|6. Kapitel|

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Für die Welt bist du irgendjemand, aber für irgendjemand bist du die Welt.
-Erich Fried

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»Du bist ein sehr direkter Typ, was?«, ist alles, was ich nach einem Moment des Schweigens herausbringe.

Ich habe das Angebot immer noch nicht ganz verdaut. Ich verstehe es einfach nicht. Mein Gehirn will diese Information  nicht verarbeiten.

Alex kommt einen Schritt auf mich zu, sodass er nun direkt vor mir steht. Dabei steigt mir der Duft von einem typischen Männerparfum in die Nase, was gar nicht mal so schlecht riecht.

»Ohne jetzt arrogant klingen zu wollen, aber in der Schule gibt es einige Mädchen, die morden würden, um mit mir zusammen zu sein. Sie setzen alles daran, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen und ich muss wohl nicht erwähnen, wie sehr sie nerven.«

Fast hätte ich ihn mitleidig angesehen. Doch warum will er denn nichts mit einem Mädchen anfangen? Ist er etwa schwul?

»Ich will mich momentan um meine Karriere als Basketballspieler und auf die Schule konzentrieren können, ohne dass mich meine verknallte Freundin anmotzt, ich hätte keine Zeit für sie. Und wenn die anderen erst einmal merken, dass ich nicht mehr auf dem Markt bin, werden sie mich größtenteils in Ruhe lassen«, endet er schließlich mit seiner Erklärung.

Währenddessen habe ich die Arme vor der Brust verschränkt und kaue nachdenklich auf meiner Lippe. Ich starre den Boden an, als könne er mir sagen, ob ich auf das Angebot eingehen soll. Um etwas mehr Zeit zu schinden, stelle ich eine Frage.

»Wieso hast du dir gerade mich ausgesucht? Du kennst mich nicht einmal.«

Ich merke, wie Alex noch einen kleinen Schritt auf mich zukommt und mit zwei Fingern mein Kinn anhebt, sodass ich gezwungen bin, ihm ins Gesicht zu sehen.

Etwas überrascht von dieser Geste weiten sich meine Augen.

»Naja, wie bereits gesagt, du bist wirklich niedlich und hübsch. Außerdem bist du neu und das bedeutet, du bist noch in keiner Gruppe. Es wäre also ein Gewinn für beide Parteien.«

Da hat er irgendwie Recht.

Er lässt mein Kinn los, sieht mich aber weiterhin neugierig und zugleich interessiert an. Dann breitet sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen aus, die zugegebenermaßen sehr weich aussehen.

Oh man. Ich drehe schon komplett durch. Zwei Tage in Amerika und ich verwandle mich schon in die Protagonistin eines schnulzigen Liebesromanes von Tante Lydia.

»Nagut«, stimme ich schließlich zögerlich zu und sofort frage ich mich in Gedanken, ob ich diese Entscheidung später bereuen werde. Aber ich bin eben keine Hellseherin, sondern auch nur ein Mensch, der seine Fehler macht und aus ihnen lernt.

»Gut. Sagen wir einfach... wir sind seit vier Tagen zusammen. Ist das okay?«, überlegt dieser dann sofort und sieht mich dann fragend an.

Ich nicke nur überrumpelt.

Wahnsinn. Bereits zwei Tage hier und schon habe ich einen Freund. Na, wer kann mich toppen?

»Ach ja. Es wäre besser, wenn du morgen mit mir zur Schule fährst. Ich fahre immer mit dem Auto und würde dich dann mitnehmen, wenn das für dich in Ordnung geht. Einfach, um eine kleine Show abzuliefern.«

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt