|37. Kapitel|

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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.
-Konrad Adenauer

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Es fühlt sich so an, als hätte man die Musik ausgemacht. Als wären die Leute in meiner Umgebung verstummt. Als wäre ich Unterwasser und würde verzweifelt nach Luft schnappen, doch nur Wasser dringt in meiner Lunge. Als würde ich langsam und qualvoll ersticken, während ich versuche, nach der rettenden Leine zu greifen, die mir aber vor der Nase weggezogen wird.

Und zwar von dieser Rothaarigen, die ihre Arme um Alex' Hals geschlungen hat.

Meine Atmung geht stockend und ich habe das Gefühl, jeden Moment umzukippen. Zwar werde ich an den Armen gehalten, da ich anscheinend wegen dem Schock mein Gleichgewicht verloren habe, als ich nach hinten ausgewichen bin, jedoch nehme ich das nur am Rande wahr.

Ich beobachte das Geschehen, welches sich vor meinen Augen abspielt.

Viele Leute haben sich zu Alex, Liam, Max und der Rothaarigen umgedreht.

Max stampft mit Liam im Schlepptau auf Alex zu, welcher dies aber gar nicht mitbekommt.

Erst, als Max die beiden auseinander zieht und Alex am Arm festhält, da er sonst hingefallen wäre, wendet er sich seinem besten Freund zu.

In seinem Gesicht sieht man die Wut darüber, dass Max sie gestört hat. Es lässt mein Herz erneut bluten.

Ich kann nicht hören, was Max zu seinem besten Freund sagt, aber die Tatsache, dass ich Max' Gebrülle höre und Liam wild mit den Armen fuchtelt, reicht mir schon.

»Lauren, wir gehen. Wir übernachten heute auf jeden Fall bei dir oder bei mir. In diesem Zustand lasse ich dich auf keinen Fall alleine«, meint Ella neben mir. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie mich intensiv mustert. Wieder zerrt sie an meinem Arm, dass ich mitkommen soll.

Doch ich bewege mich noch immer keinen Millimeter. Langsam schüttle ich den Kopf. Um auf ihre Aussage zu antworten oder aus der Ungläubigkeit heraus weiß ich nicht. Aber das ist jetzt egal. Insgesamt ist alles jetzt egal. Die Blicke der Schaulustigen sind mir egal. Die Party ist mir egal. Alex ist mir egal. Mein schmerzendes Herz ist mir egal. Und auch meine Gefühle sind mir egal.

»Ich muss noch schnell was erledigen«, sage ich zu Ella, die skeptisch die Augenbrauen in die Höhe zieht.

Doch bevor sie mich stoppen kann, gehe ich auch schon los.

Hinter mir höre ich die anderen rufen, dass ich zurückkommen soll, allerdings ignoriere ich sie einfach und steuere direkt auf Max, Liam und Alex zu. Von der Rothaarigen ist keine Spur mehr zu sehen.

Als ich näher komme, höre ich auch schon Max auf Alex einreden. In einem sehr lauten und wütenden Ton.

Ich bekomme Wörter wie dumm, verletzt und Alkohol mit, aber ich bin viel zu konzentriert mir einen Weg durch die Menschenmasse, die sich jetzt grob um die drei gebildet hat, zu drängeln.

Als ich nach einem kurzen Moment bei ihnen ankomme, sehe ich, dass Max' Kopf schon vor Wut rot angelaufen ist und Liam hat die Hände zu Fäusten geballt.

Ich trete an sie heran und ihre Blicke richten sich augenblicklich auf mich. Sofort verstummt Max, der Alex kurz davor ziemlich nahe am Rande des Pools geschubst hat.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt