Fettnäpfchen

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Ein lachender Herr Heck fällt in mein Blickfeld. Ich bin immer noch total unter Strom. Wieso muss ich ihn auch so oft treffen? Ich nehme meine Kopfhörer aus meinen Ohren und halte mir vor Schreck immer noch eine Hand am Herzen. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken", entgegnet er lachend. „Naja, geschafft haben sie es trotzdem", lache ich nun auch. Verdammt dieses Lachen, es ist einfach nur ansteckend, ähnlich wie Herpes oder die Grippe nur tausend mal besser. Er zeigt seine wunderschönen perfekte Zähne, es bilden sich sogar leichte Ansätze von Grübchen. Wieso ist dieser Mann so perfekt? Ist das nicht unfair, dass manche mit so einer Attraktivität gesegnet sind während andere, so wie ich, absoluter Durchschnitt sind? „Was machst du überhaupt noch hier? Ihr habt doch eigentlich schon aus", fragt er mich und holt mich somit aus meiner eigenen Diskussion heraus, wobei seine Hand immer noch auf meiner Schulter ruht. Ich schaue auf die Stelle die durch seine leichte Berührung kribbelt runter um mich zu vergewissern, dass sie dort wirklich noch ist und ich mir das nicht nur über meine vollkommen bescheuerten Schwärmereien eingebildet habe. Er bemerkt es vermutlich, zieht sie zurück und steckt sich seine Hände in die Hosentasche. Sofort kühlt meine Schulter auf der eben noch seine starke warme Hand lag aus, sodass ich mich augenblicklich nach einer erneuten Berührung sehne. Warte was...? Nein tue ich nicht! Wobei so wie er vor mir steht. Die Hände in den Taschen. Das Hemd eng anliegend an seinem starken Körper... stopp Lina! Ich erinnere mich an seine Frage und antworte ihm, dass ich auf... Doch weiter komme ich nicht denn Nico kommt schon freudig auf mich zugelaufen und springt mir förmlich in die Arme. „Ich hab heute eine 2 für meine Mitarbeit bekommen. Ich war einer der Besten", begrüßt mich der Kleine und drückt sich glücklich an meine Beine. Ich strubble ihm durch die Haare und sage ihm das das klasse ist und ich stolz bin. Erst jetzt checke ich wieder das Herr Heck immer noch vor mir steht. Auch Nico scheint es allmählich zu bemerken. „Lina ist das dein Freund?", kommt es nun unschuldig aus Nicos Mund geschossen. Oh mein Gott. Ich könnte augenblicklich im Erdboden versinken. Peinlich berührt sehe ich zwischen meinem kleinen Bruder und meinem Klassenlehrer hin und her, unfähig irgendeinen Ton rauszubekommen. Er hingegen sieht es gelassen und lacht leicht. „Hi Ich bin Stephan", stellt er sich meinem kleinen Bruder vor und hält ihm die Hand hin. Er geht dabei leicht in die Hocke um ungefähr mit ihm auf einer Höhe zu sein. Nico nimmt die Hand meines Lehrers und schüttelt sie grinsend. „Hi, ich bin Nico. Du bist echt hübsch", platzt es nun aus seinem vorlauten Mundwerk. Gott! Bitte hör auf zu reden Nico! Wieder lacht Herr Heck. „Schön dich kennenzulernen Nico und danke, bist du auch!"
Erst jetzt stellt er sich wieder auf und ich bemerke, dass seine Augen mich fixieren. Oh man, diese grauen Augen. Mittlerweile muss ich knall rot angelaufen sein. „Naja man sieht sich Donnerstag", sagt er lässig zu mir gewandt und geht mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen in Richtung Parkplatz, während ich wie angewurzelt stehen bleibe. Was ist gerade passiert? Mein Lehrer hat mich erschrocken. Mein kleiner Bruder hat ihn gefragt ob er mein Freund ist. Er hat es nicht verneint. Er heißt Stephan. Hm Stephan ist ein schöner Name. Passt zu ihm. Männlich und stark. Ok weiter im Text. Mein Bruder sagt, dass er hübsch ist und ich denke mein Lehrer, auf den mittlerweile nach zwei Tagen jedes Mädchen auf meiner Schule steht, hat mit mir geflirtet.

Erst die Stimme meines kleinen holt mich aus meiner Schockstarre wieder raus. „Guck mal Lina, da ist Tante Gerti". Er löst sich abrupt von mir und läuft zu ihr rüber. Ich bleibe etwas weiter weg stehen und sehe wie sie missbilligend die Stirn runzelt und in meine Richtung blickt. Sie ist wie immer perfekt gestylt und in den feinsten Klamotten unterwegs. „Willst du mir nicht Hallo sagen Lina Marie?" Verkündet sie in ihrer charmantesten Art. Ehrlich, sie weiß ganz genau wie sehr ich meinen Zweitnamen hasse und das erst recht aus ihrem etepetete Mundwerk. „Nein danke, geht schon. Kümmer dich gut um ihn. Seine Sachen stehen gepackt vor der Tür" entgegne ich schließlich. Ich rüber zu meinem Bruder und umarme ihn zum Abschied. Meine Augen füllen sich ohne das ich es verhindern kann mit Tränen. Ok nicht weinen Lina, ermahne ich mich selber um es ihm nicht noch schwerer zu machen. Ich lasse Nico also nachdem er sich beschwert hat, das ich ihn erdrücke los. Ich versichere ihm, dass ich bald vorbei komme und wir nochmal etwas spielen, als einzelne Tränen seine Wangen runter laufen. Ihm ist klar, dass ich nur ungern zu meiner Tante und meinem Onkel nach Hause gehe. Zumindest seit meine Mutter weg ist, doch Nico kennt die Hintergründe nicht. Dafür ist er auch definitiv noch zu jung. Das einzige was er weiß ist, dass seine Mutter, unsere Mutter viel Spaß hat. Meistens belässt er es auch dabei und stellt keine weiteren Fragen. Zumindest jetzt noch nicht.

Ich schaue dem Auto schweren Herzens noch einige Sekunden hinterher wie es aus der kleinen Straße fährt und mache mich danach langsam auf den Weg nach Hause.

Why you ? {Warum du?}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt