Filmrisse

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Nächster Morgen:

Mein Kopf dröhnt und ich habe das Gefühl das in meinem Mund eine schimmelnde tote Ratte liegt. Ja Ratten können schimmeln. Leicht bewege ich meinen Kiefer um den Geschmack zu vertreiben, aber nichts nützt. Widerwillig öffne ich meine Tonnen schweren Augenlider. Ich erblicke erstmal nichts außer warmes super helles Licht. Lol bin ich tot oder was? Ist mein erster Gedanken, bevor sich allerdings langsam Möbel abzeichnen. Ok puh doch nicht! Ich Reibe mir die Augen in der Hoffnung etwas besser meine Umgebung wahrnehmen zu können. Langsam klärt sich das verschwommene Bild vor mir auf und ich erkenne ganz klar in welcher Wohnung ich bin. Doch eine Erinnerung daran wie ich hier hingekommen bin will sich mir nicht zeigen. Nach einigen Minuten des Grübelns bei denen nichts an Erinnerungen an gestern Abend, außer das ich was mit einem Typen hatte, rum gekommen ist, entschließe ich mich dass ich mal aufstehe sollte. Naja eigentlich muss ich nur mal dringend strullern. Langsam bewegen sich auch meine erschöpften Muskeln sodass ich für meinen Zustand flink ins Bad husche. Was ein tolles Gefühl...! Als ich fertig mit meinem Geschäft bin klatsche ich mir noch ein bisschen Wasser ins Gesicht in der Hoffnung mir selber ein wenig Leben einzuhauchen. Nun bin ich halb Wegs bereit mich dem was jetzt kommt zu stellen. Ich öffne die Badezimmer Tür und trete ins Wohnzimmer wo er schon auf mich wartend sitzt. Neben ihm stehen zwei Tassen Kaffee und ein Croissant auf dem Tisch. Puh ok dann mal los. Ich setzte mich neben ihn und warte. Ich warte und warte doch es kommt nichts. Leicht irritiert aber durstig nehme ich mir die zweite Tasse und will gerade nach dem leckeren Gebäck greifen da haut er mir auf die Finger. „Aua." bekomme ich nur raus und fange mir sofort einen bösen Blick meines großen Bruders ein. „Nichts da aua. Was meinst du was ich gestern für eine Angst um dich hatte." knurrt er gereizt in meine Richtung. „Es tut mir leid..." gebe ich nur kleinlaut von mir, auch wenn ich nichtmal genau weiß wofür ich mich entschuldige. Aber ich denke mal das es was großes war wenn er so sauer ist. „Lass mich raten du weißt nichts mehr stimmt's?" fragt er ein klein bisschen ruhiger aber immer noch scharf nach. Ich hingegen zucke nur mit den Schultern und trinke noch einen Schluck Kaffee, der endlich mal wirken soll. „Na dann kläre ich dich mal lieber auf....."

Gestern Nacht:
Lins Bruder:

„Ja der Abend war wirklich genial." lacht gerade mein Gegenüber. Bevor ich allerdings etwas erwidern kann klingelt mein Telefon. Ich entschuldige mich kurz und gehe dran. „Gilbert." melde ich mich. „Hi hier ist Tom. Ähm du also raste bitte nicht aus, aber du musst in den Club kommen." stammelt er vor sich hin. „Wieso was ist los?" frage ich unwissend nach. „Deine Schwester sie, man keine Ahnung komm einfach her." „bin unterwegs, wehe ihr passiert was Tom!" antworte ich energisch bevor ich auflege und wieder zu meinem Kumpel trete. „Was ist los?" fragt dieser nur und steht von seinem Barhocker auf. „Meine, also sie, also Tom hat angerufen, ich muss" bekomme ich nur als unvollständigen Satz heraus und bin schon auf halben wege raus aus der Bar. Gerade als ich um die Ecke biegen will in Richtung Club merke ich wie jemand neben mich tritt. „Ich komme mit." meint mein Kumpel und passt sein Tempo meinem schnellen gehen an. „Danke alter aber das brauchst du nicht." „Doch ich denke schon wenn du so aufgebracht bist.".

Am Club angekommen wartet Tom schon im abgesperrten Raucher Bereich. Er gibt dem anderen Türsteher ein Zeichen sodass dieser mich durch lässt. Mein Freund wartet derweil außerhalb der Absperrung. „Was los." frage ich Tom sofort. „ich weiß es nicht. Ich hab es nur von weitem gesehen. Sie ist zusammen geklappt und nun kaum ansprechbar." meint er und hält Lin gestützt im Arm. Ich nehme sie ihm ab. „Danke Tom ich schulde dir was." „Alles gut wirklich. Ich hoffe es ist nichts schlimmes." wingt dieser ab und verabschiedet sich mit einem viel Glück. Ich hingegen versuche so behutsam wie möglich meine kleine Schwester mit mir zu schleppen. Nach einigen Metern in denen wir mehr schlecht als recht voran gekommen sind nehme ich sie schließlich hoch. Schlechte Erinnerungen an früher machen sich in mir breit. Verdammt man wieso ist das nur wieder passiert. „Kannst du uns ein Taxi rufen ?" bitte ich meinen Kumpel als ich zu ihm raus trete. Seine Augen weiten sich und sein Körper spannt sich sichtlich an. Was hat der denn jetzt, doch lange denke ich darüber nicht nach. Er antwortet nicht, sondern wendet sich ab und zeigt auf das gelbe Auto was am Rande der Fahrbahn steht. „Danke, du hast was gut bei mir." bedanke ich mich nachdem ich Lina ins Auto gesetzt und angeschnallt habe. Ein kleines Lächeln zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab als ich ihr einen Kuss auf die Wange gebe und zu ihr ins Auto steige. „Willst du mit fahren?" frage ich noch meinen Kumpel durchs offene Fenster. „Geht schon ich brauche was frische Luft." antwortet dieser nur kurz angebunden und geht den Weg den wir eben gekommen sind zurück. Hm komisch.

Lin:
„.... dann habe ich dich ins Bett gepackt und alle paar Stunden geguckt ob du noch lebst. Natürlich hab ich Kik noch geschrieben das du bei mir bist, weil sie sich tierische Sorgen um dich gemacht hat." schließt mein Bruder die Erzählung der gestrigen Nacht. Ich hingegen bin vollkommen geschockt. „Lin du hattest mir versprochen das sich das von früher nicht mehr wiederholt." sein Gesicht ziert unfassbarer Schmerz. In mir machen sich riesige Schuldgefühle breit. Wie konnte ich das ihm wieder antun, ich weiß doch wie sehr er damals gelitten hat. Er war krank vor Sorge. „Ich weiß es tut mir leid. Es war alles etwas viel in letzter Zeit und ich hab nicht aufgepasst." antworte ich leise. „Ich weiß aber du weißt auch wie anfällig du bist. Ich will einfach nicht das dir etwas passiert kleine." meint er und drückt meine Schulter leicht. Den Tränen nahe versuche ich mit eisernem Willen nicht zu weinen. Doch als mich mein Bruder in den Arm nimmt ist es um mich geschehen und ein Schluchzer und eine einzelnen Tränen verlassen meinen Körper. „Ich hab dich lieb.". „Ich dich auch." antwortet er und löst die Umarmung nach einer Minute. „Kann ich jetzt das Croissant essen?" frage ich mit noch leicht schniefender Stimme. „Typisch du, Hauptsache essen." lacht mein Bruder und reicht mir den Teller. Ich bin so unglaublich froh das ich ihn habe. Er ist mein Anker.

Why you ? {Warum du?}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt