11| sweet war

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fun is just a different point of view- valena pérez

Juli 2020
{Valena Pérez}

"Du machst wirklich Judo?", frage ich bewundernd nach.

"Jap. Ziemlich lange und auch ziemlich oft in der Woche", erklärt die Rothaarige.

"Krass. Deshalb hast du so viele Muskeln. Das ist echt bewundernswert. Ich bin einfach viel zu faul, um Krafttraining für die Arme zu machen", sage ich.

"Also trainierst du nur deine Beine und deinen Bauch?", hakt sie lachend nach. Ich nicke.

"Muss man nicht verstehen. Ich habe manchmal eine verdrehte Logik, zumal meine Arme aus Wackelpudding bestehen", grinse ich. Dann verdrehe ich meine Augen: "Aber nicht so verdreht, wie die meines Managers. Ich habe keinen Bock wegen meines Auftrags nach Island zu gehen. Ich wollte ihn nicht einmal annehmen!"

"Was machst du denn? Also jetzt wirklich", fragt sie neugierig und klappt den Tisch, der an dem Sitz vor ihr befestigt ist, auf. Dann stellt sie das Wasser, das sie gekauft hat und die Pringle vor sich hin.

"Ich bin eine Grafikdesignerin", plappere ich drauf los. Ich habe keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin. Ich habe keine Ahnung, warum ich es gesagt habe. Vermutlich nur, um nicht erklären zu müssen,dass ich wirklich Songs schreibe.

-

Ich bin erst seit fünf Minuten in Island und weiß bereits jetzt, dass ich die nächsten Monate wie eine Einsiedlerin leben werde. Auf dem Flug hier her habe ich keine wirklichen Städte gesehen, bloß Vulkane und Grün.

Als ich aus dem Terminal komme, meinen Koffer hinter mir herrollend und neben Luisa laufend, blicke ich auf einen Mann mit einer Brille. Er hat dunkle Haare und sieht schon etwas älter aus. In seiner Hand hält er ein Schild mit dem Namen 'Valena'. Er wartet auf mich.

"Wieso wartet Andrew Gertler auf dich?", fragt Luisa sprachlos. Sie klingt ziemlich baff, als könnte sie nicht glauben, was vorgeht.

"Ähm... Ich schätze mal dass er mich abholen soll, weil... Woher kennst du ihn?", hake ich nach, um dem Gestottere ein Ende zu setzen.

"Shawn Mendes. Er ist sein Manager. Moment... Meintest du das mit dem Album ernst?", ihre Augen weiten sich so stark, dass eine Boeing durchfliegen könnte.

"Was ich? Nein...", lache ich panisch auf. Ganz schlecht.

"Stimmt", lacht sie, "Das wäre ja auch zu... Na ja, nein"

Ich laufe auf Andrew zu, von dem ich nicht einmal wusste, wer er ist, bevor es mir Luisa gesagt hat.

"Wahrscheinlich hast du dich verguckt", lache ich hysterisch.

"Ich denke du musst dann los?", frage ich und drehe mich schlagartig zu ihr um und füge hinzu, "Weil ich jetzt wohl mit ihm muss"

Luisa nickt und zieht mich überraschender Weise in eine Umarmung. Ich erwidere sie und klopfe ihr auf den Rücken, wie ich es immer mache, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll.

"Dann... Tschüss", sage ich und winke ihr noch zum Abschied. Eigentlich schade, dass sich unsere Wege hier trennen. Jedoch ist es wohl besser mit Andrew mitzugeben, bevor sie herausfindet, dass sie recht hat.

"Wer war das?", fragt der Mann sogleich, als ich vor ihm stehe.

"Luisa. Habe ich im Flugzeug kennengelernt", antworte ich und wedele mit meiner Hand, als könnte ich diese Tatsache verscheuchen. Dann greife ich nach meinem Trolli und ziehe ihn zu mir.

"Entschuldigung, wie unhöflich von mir. Ich bin Andrew, Shawn's Manager", stellt er sich vor, "Eigentlich ist es nicht meine Aufgabe, dich abzuholen, aber der Typ, der es machen sollte, hat kurzfristig abgesagt. Jedenfalls ist es schön, endlich einmal die Person, die so stur ist, kennenzulernen"

Ich nicke und zeige dann auf das Schild.

"Sie wissen ja wer ich bin"

Er lacht kurz und nickt dann. Nach einer Weile setzt er sich in Bewegung. Ich dackele ihm hinterher wie ein braver Hund.

"Ich kann immer noch nicht verstehen, wieso der Kompromiss aus Malibu und Conil Island ist, aber okay", gebe ich auf einmal von mir. Wahrscheinlich ist das nicht sehr klug, aber gut.

"Es ist etwas, was ihr beide nicht wollt. Anscheinend ist es einfacher etwas zu finden, was ihr beide nicht mögt, als etwas zu finden was ihr beide gleichermaßen wollt", sagt er.

-

"Ich wohne zwar schon in einem Kaff, aber hier gibt es wirklich gar nichts. Hier sagen sich wahrscheinlich die Kühe gute Nacht. Ach Moment. Die gibt es ja auch nicht", gebe ich genervt von mir. Wieso habe ich das Gefühl, dass ich meinen Sarkasmus immer in den unpassendsten Situationen entfalte.

Andrew sagt nichts, sondern betritt stumm das Haus, vor dem wir stehen. Die nächste Stadt ist Kilometer entfernt. Falls uns jemand ermorden wollen würde, würde es nicht einmal jemand merken, wenn mir schreien würden. Wenn es brennen würde, würde die Feuerwehr dann da sein, wenn das Haus komplett niedergebrannt wäre und wir auf der Asche tanzen könnten.

Ich seufze und betrete die Holzhütte. Sie ist innen ziemlich rustikal eingerichtet, auf den Sofas und Stühlen liegen überall Kissen und die Böden sind mit Teppichen und Fellen ausgelegt. Ganz im Gegensatz zu Spanien ist Island arschkalt, weshalb im Wohnzimmer ein Feuer im Kamin lodert.

"Shawn, Valena ist da", sagt Andrew leise, doch es reicht, um den Braunhaarigen aus seinem Raum zu locken. Sein Gesichtsausdruck sieht ziemlich unbeeindruckt aus, seine Augen leer.

"Ich würde ja sagen 'freut mich', aber das ist leider nicht so. Eigentlich würde ich gezwungen, mit dir zusammenzuarbeiten", gebe ich von mir. Woher ist diese Schreckschraube auf einmal gekommen? Normalerweise würde ich von mir behaupten, dass ich ein ziemlich umgänglicher Mensch bin.

Irgendetwas an seinem Blick bringt mich zur Weißglut. Vielleicht sind es seine leeren Augen, die demonstrieren, wie genervt er ist. Oder seine Augenbrauen, die verachtend nach oben gezogen sind. Jedes Stückchen seines Gesichts verspottet mich.

"Ach ja? Weißt du, mir geht es genauso", sagt er dann in einem bitteren Ton.

Ich verschränke meine Arme.

Andrew schnappt nach Luft. Er hebt seine Hände in die Höhe und macht sich auf den Weg raus.

"Ich glaube ich lasse euch dann mal alleine. Ist mir zu gefährlich hier, meinen Job habe ich eh getan, beziehungsweise wäre es ja gar nicht mein Job, aber ihr wisst was ich meine", damit macht er die Tür auf. Doch bevor man sie ins Schloss fallen hört, sagt er noch, "Zerfleischt euch nicht"

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt