bestimmt schon vorher angesprochen.

Außerdem habe ich nichts verbrochen und verkehre auch nicht in den falschen Kreisen. Und ich wüsste nicht, dass ich einen Drogendealer, der momentan Probleme hat, in meinem Freundeskreis habe.

Kurz darauf betreten Ella und ich auch schon das Café und sofort schlägt mir der Duft von Kaffee entgegen.

Wir setzen uns an einem kleinen Tisch etwas abseits der anderen Leute, damit wir uns in Ruhe unterhalten können, ohne dass uns jemand zuhört.

Schon wenig später kommt ein Kellner und nimmt die Bestellungen auf. Dann verschwindet er wieder.

»Jetzt erzähl mal. Wie lange kennst du Alex denn schon? Er hat noch nie von dir gesprochen und plötzlich hat er eine Freundin«, redet Ella auch schon drauf los und innerlich spannt sich in mir alles an. Ich kann ihr ja schlecht erklären, dass wir uns erst kurz vor Schulbeginn kennengelernt haben.

»Wir kennen uns selbst auch noch nicht lange. Jedoch ist alles ganz schnell gegangen. Wir hatten plötzlich nur noch Augen füreinander und wollten das Offensichtliche nicht unnötig herauszögern. Es ist reine Glückssache, dass wir auf dieselbe Schule gehen, aber ich möchte mich nicht beschweren«, erkläre ich und atme auf, als sie mit einem Lächeln im Gesicht nickt.

Sie kauft mir die Geschichte also ab. Das ist gut. Ich will ihr so wenig wie möglich ins Gesicht lügen. Allerdings wird das bei der Fake-Beziehung ein wenig schwierig.

Trotzdem kann ich mich immer wieder geschickt aus ihren neugierigen Fragen manövrieren, indem ich unauffällig das Thema wechsle oder ihr sofort eine Gegenfrage stelle.

Und es funktioniert. Die Zeit vergeht wie im Flug und trotz meines schlechten Gewissens über die Lügen, die ich ihr erzählen musste, war es doch schön, mich mit ihr zu unterhalten.

Da ich mir jedoch geschworen habe, die nächsten Tage hauptsächlich mit lernen zu verbringen und es schön langsam draußen dunkel wird, verabschiede ich mich von meiner Freundin.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt