|61. Kapitel|

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Furcht besiegt mehr Menschen als irgendetwas anderes auf der Welt.
-Ralph Waldo Hepburn

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Nur eine Minute später sind meine Wangen nass, ich durchwühle meinen Schrank nach ein paar Klamotten und schnappe mir mein Handy.

Dann ziehe ich mir noch Turnschuhe an, schleiche leise runter in die Küche und schnappe mir zwei Messer.

Als ich das kühle Metall umgreife, zittern meine Hände so stark, sodass ich sie um ein Haar hätte fallen lassen.

Ist es jetzt etwa soweit? Ist das sein finaler Schlag? Aber warum ausgerechnet Zoe? Sie ist die Unschuldigste von uns. Sie hat nichts mit alldem zu tun!

Ich schlucke schwer, ehe ich nochmal die Nachricht mit der Adresse anstarre.

'Deine Freunde müssen leider Zuhause bleiben. Ich sehe, wenn du ihnen Bescheid gibst.'

Ich überlege fieberhaft, wie ich ihnen Bescheid sagen könnte, ohne dass ich viel Zeit verschwende oder Drace dahinter kommt. Somit fällt die Option, zu ihnen nach Hause zu fahren, schon mal weg.

Doch da habe ich eine Idee.

Nochmals stürme ich die Treppe nach oben und reiße Logan's Türe nicht gerade leise auf. Dieser schreckt sofort hoch und schaltet einen Moment später die Nachtischlampe ein.

»Lauren? Was ist los? Wieso trägst du keinen Schlafanzug mehr? Wo willst du hin?«, sprudeln die Fragen auch schon aus ihm heraus und verschlafen reibt er sich die Augen und setzt sich auf.

»Du musst mir einen Gefallen tun«, schluchze ich los und atme einmal tief durch, bevor ich fortfahre. »Versprich mir, dass du in einer Stunde bei Daniel anrufst. Und wenn er nicht rangeht, dass du zu ihm nach Hause fährst. So schnell du kannst. Gib ihm den Zettel, den ich gleich schreiben werde. Er weiß, was los ist. Und bitte, warte wirklich eine Stunde. Es ist sehr wichtig und könnte sonst gefährlich für mich und auch für dich werden!«

Die Tränen strömen ungehindert aus meinen Augen und ich zittere am ganzen Leib.

Sofort ist Logan bei mir und drückt mich an sich. Er ist noch ganz warm.

»Sag mir sofort, was los ist«, verlangt er von mir, allerdings schüttle ich nur abwehrend den Kopf und schiebe ihn weg. Dann eile ich zu seinem Schreibtisch, krame Stift und Zettel hervor und beginne eilig, die Adresse hinzukritzeln und den Namen Drace.

Ich drücke ihn Logan in die Hand. »Und komm bloß nicht auf die Idee, mir oder Daniel zu folgen!«

Dann rase ich wieder aus seinem Zimmer, aber nicht, ohne ihm davor noch zu sagen, wie lieb ich ihn habe.

Wer weiß, was mich heute alles erwartet. Am liebsten würde ich auch Mum und Dad aufwecken. Aber das ist nicht möglich.

Doch plötzlich befällt mich eine Idee und ich husche erneut in Lichtgeschwindigkeit in mein Zimmer. Dann reiße ich das Fenster auf und sofort schlägt mir die kühle Nachtluft entgegen und eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen. Dann quetsche ich mich durch die Öffnung und klettere mit einem unangenehmen Gefühl und wackeligen Beinen auf den Baum.

Ohne Hilfe werde ich nicht weit kommen. Nun bin ich bereit, jede Hilfe anzunehmen, die ich kriegen kann.

LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt