Zayns Pov
Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zündete ich auch die letzte Kerze im Wohnzimmer an. In den letzten Wochen hatte ich unzählige Stunden damit verbracht, unser Management von einem Outing zu überzeugen. Vielleicht hatte ich ihre Meinungen schlussendlich ändern können oder sie waren die Diskussionen mit mir einfach leid. Wie es zu der Entscheidung, dass Louis und ich uns als Paar outen durften, kam, war mir eigentlich auch ziemlich egal. Die Hauptsache war, dass bald die ganze Welt von unserer Beziehung erfahren würde. Wir wären endlich frei und könnten zu unserer Liebe stehen.
Louis ahnte vermutlich noch nicht mal etwas von dieser Neuigkeit. Er schien sich damit abgefunden zu haben, dass wir uns verstecken mussten oder ihm fehlte einfach die Kraft um weiterzukämpfen. So genau konnte ich das gar nicht sagen, da er schon seit einiger Zeit Gespräche über dieses Thema abblockte. Doch all dies gehört nun eh der Vergangenheit an. Wir könnten uns in Ruhe überlegen, wie wir unsere Beziehung öffentlich machen wollten.
Die Haustür wurde aufgeschlossen. Bevor diese überhaupt wieder geschlossen war, begann Louis bereits freudig zu erzählen.
"Zayn? Liam und ich haben einen neuen Song fertig bekommen, der unbedingt mit aus neue Album muss. Das ist ein Meisterwerk ... okay, das sage ich häufiger und bin dann ein paar Tage später doch nicht mehr zufrieden damit, aber ..." Der Brünette erschien im Türrahmen, wo er seine Erzählung abbrach und verwundert all die Kerzen musterte. "Was ist denn hier los? Hab ich irgendwas verpasst ... oder vergessen?" Unsicher glitt Louis Blick in meine Richtung.
"Es gibt gute Neuigkeiten", begann ich, sprach aber nicht weiter, um die Spannung zu steigern. Abwartend sah mein Freund mich an, bis ich es schließlich selbst nicht mehr aushielt. "Das Management hat endlich zugestimmt. Wir dürfen uns outen. Wir müssen unsere Beziehung nicht länger geheim halten." Aus großen Augen starrte Louis mich an. Die Wasserflasche, die er mitgebracht hatte, fiel ihm aus der Hand. Strahlend breitete ich die Arme für ihn aus.
"Oh ... das ist ja super ... ich bin mal eben ... also, gleich wieder da ... und ... ja", stammelte Louis, drehte sich um und flüchtete schon fast nach oben. Irritiert sah ich ihm mit noch immer ausgebreiteten Armen nach. Was war das denn für eine Reaktion gewesen? Einige Sekunden benötigte ich, um das eben Geschehene zu verarbeiten, dann folgte ich meinem Freund ins obere Stockwerk, wo ich ihn auf dem Bett sitzend und mit dem Gesicht in den Händen vorfand. "Lou?", sprach ich ihn leise an. Als ich keine Antwort erhielt, ging ich zu ihm und kniete mich vor ihm auf den Fußboden, wobei ich meine Hände auf seine Knie legte. "Alles okay?"
"Alles großartig", murmelte er. Dabei wollte er weiter aufs Bett rutschen und somit von mir weg. Sanft hielt ich ihn fest. Anschließend umschloss ich seine Hände mit meinen, um sie von seinem Gesicht wegzuziehen, was dazu führte, dass Louis den Kopf wegdrehte. Seufzend setzte ich mich neben ihn aufs Bett, zog ihn auf meinen Schoss und schlang die Arme fest um ihn.
"Du redest jetzt bitte mit mir und fang jetzt bitte nicht mit, es ist alles okay, an. Ich kenne dich inzwischen viel zu gut für dieses Spiel. Was bedrückt dich?" Statt zu antworten legte Louis seinen Kopf einfach auf meine Schulter und schwieg. "Baby, bitte." Ich küsste seinen Kopf und drückte ihn enger an mich.
"Ich hab Angst", rückte Louis schließlich kleinlaut mit der Sprache raus.
"Wovor?", hakte ich nach.
"Vor dem Outing."
"Es wird sich dadurch nichts zum Negativen ändern. Im Gegenteil sogar, es wird alles einfacher. All die Personen, die uns nahestehen, wissen doch schon längst Bescheid und Niemand hatte je ein Problem damit. Sollte es irgendwo da draußen Leute geben, die was gegen unsere Beziehung haben, dann ist es eben so. Was sollen sie machen? Wir leben nicht mehr im Mittelalter, wo es verboten war, das gleiche Geschlecht zu lieben. Die Welt ist toleranter geworden."
"Natürlich ist sie im Vergleich zum Mittelalter toleranter geworden, intoleranter als Homosexualität mit dem Tod zu bestrafen geht es ja auch nicht mehr", murmelte Louis gegen meine Schulter. "Warum sollten sich die Fans denn darüber freuen, wenn ich einigen von ihnen ihren Traummann wegnehme?"
"Das hast du eh schon getan, sie wissen es nur noch nicht. Aber genauso müssen sich die Fans, die bereits ihre Hochzeit mit dir planen, von dem Gedanken verabschieden, da dieses Recht ich für mich ganz alleine beanspruche."
"Das soll jetzt aber hoffentlich kein Heiratsantrag sein, oder? Dann wäre er nämlich miserabel. Mir zu erzählen, dass du Mädchen ihre Träume kaputt machen willst, ist nicht besonders romantisch." Ich wollte gerade weiter drauf eingehen, als ich realisierte, dass Louis gerade ganz bewusst versuchte, mich vom eigentlichen Thema abzulenken.
"Ich werde dich nicht zu einem Outing zwingen, wir werden es erst machen, wenn wir es beide wirklich wollen. Wenn du aktuell noch nicht dazu bereit bist, dann ist okay für mich. Wir haben alle Zeit der Welt."
"Seit wann haben wir dafür alle Zeit der Welt? Du versuchst doch schon seit Monaten diese Erlaubnis zu bekommen."
"Stimmt, weil ein ganz bestimmter Sturkopf mal wieder nicht mit mir über seine Sorgen gesprochen hat."
"Ich bin kein ..." Beim Reden hob Louis den Kopf, um mich anzusehen. Die Gelegenheit nutzte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, was ihn seinen Satz unterbrechen ließ.
"Bist du, aber auch das liebe ich an dir. Wir haben jetzt diese Erlaubnis, was wir damit machen, ist ganz allein unsere gemeinsame Entscheidung. Natürlich würde ich es am liebsten sofort der ganzen Welt erzählen, aber nicht, wenn du noch nicht bereit dazu bist. Die Hauptsache ist, dass wir beiden wissen, dass wir einander lieben und dass ich das hier machen kann." Erneut küsste ich meinen Freund kurz, woraufhin dieser lächelte.
"Du darfst mich jederzeit küssen, das weiß du."
"Und alles andere hat wirklich noch Zeit. Ich weigere mich, diese Beziehung zu veröffentlich bis du zu 100 Prozent hinter dieser Entscheidung stehst. Wenn es dann soweit ist, wird sich zwischen uns nicht verändern und die Meinungen von Fremden können uns egal sein. Lass sie reden, lass sie lästern, lass sie haten, wenn sie nichts besseres zu tun haben, ist das nicht unser Problem."
"Ich liebe dich, Zayn", sagte Louis und küsste mich zärtlich.
3 Wochen später
Lächelnd sah ich in die Kameras, obwohl ich aufgrund des Blitzlichtgewitters kaum etwas sehen konnte. All die Fotographen riefen uns Anweisungen zu, wie wir uns auf dem roten Teppich hinstellen sollten.
Louis stand dicht neben mit. Meine Hand lag auf seinem Rücken.
"Zayn", wisperte er leise. Ich gab ein Brummen von mir ohne den Blick von den Kameras abzuwenden. "Ich hatte dir doch neulich gesagt, dass du mich jederzeit küssen darfst ... wie wäre es mit hier und jetzt?" Mein Lächeln verrutschte und ich sah überrascht zu Louis, weswegen sich einige der Fotografen beschwerten. "Vielleicht hast du dafür auch irgendeine große Show oder sowas geplant, aber mir persönlich würde es besser gefallen, wenn wir es ohne Ankündigung und ohne vielen inszenierten Sachen machen würden."
"Das klingt perfekt, aber bist du dir sicher? Wenn wir uns jetzt outen, gibt es kein zurück mehr."
"Ja, ich bin mir ganz sicher." Mein Lächeln fand seinen Weg zurück auf meine Lippen.
"Okay, dann machen wir es hier und jetzt." Grinsend lehnte ich mich etwas zu Louis vor.
"Dann lass uns Mädchen-Träume platzen lassen", flüsterte der Ältere kurz bevor sich unsere Lippen berührten.
"Och man, Lou", beschwerte ich mich lachend über seinen Kommentar, wobei ich mich wieder gerade hinstellte. Grinsend legte Louis seine Hände an mein Gesicht, zog mich sanft zu sich runter und küsste mich zum ersten Mal in der Öffentlichkeit. Es dauerte einige Sekunden, doch dann schien die komplette Aufmerksamkeit auf uns beiden zu liegen.
Einen Moment später lösten wir uns wieder voneinander und lächelten uns einfach glücklich, sowie auch verliebt an. Ich lehnte meine Stirn gegen seine.
"Ich liebe dich, Louis."
"Das trifft sich gut, ich dich nämlich auch." Erneut trafen unsere Lippen aufeinander.
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1D One Shots II [boyxboy] - keine Anfragen möglich-
FanfictionTeil 2 meiner OS-Sammlung - boyxboy