|44. Kapitel|

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Die Welt ist voller magischer Dinge die nur darauf warten, dass unsere Sinne schärfer werden.
-Bertrand Russell

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Ich fühle mich ein wenig in die Situation mit Drace zurückgeworfen. Die gleiche Angst, die gleiche Panik, die gleiche Hoffnungslosigkeit.

Mein Leben hängt an einem Faden und die Fädenzieher meinen es nicht gut mit mir. Er hält mir eine Waffe an den Kopf.

Die plötzlichen Rufe, die von irgendwo ganz weit weg zu kommen scheinen, lassen mich völlig kalt. Ich zucke nicht einmal zusammen oder blinzle mit den Augen.

Das kühle Metall an meinem Kopf spüre ich plötzlich nicht mehr, genauso wie die Hand, die mich am Arm gepackt hat.

Ein dumpfer Knall ertönt, dann spüre ich, wie etwas zu Boden fällt. Und ich stehe da und starre nach wie vor einfach nur ins Leere.

Ich stecke irgendwo fest und kann mich nicht rühren. Bin unfähig, auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Was passiert hier gerade?

In meinem Blickfeld tauchen plötzlich bekannte Gestalten auf. Meine Augen richten sich auf sie, doch es ist, als hätte ich Wasser im Ohr. Wieso kann ich sie nicht verstehen?

Sawyer und David fuchteln wild mit den Armen herum und dann packt David mich einfach am Arm und zieht mich weg.

Diese plötzliche Bewegung löst etwas in mir aus. Auf einmal erlange ich wieder mein volles Bewusstsein zurück. Nehme alles genau wahr. Mein Herz beginnt wieder zu rasen und mein Magen krampft sich bei der aufsteigenden Panik zusammen.

Es ist, als würde ich aus einem langen Schlaf erwachen.

»David?«, keuche ich, da er mich soeben aus dem Haus herausschleift. Es regnet und die Tropfen werden mir ins Gesicht geschleudert. Sie kühlen meine Haut, aber trotzdem kann ich noch nicht klar genug denken, um einen vernünftigen Satz zustande zu bringen.

Blind folge ich ihm, wobei ich einmal fast gestolpert wäre. Leicht öffne ich meine Augen also wieder und ich sehe, wie David auf ein weißes Auto zusteuert, bei dem ein nervös aussehender Daniel wartet.

»Da seid ihr ja endlich! Wir müssen so schnell wie möglich weg. Lauren, steig ein«, bestimmt Daniel dann. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.

Obwohl ich noch fähig bin alleine zu laufen, lasse ich mich stumm von David zum Beifahrersitz führen.

Als er die Autotüre öffnet, sehe ich auch schon sofort Lyla und Grayson, deren Erleichterung förmlich ins Gesicht geschrieben steht.

»Dir geht es gut«, seufzt Lyla leise und kneift die Augen zusammen. Tränen strömen ihre Wangen hinunter und Grayson nimmt sie sofort in die Arme.

Ich setze mich in das Auto und schnalle mich an, während David die Autotüre zuknallt. Dann ist nichts außer Lyla's Schluchzen zu hören. Bis David und Daniel draußen zu reden beginnen. Und da ein Fenster ein Stückchen heruntergekurbelt wurde, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu lauschen.

»Hilf Sawyer und Alec. Ich kümmere mich um die drei«, meint Daniel noch knapp, ehe David ihm zunickt und schon kurz darauf wieder im Haus verschwindet, während Daniel zu uns ins Auto einsteigt.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt