《7》

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Alle fünf Minuten schaute ich auf die große Wanduhr im Geschäft.
"Na komm, geht schon los.", sagte Mary als die Uhr halb fünf zeigte.
"Willst du wirklich, dass ich mitkomme?", fragte Aylin.
"Ja klar, du musst mich davon abhalten ihn direkt abzuknutschen."
Sie lachte. "Nagut."
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"Bleibt nicht so lange.", sagte Mary und umarmte uns zum Abschied. Ich schnappte mir meine Handtasche. "Und wenn was ist, ruf an."
Aylin öffnete die Glastür. "Jaa."
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Wir stiegen in einen typisch für London roten Doppeldeckerbus und fuhren in die Australia Road.
"Aylin.. Ich bin so aufgeregt.." Wir stiegen aus dem Bus.
"Wäre ich an deiner Stelle auch.. Aber es wird alles gut, glaub mir.. Welche Hausnummer war das gleich?" Ich schaute auf den Zettel.
"157." Wir liefen zum nächsten Haus um zu schauen, wo wir gerade waren. "80..", ließ Aylin vor.
"Egal.. das kleine Stück schaffen wir doch im Nu."
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Wir liefen die Straße entlang. Sie bestand fast nur aus roten Reihenhäusern.
Nach ungefähr fünfzehn Minuten kamen wir an.
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Wir liefen die kleine Treppe zur Tür hoch. Mein Zeigefinger landete zitternd auf der Klingel. Mein Herz pochte wie wild.
Nach wenigen Sekunden wurde die Tür geöffnet.
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J stand vor uns. Ich starrte ihn an. Mir jedem Augenblick den ich ihn länger ansah wurde ich nervöser. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er vor mir stand. "Hallo.", sagte er. "H-Hi.", brachte ich hervor. "Ich habe meine beste Freundin mitgebracht.. Wenn das kein Problem ist.." Aylin trat neben mir auf die oberste Stufe.
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"Nein, alles gut. Kommt rein." J zog die Tür komplett auf und ging ein Stück zur Seite.
Ich setzte meine Füße ins Haus und lief etwas langsamer an ihm vorbei. Ich atmete tief ein und könnte sein leichtes Aftershave riechen. Es war das gleiche wie früher. Meine Gefühle spielten verrückt.
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Auch Aylin trat ein. "Wollt ihr etwas trinken?" Er schloss die Haustür. Nach kurzem Blickkontakt mit Aylin nickte ich. "Folgt mir." Er lief geradeaus an uns vorbei. Aylin nahm kurz meine Hand und drückte sie. "Alles wird gut.", flüsterte sie.
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"Was möchtet ihr denn?" J stand vor einem Küchenschrank und nahm zwei Gläser heraus. "Wasser.", antworteten wir gleichzeitig.
Er öffnete eine Flasche und schenkte ein. "Danke." Unsere Hände berührten sich kurz als er mir das Glas überreichte. Sie fing an zu kribbeln als würden tausende Ameisen darauf laufen.
Unsere Blicke kreuzten sich. Ich konnte spüren wie ich rot wurde.
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"So.. Jetzt erzähl mir mal, was das gestern Abend war."
Wir sind ins Wohnzimmer umgezogen. Aylin saß neben mir und hielt meine Hand. "Wie es scheint.. kannst du dich nicht mehr an mich erinnern.. Richtig?" Er nickte.
Ich hielt kurz inne. Sollte ich ihm das alles überhaupt erzählen, oder sollte ich ihm die Zeit lassen um mich komplett neu kennen zu lernen?
"Kann ich kurz mit Aylin vor die Tür gehen? Ich muss kurz mit ihr reden.." Wieder nickte er. "Ja sicher." Ich zog sie vom Sofa in den Flur.
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"Aylin... Ist es überhaupt eine gute Idee ihm die vergessene Vergangenheit zu erzählen? Ich meine, was wenn er das nicht möchte.. Mich nicht zurück möchte?"
Sie runzelte die Stirn. "Wie willst du es denn sonst schaffen? Beten und hoffen? Ein weiteres halbes Jahr nur weinen?"
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"Nein.. Ihn einfach noch mal neu kennen lernen. Beziehungsweise, ihn mich kennen lernen lassen, sowohl er das möchte." Aylin zuckte mit den Schultern. "Das kannst du auch machen.. Aber das wird nicht einfach sein. Für dich jedenfalls. Ich meine, ich sehe ja jetzt schon, dass du verrückt wirst, weil du ihn nicht anfassen, geschweige denn küssen kannst."
Warum musste sie mit allem was sie sagte so recht haben?
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Wir gingen zurück ins Wohnzimmer und setzten uns. "J.. Eigentlich gibt es tausend Dinge die ich dir erzählen wollte.. In der Nacht habe ich mir sämtliche Gedanken gemacht, wie ich es dir am besten sagen kann. Nun ja.. Wir hatten eine gemeinsame Vergangenheit." Ich legte meine Hand auf den Verlobungsring.
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"Ich habe mir überlegt, wenn du das auch möchtest, dass wir noch mal von null anfangen und wir uns komplett neu kennen lernen.." Die Haustür machte Geräusche. Das Blut in meinen Adern gefrierte. Die Wohnzimmertür wurde von einer Frau geöffnet. 'Bitte nicht.' Ohne, dass ich sie ansah, betete ich dafür, dass sie nicht das war, wofür ich sie hielt.
"J, du bist ja schon da, mein Schatz." Da war er. Der Moment in dem ich meinen Verstand verlor. Ich kannte diese Stimme. Die gehörte Laura. Und sie sagte "mein Schatz".
Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen.
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She saw Beauty in his Darkness 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt