Tollpatsch

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Lin:

Durch einen wirklich guten Geruch wache ich schließlich nachdem ich mich mit aller Kraft dagegen wehren wollte auf. Langsam erhebe ich mich aus dem viel zu gemütlichen Bett meines Bruders und folge dem Duft der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. In der Küche erblicke ich dann meinen Bruder der an einem Barhocker hockt mit einem Croissant in der Hand und einem großen Tee. Fixiert wie er auf sein Handy ist bemerkt er erst nach einem lauten Gähnen meiner seits das ich auch in der Küche bin. „Oh guten Morgen Schlafmütze, ich wollte dich gerade wecken kommen." Ein brummen ist das einzige was ich von mir gebe, aber er weiß wie er das einzuordnen hat. Ich war noch nie ein Morgen Mensch. „Dein Kaffee steht auf der Anrichte und dein Croissant liegt in der Tüte daneben. Beeil dich wir müssen in spätestens 10 Minuten los." meint er und verschwindet. Na super. Schnell nehme ich mir einen großen Schluck vom warmen göttlichen Getränk und laufe ins Bad. Zum duschen bleibt keine Zeit, weshalb ich mir nur die Haare über die rechte Schulter runter flechte und meine Zähne putze. Was ein Glück das mein Bruder immer noch meine Zahnbürste da hat. Schnellen Fußes laufe ich nach der Katzenwäsche mit dem Kaffee in der Hand ins Schlafzimmer und natürlich landet promt etwas von meinem Getränk auf dem Oberteil von gestern. Geil Lin ehrlich! Schimpfe ich mit mir selber über meine Tollpatschigkeit und gehe zum Schrank meines Bruders. Ich kramen mir eine hell blaues langarmshirt heraus und ziehe es mir über. Langarmshirt trifft auf den Zustand wie es an mir liegt sehr gut zu. Schnell stülpe ich mir meine schwarze Hose und meine Vans über, die neben meinem dreckigen Shirt liegen. Nach einem weiteren Schluck aus meiner fast leeren Tasse kommt mein großer Bruder wieder in sein Zimmer. „Fertig?" fragt er während er schon die Schlüssel aus seiner Jeans von gestern zieht und zur Tür geht. Gehetzt gehe ich ihm hinterher und folge ihm raus zu seinem Auto.

„Sag mal ist das mein Shirt?" fragt er nach einigen Minuten fahrt. Wow was ein Blitzmerker. „Ja." antworte ich lediglich und hoffe das er nicht weiter nachfragt. „Und warum hast du mein altes Sport shirt an ?" fragt er leider nach. „Ich hab Kaffee auf meine Sachen verschüttet." gebe ich zurück, wohl wissend das er lachen wird. Natürlich lachend schüttelt dieser den Kopf. „Also immer noch alles beim Alten." meint er und konzentriert sich wieder auf die Straße. Haha sehr witzig wirklich! Er weiß genau das ich es hasse das ich am Morgen nichts auf die Kette bekomme. Erstrecht nicht wenn ich mich beeilen muss.

Eine Stunde später fahren wir schließlich auf den Parkplatz der Schule. Sofort machen sich meine Augen selbständig und suchen einen mir bekannten grauen Porsche, welchen ich allerdings nicht finde. Eine Mischung aus Trauer und Wut breitet sich in mir aus und löst die bis eben gute Stimmung ab. Ich steige schließlich aus und nehme meine Tasche aus dem Kofferraum. „Danke Brüderchen." bedankte ich mich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Lin doch nicht in der Öffentlichkeit. Was sollen die anderen Lehrer denken?" schimpft dieser spielerisch. „Vielleicht das du eine geile Schnecke als Schwester hast?" lache ich und schnippe sein Ohr an. „Ehj das tat weh." entgegnet dieser nur theatralisch und kommt auf mich zu. Ich hingegen laufe lachend und leicht kreischend von ihm weg in Richtung Schulhof. „Lina Gilbert weglaufen bringt nichts." ruft dieser während er immer näher kommt, bis er schließlich vor mir steht. „Okok ich ergebe mich und unterwerfe mich." gebe ich aus der Puste von mir, in der Hoffnung lebend davon zu kommen. „Du bist mir eine. Ich schreib dir. Ich weiß noch nicht wann ich nochmal Nico besuchen kann." verabschiedet er sich und nimmt mich noch kurz in den Arm. Neben seiner breiten Schulter erkenne ich allerdings etwas was mein Herz einfrieren lässt. Herr Heck steht an seinem Auto und schaut in unser beider Richtung. Sein Gesicht ist vollkommen erstarrt. Es ist keine Maske, eher ist es so das seine Emotionen eingefrorenen sind. Dieser Blick jagt mir sofort einen Schauer über den Rücken. Mein Bruder löst die Umarmung und bemerkt das ich wie eine doofe rum starre. Er dreht sich in die gleiche Richtung und nun sieht auch er Herr Heck. Dieser setzt sich fast im selben Augenblick in Bewegung und läuft an uns vorbei als ob wir nicht existieren. Naja eher so als wäre ICH nicht existent. Autsch! „Ja Ähm ich geh dann mal nh." verabschiede ich mich schließlich dann auch von meinem Bruder und gehe einige 100 Meter hinter Stephan ins Gebäude, allerdings genau darauf bedacht genug Abstand zu ihm zu lassen sodass er es nicht bemerkt. Was ein toller Freitag! Hab ich eigentlich heute mit ihm Unterricht?
Fast wie aufs Stichwort kommt gerade Antonia vom Hof angelaufen. „Beweg deinen Arsch süße Herr Heck wird bestimmt tierisch sauer sein wenn wir zu spät kommen." genervt steige ich ihn ihr Gerenne ein, in der Hoffnung das ich diesen Tag überlebe sodass ich mir am Wochenende in Ruhe Gedanken machen kann wie ich weiter machen soll. Wir kommen schließlich doch noch rechtzeitig an und betreten mit den anderen Schülern den Raum.

Die Stunde verläuft normal. Naja so normal wie sie eben laufen kann. Ich melde mich ab und zu. Herr Heck nimmt mich sogar einmal dran, was mich allerdings so sehr erstaunt dass ich erstmal nicht mit der Antwort rausrücke. Kik scheint glücklich mit ihrem Handy beschäftigt zu sein und Sara und Antonia schmachten im Wettlauf Stephan an.

Gerade als es klingelt packe ich mit den anderen zusammen ein. „Lina Gilbert könnte ich sie mal kurz sprechen ?" schneidet plötzlich Herr Heck mit einer monotonen Stimme die ausgelassene Unterhaltung von mir und Kik. Verdutzt schauen wir uns gegenseitig an. Sie zuckt nur mit den Schultern und schleift Sara und Antonia hinter sich her raus. Ich hingegen bleibe alleine mit einer zu hohen Herzfrequenz zurück. Na nu was will er denn jetzt?
Meine Hände fangen automatisch an zu schwitzen während ich meine Tasche schultere und langsam zum Lehrerpult schreite. Guten Wissens das ich absolut keine Ahnung habe was jetzt auf mich zu kommt. Herr Gott steht mir bei.

Why you ? {Warum du?}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt