|27. Kapitel|

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Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen.
-Friedrich Nietzsche

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Still sitzen wir alle da und essen den Erdbeerkuchen, den Mum frisch gebacken hat. Niemand sagt ein Wort.

Vor allem Sawyer und Alex werfen sich feindselige Blicke zu, was mich wirklich aufregt. Aber was kann ich schon großartig dagegen tun?

Ab und zu wird Alex von Dad abgelenkt, indem sie sich über irgendwelche Sportarten und was weiß ich unterhalten. Doch sobald auch dieses Gespräch wieder verstummt ist, liefern sich die beiden wieder ein Blickduell.

Wie im Kindergarten.

Als alle fertiggegessen haben, ergreife ich meine Chance. Schnell sammle ich das dreckige Geschirr ein und flüchte in die Küche. Dort lasse ich mir extra Zeit, die Spülmaschine zu füllen. Doch meine Einsamkeit weilt nicht lange, als ich hinter mir ein Räuspern vernehme.

Das riecht nach Ärger. Eindeutig.

Ich drehe mich um und sehe Alex mit verschränkten Armen und einem wütenden Gesicht vor mir stehen.

Innerlich spannt sich in mir alles an. Jetzt gleich würde ich die Standpauke meines Lebens anhören müssen. Oder vielleicht macht Alex jetzt auch Schluss.

»Was zur Hölle soll das?!«, fährt er mich an und ich zucke bei seinem schneidenden Tonfall zusammen. »Sawyer? Dein Ernst? Du treibst dich mit diesem Arsch herum? Wirklich jetzt?«

Zum Ende hin ist die Lautstärke seiner Stimme angestiegen, jedoch wird er wieder leiser, da er nicht will, dass die anderen uns hören.

Ich stoße einen verzweifelten Seufzer aus und lege den Teller, den ich gerade eben noch in der Hand gehalten habe, auf den Küchentresen.

»Ob du's mir glaubst oder nicht, aber ich treffe mich nicht freiwillig mit ihm.«

Naja, das eine Mal, als ich ihn um ein Gespräch gebeten habe, zählt nicht. Das war gerade mal eine halbe Stunde.

»Ach! Und wo warst du dann bitteschön gestern Nacht? Vielleicht bei Ella? Oh, aber als ich sie angerufen habe, meinte sie, du wärst nach eurem Treffen gegangen! Und dann tauchst du hier mit Sawyer auf!«

Auch ich werde schön langsam wütend. Was bildet er sich denn ein? Ist er mein Vater, dass er mir hinterher spioniert? Es geht ihm nichts an, mit wem ich mich treffe, auch wenn es sich dabei um Sawyer handelt!

»Hast du deinen Spaß mit ihm gehabt? Lass dir eines gesagt sein: Er wird dich genauso fallen lassen wie all die hundert Mädchen vor dir!«

Alex ist bedrohlich auf mich zugekommen. Die Möglichkeit, nach hinten auszuweichen, bleibt mir wegen der Küche verwehrt, weshalb ich nur still dastehe und meine Fingernägel vor Wut in meine Handfläche begrabe.

Doch irgendwann platzt auch mir der Kragen.

»Du bist so ein Arsch! Hast du auch schon mal daran gedacht, dass ich nicht freiwillig mit Sawyer unterwegs war? Ja, ich geb's zu, dass ich gestern Nacht bei Sawyer war. Aber ich war dabei nicht mal bei Bewusstsein! Wenn du wüsstest, was er für mich getan hat, würdest du sicherlich nicht so abfällig über ihn reden, denn immerhin ist er derjenige, dem ich möglicherweise mein Leben zu verdanken habe!«

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt