Zayns Pov
Es war kalt und der Boden bereits mit Schnee bedeckt. Der Winter war eingebrochen. Eigentlich wollten wir vor der Dämmerung im nächsten Dorf sein, um dort in einem Gasthaus unterzukommen, doch hatte uns das Schicksal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ein Wildschwein war aus dem Gebüsch gestürmt gekommen und hatte unser Pferd erschreckt, welches Louis und mich abgeworfen hatte. Zum Glück war das Wildschwein direkt abgehauen, doch mit ihm auch unser Pferd. Die geplante Strecke hätten wir knapp reiten können, aber zu Fuß war es unmöglich. Ohne Decken und ohne Nahrung standen wir mitten im Wald. Der Schnee rieselte unaufhörlich auf uns nieder.
Zumindest waren wir auf eine kleine Höhle gestoßen, die uns ein wenig vor der Kälte schützte.
Seufzend sah ich rüber zu Louis, welcher sich neben mir auf dem Boden zusammen gerollt hatte und versuchte zu schlafen. Er zitterte am ganzen Körper.
"Es tut mir leid, Lou.", durchbrach ich die Stille. Verwundert hob der Angesprochene den Kopf.
"Wofür entschuldigst du dich?"
"Ich hab dich in dieser Situation gebracht. Ohne mich ..." Louis unterbrach mich.
"Ohne dich wäre ich noch immer der Gefangene des Königs. Ich würde noch immer angekettet im Keller hocken."
"Ohne mich würdest du aber nicht bei dieser Kälte im Wald sitzen." Louis richtete sich auf, rutschte zu mir rüber und setzte sich auf meinen Schoss.
"Ohne dich könnte ich aber auch das hier nicht machen ..." Bevor ich noch etwas sagen konnte, küsste er mich. Nur zur gern erwiderte ich den zärtlichen Kuss. Ich schlang meine Arme fest um Louis Körper und drückte ihn an mich. Leider viel zu früh löste sich Louis wieder von mir. "Ich bin dir unfassbar dankbar dafür, dass du mich gerettet hast und mit dir habe ich im letzten Monat mehr erlebt als in meinem kompletten Leben." Ein weiteres mal trafen unsere Lippen aufeinander.
Laute Stimmen störten unsere Zweisamkeit. Seufzend ließ ich von Louis Lippen ab und schob ihn sanft von meinem Schoss.
"Du bewegst dich bitte nicht vom Fleck. Ich gehe nachschauen, was dort los ist.", entschloss ich, während ich bereits aufstand.
"Bleib bitte hier.", bat Louis mich. Doch statt zu antworten küsste ich ihn kurz und verließ dann die Höhle. Mehrere Personen auf Pferden waren ganz in unserer Nähe. Sie trugen Fackeln bei sich. Ich wollte gerade etwas in Deckung gehen, damit sie mich nicht entdeckten, doch erkannte ich in dem Moment das Wappen vom Königreich meiner Eltern. Ehe ich mich versah, entdeckte einer der Männer mich und kam in meine Richtung. Ich könnte flüchten, doch damit ich das schaffen könnte, müsste ich sofort los rennen und hätte keine Zeit Louis aus der Höhle zu holen. Vielleicht könnte ich sie weglocken, aber es war mir zu riskant, dass nicht doch ein paar Männer zurückbleiben würden und Louis entdecken könnten. Bevor ich ansatzweise einen Plan hatte, waren die Männer auch schon bei mir.
"Zayn!", ertönte die Stimme meines Vaters, welcher von seinem Pferd abstieg, zu mir kam und mich in eine feste Umarmung schloss. "Warum bist du abgehauen?" Gerade als ich antworten wollte, kam eine weitere bekannte Person zu Fuß in unsere Richtung. Ich starrte Louis Stiefvater an. Was tat er hier? Wusste er, dass ich Louis befreit hatte?
"Ich möchte ja nicht stören, aber ich schlage vor, wir kehren direkt zurück ins Schloss.", ergriff der König das Wort. Mein Vater löste sich von mir und nickte zustimmend.
"Du hast Recht, Troy. Wir sollten zurück. Komm, Zayn." Die Beiden Männer liefen zurück zu den Pferden. Jedoch blieb mein Vater auf halber Strecke stehen, um mich verwundert anzusehen.
"Ich werde nicht mitkommen.", verkündete ich. Genervt stöhnte Louis Stiefvater auf, wobei er die Augen verdrehte.
"Was soll dieses Drama jetzt? Steig aufs Pferd.", befahl er. Ich wollte antworten, als ich plötzlich Louis schreien hörte.
"Majestät, hier ist noch einer.", meldete sich einer der Männer hinter mir zu Wort. Erschrocken wirbelte ich herum. Der Mann gehörte zum benachbarten Königreich und war gerade dabei Louis aus der Höhle zu schleifen. Mein Blick glitt zu Troy, der seinen Stiefsohn entsetzt anstarrte. Louis Abwesenheit war ihm also noch nicht aufgefallen.
"Lasst ihn zurück. Die Wölfe brauchen auch etwas zum Fressen." Mit diesen Worten schwang der König sich auf sein Pferd. Tatsächlich ließ der Mann Louis los, schubste ihn dafür aber auch zu Boden. Wütend sah ich den Kerl an, ehe ich meinem Freund die Hand reichte und auf die Beine zog. Seine Kleidung war voller Schnee, was die Nacht nur noch unangenehmer machen würde. Ich wollte ihn in Sicherheit haben, wobei ich mir eingestehen musste, dass es für ihn am sichersten im Schloss meiner Eltern wäre. Der Winter hatte gerade erst angefangen und ich machte mir Sorgen, dass Louis ihn hier draußen nicht überleben würde. Wir hatten nicht das nötige Geld bei uns, um jede Nacht in einem Gasthaus unterzukommen und für eine feste Unterkunft reichte es erst recht nicht.
"Wer ist dieser Junge, Zayn?", erkundigte sich mein Vater.
"Jemand, der mir sehr wichtig ist. Ich werde dich zurück ins Schloss begleiten, aber in unser und nicht in das von Troy. Zudem werde ich nur mitkommen, wenn Louis es auch darf."
"Was?!", entfuhrt es Louis und Troy gleichzeitig. Ich wand mich an Louis.
"Vertrau mir bitte. Dir wird nichts passieren." Louis biss sich auf die Unterlippe, nickte jedoch zögerlich.
"Das solltest du lieber lassen. Du hättest bleiben sollen, wo du warst. Noch besser wäre es gewesen, wenn du niemals zur Welt gekommen wärst.", gab Troy wütend von sich. Ich konnte meinem Dad ansehen, dass er etwas sagen wollte, doch kam ich ihm zuvor.
"Lass gut sein, Vater. Ich erkläre dir später im Schloss alles." Tatsächlich fragte er nicht weiter nach. Eins der Pferde, welches bisher nur für Gepäck benutzt wurde, wurde abgeladen, damit Louis und ich es reiten konnten. Das Gepäck wurde auf die anderen Pferde verteilt. Ich half Louis aufs Pferd und stieg hinter ihm ebenfalls auf. Bevor wir los ritten, wickelte ich noch eine Decke fest um den Kleineren. Schweigend ritten wir zurück in die beiden Königreiche, wobei ich Troy nicht in unsere Nähe ließ. Während den Pausen achteten Louis und ich darauf, dass immer einer von uns wach war und allgemein blieben wir immer nah beieinander.
Erst Tage später erreichten wir unser Schloss. Von Troy und seinen Männern hatten wir uns bereits an der Grenze verabschiedet. Er schien alles andere als begeistert davon, dass Louis noch lebendig herum lief und er ihn nicht mehr im Auge behalten konnte. Doch scheinbar wollte er keinen Mord vor den Augen meines Vaters begehen.
Am späten Abend erreichten wir schließlich unser Schloss. Ich stieg vom Pferd ab und half Louis ebenfalls runter. Einen Moment sahen wir uns einfach nur in die Augen. Nur zu gern hätte ich ihn nach all den Tagen endlich wieder geküsste, aber war es in der Nähe anderer Personen zu riskant. Statt einem Kuss schenkte ich ihm lediglich ein Lächeln. Gemeinsam mit meinen Vater gingen wir in den Thronsaal, wo wir auf meine Mutter trafen. Alle Bediensteten wurden aus dem Raum geschickt.
"Zayn.", hauchte meine Mutter, während sie eilig auf mich zu kam. Dann wurde ich auch schon in eine feste Umarmung geschlossen. "Zum Glück geht es dir gut. Ich hab mir solche Sorgen gemacht." Schneller als erwartet löste sich meine Mutter wieder von mir. "Und wer ist das?", fragte sie, wobei sie Louis ansah.
"Er ist mein Sohn.", schluchzte eine weibliche Stimme. Überraschte drehte ich mich um und entdeckte Louis Mutter vor der Tür. Sie war vermutlich gerade erst rein gekommen.
"Johannah, was machst du denn hier?", erkundigte sich mein Vater.
"Sie kam gestern zu Besuch.", antwortete meine Mutter,ehe sie sich an Johannah wand. Sie wollte weitere Informationen haben, doch starrte die Brünette ihren Sohn mit tränenüberströmten Gesicht an. Erst als Louis auf sie zu ging, kam auch in sie wieder Bewegung und im nächsten Moment lagen die Beiden sich in den Armen. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Louis war endlich in Sicherheit und ich würde alles dafür tun, dass es auch so bleiben würde.
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1D One Shots II [boyxboy] - keine Anfragen möglich-
FanfictionTeil 2 meiner OS-Sammlung - boyxboy