Ich war vom Regen komplett durchnässt. Meine Füße taten weh von all den Kilometern, die wir gelaufen waren. Die Augenbinde, welche meine Augen verdeckte, nervte mich mit jedem Schritt mehr.
Ich wollte doch einfach nur einen gemütlichen Abend mit Harry auf unserem Sofa verbringen und mich von den letzten Konzerten erholen. Aber nein, mein Freund war ja der Meinung, wir müssten einen Spaziergang machen. Natürlich konnte er nicht ahnen, dass es anfangen würde zu regnen, doch wieso mussten wir extra zwanzig Minuten Auto fahren, um hier Spazieren zu gehen? Ganz in der Nähe unserer Hauses wäre ein Park gewesen. Hätte der es nicht auch getan? Dann wären wir wenigstens schon längst wieder in unserer warmen und vor allem trockenen Wohnung.
Mit jeden Meter, den wir liefen, sank meine Laune weiter. So hatte ich mir meinen ersten freien Tag seit langen nicht vorgestellt. Harry schien auch bemerkt zu haben, dass ich schlechte Laune hatte, da er ungewohnt ruhig war. Er hatte seine Versuche mich auf zu heitern aufgegeben und führte mich einfach schweigend weiter.
"Wir sind bald da.", murmelte Harry.
"Ich will nicht da sein. Ich will nach Hause. Und was soll diese verdammte Augenbinde?", beschwerte ich mich gereizt.
"Ich möchte dir nur was zeigen."
"Und ich möchte aus meinen nassen Klamotten raus. Mir ist kalt."
"Möchtest du meinen Pullover haben?", erkundigte sich Harry.
"Weil der so super trocken ist?", hakte ich sarkastisch nach.
"Es tut mir leid, Lou. Ich konnte doch nicht ahnen, dass es anfängt zu regnen."
"Wir hätten aber schon längst wieder umdrehen können." Harry blieb stehen.
"Wir sind da.", informierte er mich kleinlaut, während er sich an der Augenbinde zu schaffen machte. "Bereit?"
"Ja.", antwortete ich genervt. Endlich nahm Harry die Augenbinde ab. Wir standen mitten im Wald. Fragend sah ich Harry an. "Und was machen wir jetzt hier? Bäume beobachten?"
"Ich dachte mir, wir könnten hier die Nacht verbringen.", erklärte Harry.
"Hier?", versicherte ich mich und zeigte auf den Fußboden unter mir.
"Da.", verbesserte Harry mich und deutete auf etwas hinter mir. Mit skeptischen Blick drehte ich mich um und entdeckte ein Baumhaus.
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"Das sieht aus als würde es irgend Jemanden noch nutzen. Da kannst du doch nicht einfach einbrechen."
"Es ist noch unbenutzt und wenn man einen Schlüssel hat, ist es kein Einbruch." Noch immer verwirrt sah ich zurück zu Harry. "Ich hab es bauen lassen. Natürlich nach Absprache mit dem zuständigen Förster. Hier gibt es nur uns Beide. Kein Management, keine Paparazzi, keinen Verkehrs- oder Baustellenlärm und vor allem ... keine Vorschriften. Wir können einfach wir selbst sein. Es ist unser geheimer Rückzugsort. Nicht mal die Jungs wissen etwas vom Baumhaus. Die Bauarbeiter wissen nicht, dass sie es für uns gebaut haben, sondern denken, dass der Förster es haben wollte und der Förster hat nun wirklich kein Interesse daran, dass hier dutzende Fans durch seinen Wald laufen und die Tiere verschrecken."
"Du bist einfach unglaublich.", murmelte ich und warf mich in Harrys Arme, die er sofort fest um mich schlang. Strahlend sah ich zu ihm hoch. Meine schlechte Laune war wie weggeblasen. Liebevoll lächelnd lehnte Harry sich zu mir runter und küsste meine Nasenspitze.
"Na komm, du kleine Zicke, lass uns rein gehen.", lachte Harry und wich meinem Schlag aus. "Kein Grund gleich gewalttätig zu werden." Ich zeigte ihm den Stinkefinger und wollte gerade Richtung Leiter gehen, als ich von hinten gepackt und hochgehoben wurde. Erschrocken schrie ich auf, kuschelte mich dann jedoch an Harrys Brust und ließ mich die Treppe hochtragen. Erst vor der Tür des Baumhauses wurde ich runtergelassen, da Harry den Schlüssel aus seinen Rucksack holen musste.
Er ließ mir den Vortritt, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte.
"Es ist noch nicht komplett eingerichtet, da ich das gerne mit dir zusammen machen wollte. In einen Raum liegt schon eine große Matratze, so wie genug Kissen und Decken. Und einen Gaskocher haben wir auch schon, damit du bloß deinen Tee bekommst." Lächelnd sah ich zu Harry.
"Hab ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe.", erkundigte ich mich.
"Ich bin mir sicher, dass du mich in der letzten halben Stunde eher gehasst hast."
"Kann ich mich nicht mehr dran erinnern." Harry kam lächelnd auf mich zu.
"Dann sollten wir die letzten Erinnerungsstücke wohl los werden, bevor es dir wieder einfällt." Er hauchte mir einen kleinen, unschuldigen Kuss auf die Lippen, ehe er mir den nassen Pullover auszog. Meine Hose fand gemeinsam mit meiner Boxershort ebenfalls ihren Weg auf den Fußboden. "Ab unter die warme Decke. Nicht dass du mir noch krank wirst." Ich kam der Aufforderung nach, ging rüber zur Matratze und schlüpfte dort unter die Bettdecke. Harry gesellte sich einige Minuten später zu mir. Auch er hatte sich komplett ausgezogen. In der Hand hielt er zwei Teetassen, wo von er mir eine reichte.
"Danke.", sagte ich, küsste meinen Freund kurz, kuschelte mich an seine Seite und nahm dann vorsichtig einen Schluck vom Tee. Schweigend genossen wir einfach die Nähe des jeweiligen Anderen und tranken unseren Tee. In solchen Moment brauchten wir keine Worte.
Harrys Arm lag um meiner Schulter. Mit den Fingerspitzen strich er meinen Oberarm immer wieder auf und ab. Genüsslich seufzte ich und schmiegte mich nur noch enger an ihn. Den Kopf legte ich auf seiner Schulter hab. Kurz küsste ich seine Halsbeuge, wo noch ein Knutschfleck der letzten Nacht deutlich zu sehen war. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Die Beziehung mit Harry war einfach perfekt. Anders konnte ich sie nicht beschreiben.
Harry war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Er machte jeden Quatsch mit, den ich mir ausdachte, nahm aber auch meine schlechte Laune hin. Er motivierte mich, wenn ich am Aufgeben war und bremste mich aus, wenn ich drohte übers Ziel hinaus zu schießen. Harry kannte all meine Schwächen und akzeptierte sie. Dieser Mann war einfach perfekt für mich und nichts auf dieser Welt, könnte meine Meinung über Harry jemals ändern.
"Ich liebe dich, Hazza", murmelte ich, ehe ich in seinen Armen einschlief.