|41. Kapitel|

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Entscheide lieber ungefähr richtig, als genau falsch.
-Johann Wolfgang von Goethe

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»Du musst wirklich ein besonderes Mädchen sein. Normalerweise lädt Lyla entweder irgendwelche Typen oder Zoe zu sich nach Hause ein. Ich dachte ja, das gestern war nur eine einmalige Sache. Aber anscheinend habe ich mich da getäuscht«, gesteht er mir, nachdem wir uns auf die Barhocker niedergelassen haben.

»Äh...«

Er lächelt mich nur an und wartet, dass ich etwas dazu sage. Doch ich schweige nur und starre stattdessen mein Glas an.

»Ihr kennt euch aber noch nicht lange, oder?«, fragt er dann nach und ich schüttle meinen Kopf, als ich mich wieder ihm zuwende. »Naja, ich bin vor ein paar Wochen erst hierher gezogen und am Anfang haben wir uns nicht so gut verstanden. Doch mittlerweile hat sich viel geändert«, meine ich dann nervös lächelnd. Mit dieser Aussage meine ich nämlich nicht nur die Freundschaft zwischen Lyla und mir, sondern auch mein Liebesleben.

Aber das muss Grayson ja nicht wissen.

Dieser nickt nur verständnisvoll.

Plötzlich höre ich das Schließen einer Türe und bin plötzlich überglücklich, nicht mehr länger mit ihm alleine in diesem Haus zu sein. Irgendetwas in ihm bringt mich dazu, meine Worte mit Bedacht zu wählen.

Nur wenige Sekunden später betritt eine überrascht wirkende Lyla mit einer Michael Kors Tasche die Küche, welche aber sofort auf mich zukommt und mich in ihre Arme schließt.

»Tut mir leid, dass du warten musstest. Ich bin so schnell ich konnte nach Hause«, sagt sie und stellt die Tasche auf die Küche ab, ehe sie sich selbst etwas zu trinken einschenkt.

»Schon okay. Dein Bruder hat mich ja reingelassen.«

»War auch gut so. Es fängt jeden Moment an zu regnen«, klärt sie mich auf und augenblickliche sehe ich aus dem Fenster hinaus. Tatsächlich verdunkelt sich der Himmel mit jeder Minute mehr und von dem schönen Blau ist keine Spur mehr zu sehen. Nun haben sie dicken, schwarzen Wolken Platz gemacht. Sie sind genauso schwarz wie auch der Schatten, der erneut geduckt, aber dennoch sichtbar am Fenster vorbei huscht.

Wie von einer Tarantel gestochen stehe ich auf. Mein ganzer Körper bebt vor Angst, als sich mein Blick starr auf das Fenster am anderen Ende des Raums heftet. Habe ich mir das gerade nur eingebildet?

»Lauren, alles in Ordnung?«, fragt Lyla von irgendwo her, doch ich ignoriere sie völlig.

Immer noch wie gelähmt vor Angst kralle ich mich an dem Stuhl neben mir fest, da ich jeden Moment umzukippen drohe.

Ich schlucke schwer und trete vorsichtig einen Schritt nach vorne. Als ich mir sicher bin, ohne Hilfe gehen zu können, wage ich mich langsam näher zum Fenster, vor dem ich wenige Sekunden zuvor die Gestalt gesehen habe.

»Lauren, was ist los?«, fragt Lyla erneut nach, diesmal liegt auch Skepsis und die Panik in ihrer Stimme.

Ohne mich umzudrehen hebe ich meine Hand, um ihr damit zu signalisieren, dass sie abwarten und ruhig sein soll.

Es ist nun so still im Raum, dass man sogar ein Fussel hätte fallen hören. Ich erlaube mir nicht zu atmen, aus Angst, dieser könne mein Vorhaben verraten und diese Gestalt in die Flucht schlagen, die sich möglicherweise an die Hausmauer gepresst versteckt.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt