|5. Kapitel|

138 10 0
                                    

Dass alle Klischees falsch sind, ist leider auch eines.
-Karlheinz Karius

❦❦❦

Kaum, dass wir uns alle nacheinander vorgestellt haben, bittet uns Elliot auch schon ins Haus.

Erst hat Mum das Angebot abgelehnt, da sie auch die restlichen Nachbarn noch begrüßen will.

Doch Elliot beharrt weiter darauf und als Alexander auch noch mit einem -Surprise, Surprise!- eng anliegenden schwarzen T-Shirt wieder im Türrahmen auftaucht, ist es für mich mehr als recht, dass Mum kapituliert und eintritt.

Ich muss feststellen, dass das Haus nicht nur vom Äußeren, sondern auch vom Inneren her sehr dem Unseren gleicht.

Der Flur ist fast identisch, die Treppe befindet sich an der exakt gleichen Stelle. Und auch die gleiche Holzart dient als Boden.

Einzig und allein die Bilder an den Wänden sind bei uns nicht vorzufinden.

Sie zeigen fast immer einen Jungen mit einem dicken Grinsen und einem Basketball in der Hand. Mal ist er ein kleines Kind, mal ist er das Zac Efron Double.

Auf einem Bild ist sogar eine braunhaarige Frau zu sehen, die einen Arm um ihn gelegt hat und glücklich in die Kamera lächelt.

Ist das seine Mutter?

»Man erzählt sich, dass ihr aus Deutschland hergezogen seid«, beginnt Elliot auch schon das Gespräch, nachdem er uns etwas zu trinken angeboten und uns auf das Sofa im Wohnzimmer gescheucht hat.

»Ja, das stimmt. Wir haben vorher in Köln gelebt«, erklärt mein Vater dann und Elliot nickt. Doch dann scheint ihm etwas einzufallen.

»Ist es denn nicht schwierig für euch beide, plötzlich nur noch Englisch reden zu müssen?«

So, wie er die Frage formuliert, könnte man meinen, er habe Mitleid mit uns, als er sich an Logan und mich wendet.

Ja, wir armen Kinder wurden tatsächlich aus unserem Leben gerissen und nach Amerika verschleppt.

»Nicht doch! Meine Familie stammt ursprünglich aus Amerika, deshalb haben Ben und ich uns entschieden, sie zweisprachig zu erziehen. Englisch ist wie ihre Muttersprache«, erklärt Mum schnell, sodass wir anderen keine Gelegenheit haben, selbst zu antworten.

Hat Mum etwa Angst, dass wir etwas falsches erzählen oder was ist in sie gefahren?

»Außerdem mache ich mir um die Kommunikatinsmöglichkeiten der beiden keine Sorgen. Vor allem nicht bei Lauren. Sie ist wirklich ein begabtes Mädchen«, säuselt Mum darauf los und ich merke, wie ich in Scham versinke.

Mein Gesicht und eine Tomate könnten nicht zu unterscheiden sein.

»Genau wie mein Sohn! Neben dem langen Basketballtraining ist es schwer, nebenbei auch noch für die Schule zu lernen und etwas mit Freunden zu unternehmen. Aber er bekommt das ganz wunderbar hin!«, stimmt Elliot auch noch mit ein und ich muss mir ein Grinsen verkneifen, als ich Alexander's genervtem Blick sehe, den er seinem Vater zuwirft.

Zac, ich weiß, wie du dich fühlst. Ich würde auch am liebsten aufstehen und vor diesem Gespräch flüchten.

Als hätte er meine Gedanken gelesen sieht er plötzlich zu mir. Ein paar Sekunden sehen wir uns nur stumm an. Als dann Mum auch noch preisgibt, dass ich ja so eine tolle Musterschülerin mit einem Notendurchschnitt von 1,5 bin und Elliot daraufhin erwidert, dass Alexander den gleichen Durchschnitt hat, verdrehen wir beide gleichzeitig die Augen und grinsen uns daraufhin an.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt