weg

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Stephan:

Nein, das kann nicht sein. Das darf nicht stimmen. Gerade als ich es ihr erklären wollte. Das darf alles doch nicht Wahr sein, wie konnte mein Leben nur im letzten Monat so aus den Fugen geraten? Mein Herz fühlt sich gebrochen an. Es ist falsch das ich so fühle aber es ist trotzdem da. Das Gefühl etwas wichtiges verloren zu haben. Wie soll ich morgen ihr nur unter die Augen treten? Genau diese Gedanken fahren Karussell während ich viel zu schnell über die Autobahn brettere. Ich umklammere das Lenkrad so stark, als würde mein Leben davon abhängig. Mein ganzer Körper ist voll mit Adrenalin. Ich schwöre bei Gott ich könnte gerade jemanden umbringen.

Lin:

Nachdem ich die ganze Nacht darüber nachgedacht habe wieso er abgehauen ist und was er sagen wollte, stehe ich nun vor dem Gebäude was ich im Augenblick am liebsten abbrennen würde. Meine Schule! Schließlich, als ich es nicht länger aufschieben kann, betrete ich dann doch das Haus des schreckens. Ich betrachte erst garnicht den Vertretungsplan sondern gehe mit dem Blick gesenkt, damit ich IHN auch ja nicht sehe, in den zweiten Stock zu meinem Klassenraum.

Ich klopfe schließlich an der mir verhassten Türe und betrete den Raum. Laut meiner Uhr bin ich nicht zu spät sondern meine Deutsch Lehrerin zu früh. Ich setzte mich immer noch mit dem Blick gesenkt auf meinen Platz neben Kik. Die anderen scheinen heute wohl wieder blau zu machen. Ich frage mich ehrlich wie Antonia und Sara so gute Noten schreiben können, wenn die nie da sind. Zu meinem Erstaunen scheint Kik allerdings nichts zu sagen zu haben. Oho, mal was ganz neues. Einen Seitenblick zu ihr zeigt das sie starr nach vorne guckt bis sie mich nach einigen Sekunden mit dem selben entgeisterten Gesichtsausdruck anschaut, den sie zuvor der Person vorne gewidmet hat. Ich verstehe erst nicht was sie hat bis auch ich endlich mal nach vorne zum Lehrerpult blicke. Und als ob mich das Universum hassen würde steht natürlich nicht meine kurz vor der Passion stehende Deutschlehrerin vor mir sondern ein mir sehr bekannter Vertretungslehrer. Mein Herz setzt eine Sekunde aus und meine Hände fangen dafür an zu schwitzen. Ich war darauf eingestellt ihn heute nicht zu sehen. Ich habe mir etliche Pläne überlegt um ihm in den Pausen und auf dem Flur aus dem Weg zu gehen, doch nun muss er natürlich direkt vor mir sein. Naja am Lehrerpult aber diese „Nähe" reicht schon um mich aus dem mir aufgebauten Konzept zu bringen. „Was ist passiert?" fragt mich Kik plötzlich und reißt mich somit aus meinem Film. „Wie meinst du das ?" frage ich lediglich zurück. „Lin, der Kerl sieht aus als ob jemand gestorben wäre. Sein Hemd ist falsch geknöpft und zerknittert, außerdem kann ich seine Augenringe bestimmt aus 1km Entfernung sehen. Zudem hat er sofort weggeguckt als er sah das du den Raum betrittst. Das macht der sonst nie bei dir. Ach und um das Ganze abzurunden siehst du echt scheiße aus." beendet Sie schließlich ihre Beweisführung. Sie ist wirklich zu aufmerksam. Nett Kik Danke für das Kompliment denke ich mir noch, verkneife mir allerdings jeglichen sarkastischen Kommentar in diese Richtung.  „Er ist gestern gegangen als ich meinen älteren Bruder abwimmeln wollte.". Sie macht große Augen und scheint zu überlegen. „Was ist denn bei dem Gespräch rumgekommen?". Fragt sie schließlich. „Nichts, wir haben uns angebrüllt und als er mit der Sprache rausrücken wollte hat wie schon gesagt mein großer Bruder geklingelt. Naja danach war er dann einfach weg." Das einzige was Lin macht ist den Kopf zu schütteln, sodass ihre kurzen braunen Haare wild umherfliegen. Ich kann es ihr nicht verdenken, ich blicke schließlich auch null durch und das obwohl ich betroffen bin. „*Räusper* also eure Deutschlehrerin hat mir Blätter zugeschickt. Ihr sollt anscheinend einen kreativen Text schreiben." ich gucke erst garnicht hoch und warte bis er mir wie jedem anderen in diesem Raum das Aufgabenblatt gibt. Ich nehme also meinen Kollege Block aus meiner Tasche und fange an zu schreiben.

Why you ? {Warum du?}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt