04| sweet war

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you're the reason i'm able to fall - Valena Pérez

Juli 2020
{Valena Pérez}

Nachdem die Maria in die Kirche gebracht wurde, machen Celia und ich uns auf den Weg zu mir nach Hause, wo meine Schwester bereits das Festessen kocht.

"Wo ist eigentlich Papa?", frage ich und sehe mich um.

"Keine Ahnung, aber ich bin mit dem Auto da, also kann ich dich mitnehmen", erklärt sie und sieht sich noch einmal suchend um.

Ich nicke.

Zusammen laufen wir die kleinen Gassen hoch, in denen massenhaft Eisgeschäfte und Restaurants sind.

"Weißt du, was Risa heute kocht?", fragt Celia nachdenklich. Ich schüttele meinen Kopf.

"Ich glaube Fisch"

Meine Gedanken gleiten zu Shawn Mendes. Notiz an mich selbst: den Typen googeln. Ich habe eine Schreibblockade, selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht. Nicht nur, dass ich im Moment keine Lyrics zu stande bringe, die Melodien klingen auch nicht so geil.

Celia antwortet nicht mehr, sondern biegt lediglich links ab, an dem kleinen Eiskaffee, in dem wir mal gearbeitet haben, vorbei. Ihr Freund arbeitet immer noch da.

"Ist Manu da?", frage ich sie, obwohl ich genauso gut selber nachgucken könnte. Sie schüttelt ihren Kopf.

"Er hat sich heute wegen des Feiertags freigenommen", erklärt sie und geht weiter. Wir kommen an eine Gasse, in der es massenhaft kleine Lädchen gibt, in denen man Flop Flops kaufen kann. Will man sich jedoch etwas richtiges kaufen will, muss man es online bestellen oder zwei Stunden nach Jerez oder Sevilla fahren.

"Achso", antworte ich, während mein Blick auf einigen Touristen liegt, die verzweifelt versuchen, etwas in dem Restaurant zu bestellten.

Ich grinse in mich hinein und blicke wieder zu Celia.

"Wann musst du eigentlich zurück nach Sevilla studieren?"

"Morgen, weil wir nur das Wochenende und eben den Feiertag frei haben"

Celia ist eine der schlausten Personen, die ich kenne. Sie studiert Jura und ist meiner Meinung nach viel zu gutherzig für eine Anwältin, obwohl sie alle mal das Zeug dazu hat.

"Dann haben wir ja nur heute Abend", jammere ich und bereue es wieder einmal Songwriterin zu sein, anstatt etwas anständiges zu machen.

Es ist ein Wunder, wie ich mich überhaupt über Wasser halten kann. Aber irgendwie geht es gut. Hauptsächlich wegen meines Hits mit Camila.

I'm life's chewing gum
Chew me and spit me out
I haven't got a taste anymore

"Setzt euch an den Tisch, das Essen ist gleich fertig!", höre ich meine Schwester aus der Küche rufen, als wir den Weg hoch zu unserem Haus gelaufen kommen. Ich setze mich nicht an den Tisch, sondern stecke meinen Kopf in die Küche rein.

"Kann ich dir helfen?", frage ich.

"Wenn du schon hier bist, kannst du den Fisch raustragen. Ansonsten mach es dir einfach bequem, ich habe das hier unter Kontrolle", deligiert sie lächelnd. Ich nicke und nehme die Platte, auf der ein super gut duftender Fisch liegt. Er ist mit Zitronenscheiben garniert und ich bekomme richtig Hunger, wenn ich darauf gucke.

Ohhhs und ahhhs kommen von meiner Familie, als ich die Platte abstelle.

"Ich liebe deine Schwester dafür, dass sie so gut kochen kann", lacht Celia während sie den Duft inhaliert.

Risas Mann lacht, "Sollte ich etwa eifersüchtig werden?"

Alle am Tisch lachen auf und ich lasse mich auf meinen Stuhl, den zwischen Abuelita und Celia, fallen.

Kurz darauf kommt Risa mit dem Rest des Essens auf die Terasse, von der aus man aufs Meer gucken kann. Unser Haus hat eine Dachterrasse und einen Garten. Meistens essen wir auf der Dachterrasse, da sie auf einer Ebene mit der Küche ist.

"Gehen wir nacher noch ans Meer?", fragt Celia, wobei sie in meine Richtung lugt. Ich schüttele meinen Kopf.

"So gerne ich würde, ich glaube das wird knapp mit der Prozession", antworte ich dann.

Nachdem die Maria in die Kirche getragen wurde, muss sie nämlich wieder zu der Kapelle befördert werden, was immer Abends stattfindet.

"Es ist erst 13 Uhr. Die Prozession ist um 23 Uhr. Ich denke dazwischen ist noch genug Zeit"

Ich sehe sie an. In meinem Kopf rechne ich das ganze Szenario durch.

"Ja okay, das dürfte gehen. Zumindest kurz", antworte ich dann und verdrehte meine Augen, da sie wieder einmal gewonnen hat. Freudig klatscht sie in ihre Hände.

Nachdem das Tischgebet gesprochen ist, stürzen sich alle auf das Essen.

"Wirklich, Risa, das ist super lecker", sage ich mit der passenden Handbewegung. Risa lächelt dankbar. Sie ist sehr stolz auf ihre Fähigkeit gut kochen zu können.

Luca schaut etwas verträumt in die Runde, er kann sowieso nur Erbsenpüree essen. Sein Vater wischt ihm ab und zu über den Mund, um die Pampe wegzubekommen. Risa hat die Ausrede viel zu weit von ihrem Sohn wegzusitzen, als dass sie sich darum kümmern könnte.

"Könnt ihr Luca mitnehmen?", fragt mich Darren, der Mann meiner Schwester. Ich seufze. Selbst, wenn ich wollte, ich könnte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen.

Er arbeitet in Vuelta, weshalb er und meine Schwester sich nur jedes zweite Wochenende sehen. Ich möchte den zweien ein wenig Zeit für sich gönnen.

"Klar", sage ich und blicke entschuldigend zu Celia, die jedoch kein Problem damit zu haben scheint. Eigentlich liebe ich es mit Luca zu spielen, weil er ein wahres Goldstück ist. Risa arbeitet als Hotelmanagerin fast rund um die Uhr, während ich als Songwriterin nun einmal nicht so viel zu tun habe.

Wenn sie arbeitet, passe meistens ich auf ihn auf.

"Danke", murmelt Darren und nimmt sich noch ein wenig von dem Fisch. Ich lächele. Risa blickt mich ebenfalls dankbar an. Sie traut sich mittlerweile schon gar nicht mehr zu fragen, ob ich Luca nehmen möchte, weshalb ich es die meiste Zeit freiwillig anbiete.

Ich drehe mich zu Luca.

"Dann können wir im Sand buddeln", verklickere ich ihm in Babysprache und bewege meinen Kopf seltsam hin und her, so wie es jeder Erwachsene automatisch macht, wenn er mit einem Baby redet. Luca grinst und klatscht, obwohl ich ihm an dieser Stelle unterstellen möchte, dass er mich nicht versteht.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt