Alkohol gefällig?

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Stephan:
Gedanken verloren komme ich irgendwann vor meiner Wohnung an. Ich steige aus, grüße den Portier und steige in den Aufzug. In meiner Wohnung angekommen schnappe ich mir meine Kippen Packung und gehe auf den Balkon. Der Wind weht mir durch die eh schon zerstörte Frisur. Durch das ganze Haareraufen stehen sie vermutlich zu allen Seiten ab. Ich hole mir eine Zigarette raus und zünde sie an. Scheiße man ich kann nicht aufhören an sie zu denken. Mein Puls hat sich nach der Autofahrt immer noch nicht beruhigt, mein Herz hämmert nach wie vor wie verrückt in meiner Brust. Ich schiebe es auf die Panik das es raus kommen könnte. Ich sollte in Erfahrung bringen ob sie zum Direktor gehen wird. Vielleicht in der Schule? Nein das wäre zu riskant. Ach stimmt ich hab ja noch ihre Nummer. Ich hole mein Handy also raus und klicke auf ihren Kontakt. Wie auf Autopilot tippt mein Finger auf ihr Profilbild. Es ist ein Foto von Nico und Lin, ich meine Lina. Sie beide lachen fröhlich in die Kamera und stehen anscheinend vor irgendeiner Achterbahn. Sie sieht so unbeschwert aus, so glücklich und wunderschön.... . Nein solche Gedanken habe ich nicht! Nein habe ich nicht! Ich gehe wieder auf den Chat.

Ich: Wirst du zum Direktor gehen? Ich könnte es verstehen ich möchte mich dann nur darauf vorbereiten und mich nach Alternativen umschauen.

Als ich die Nachricht mit zitternden Händen abgeschickt habe mache ich den Stümmel meiner Zigarette aus und gehe zurück in die Wohnung. Ich ziehe mir Sport Sachen an und versuche mich beim Joggen abzulenken. Ich muss mich einfach beschäftigen dann wird das schon, rede ich mir ein.

Lina:

Nach meinem vierten Bier innerhalb von einer halben Stunde bekomme ich eine Nachricht die mich aus meinen düsteren Gedanken holt. Ich hab mich in eine Bar in der Nähe von der Kölner Innenstadt gesetzt. Ich kenne sie sehr gut mittlerweile. Als meine Mam weg ist war ich sehr oft hier, teilweise auch mit meinem großen Bruder, zumindest als er noch zuhause gewohnt hat. Damals war er immer für mich da und hat noch nicht mal ein Riesen Fass aufgemacht wenn ich ein Bier getrunken habe. Erst als es viel zu viel und zu oft wurde ist er dazwischen gegrätscht...  aber an diese schlimme Zeit will ich nicht zurück denken. Ich blicke erneut auf mein Handy. Es wird nur eine Nummer angezeigt, aber der Inhalt lässt darauf schließen das es mein toller arschloch Lehrer ist. Wobei ich mir eher wie eine verrückte einrede das er ein Arschloch ist. Immerhin hatte er recht das, was auch immer es war, zu beenden. Zumindest denkt das mein noch halb nüchternes ich.

Er hat also Angst ich könnte was sagen? Ok der soll erstmal schmoren, also entschließe ich mich ihm nicht zu antworten. Allmählich merke ich den Alkohol, der mich wie auch sonst immer so wunderbar abstumpfen lässt. Zumindest erstmal antworte ich ihm nicht, fügt jedoch mein noch halb nüchtern denkendes Hirn hinzu. Ich lege das Handy zurück auf den Tresen und nehme stattdessen wieder meine Flasche in die Hand und kippe den Rest Bier runter.

So geht das noch einige Stunden weiter bis ich total betrunken zwischen gut 7 Flaschen Bier und etlichen kurzen sitze. Tja wer kann der kann. Als ich das nächste mal auf meine Uhr gucke ist es mittlerweile 23:54. Als ich mein Handy entsperre sehe ich eine weiter Nachricht von Stephan, Ähm ich meine Herr Heck ermahne ich mich selber. Ich muss mich regelrecht zwingen mir nicht sein Profil Bild anzugucken. Er sieht bestimmt klasse darauf aus.

Stephan: Es war nicht korrekt wie ich mich dir gegenüber verhalten habe das weiß ich. Es tut mir leid Lina aber ich würde doch gerne wissen was du jetzt gedenkst zu tun.

Ah also wieder Lina. Alles klar. Arschloch. Kleiner mieser Wixxer. Bevor ich nachdenken kann rufe ich ihn schon an. „Stephan Heck." kommt es verschlafen vom anderen Ende. Seine Stimme zerreißt mich und mein Herz setzt einen Schlag aus, doch nach dem ersten Schock keimt meine Wut sofort wieder auf. „Hi Herr Heck, was tut ihnen genau leid? Der Kuss oder das sie einfach gegangen sind hm?" lalle ich in den Hörer. „Lin?" Aha also wieder Lin. „Du darfst mich nicht so nennen!" blaffe ich ihn an. Also auch wieder du, denke ich mir noch. „Lin wo bist du ?" Man er soll mich nicht so nennen! Das macht mich schwach und ich muss wütend bleiben. Doch mein Name aus seinem Mund ist wie Musik für meine Ohren und mein Herz. „Bin in einer Bar." antworte ich kurz angebunden und mit einigen sprech Fehlern. „Lin bist du betrunken ?" Ich antworte lachend:„Nein, was? Ich doch nicht!." „Wo genau bist du?" fragt er mit seiner tiefen rauen Lehrerstimme unbeirrt nach. Ernsthaft er lässt den Lehrer raus hängen? „Da wo du nicht bist und..., nein ich will nicht." lache ich weiter, bis ein Mann neben mich tritt und fragt ob ich noch etwas trinken will. Heute Abend bin ich aber auch wieder lustig. Ich höre noch wie mein Lehrer am anderen Ende der Leitung laut die Luft einzieht. Ich kann mir förmlich vorstellen wie er die Stirn in Falten legt und sich das Gesicht reibt. Doch bevor er noch was sagen kann lege ich schon auf. Betrunken zu telefonieren ist absolut keine gute Idee. Ich lege meinen Kopf auf meine Arme an der Bar, hebe ihn allerdings direkt wieder als mir ein Bier von dem fremden Mann von eben hingestellt wird.

Why you ? {Warum du?}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt