25| sweet war

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you say you ain't got no feelings, boy what do you say? - valena pérez

August 2020
[Valena Pérez]

"Verlangen die ernsthaft 13 Euro für M&M's?", frage ich und ziehe meine Augenbraue in die Höhe. Mit meinem Finger deute ich auf das Preisschild, das mich jetzt schon total ankotzt. Ich drehe mich zu Shawn um, der mit den Schultern zuckt. Während ich mir meine Haare zu einem Dutt zusammen fasse, verdrehe ich die Augen.

"Ach Verzeihung, du bist ja ein Weltstar, der es sich leisten kann, vergoldete M&M's zu kaufen", sage ich dann.

"Ist jetzt nicht so, als würdest du so schlecht verdienen, aber ich laufe im Gegensatz zu dir nicht seit einer Stunde in einem Duty Free Shop herum, nur um mich über die Preise aufzuregen. Dass es am Flughafen scheiß teuer ist, weiß doch jeder", murmelt Shawn nach einer Weile genervt.

"Aber-", murmele ich, denn ich will dem Ganzen etwas entgegen setzen. Doch mir fällt nichts ein.

"Wenn du was brauchst, ich steh draußen", sagt Shawn dann und bewegt sich auf den Ausgang zu. Ich blicke ihm hinterher, bevor ich ihm folge.

"Pah", sage ich und lasse dabei geräuschvoll meine Lippe schnalzen.

"Wolltest du dir nicht ein paar Chips kaufen?", fragt Shawn plötzlich, als ich neben ihm auftauche. Ich schüttele meinen Kopf.

"Ich unterstütze die doch nicht dabei den großen Konzernen Gold in den Arsch zu schieben", antworte ich und ziehe meinen Koffer ruckartig wieder hinter mir her.

"Du hast sie doch nicht mehr alle"

Pampig laufe ich auf unser Gate zu.
-

"Ihr zwei müsst als eine geeinte Front auftreten", gibt Andrew in einem ernsten Ton von sich, während er sich auf dem Sitz vor uns platziert. Seine Augen huschen zwischen uns hin und her.

"Wie sollen wir das denn anstellen? Wir bekommen es ja nicht einmal hin, den Weg durch den Duty Free Shop ohne Streit zu machen", antwortet Shawn. Ich muss schmunzeln.

Ich kann förmlich sehen, wie sich Schweißperlen auf der Stirn des braunhaarigen Managers sammeln. Er weiß genauso gut wie ich, dass wir das Ding ziemlich verkacken werden. Zwischen uns und einem Wutanfall steht nur eine dumme Bemerkung von Shawn oder einfach nur sein arrogantes Grinsen.

"Ihr seid erledigt, wenn ihr das nicht schafft. Also wäre es besser für euch, wenn ihr das auf die Kette bekommt"

Damit lehnt er sich zurück, wobei er seinen Kopf auf seinen Arm stützt. Sein Blick ruht immer noch auf Shawn und mit, während ich meine Augen verdrehe und die Ärmel meines Pullis über meine Hände ziehe. Ich verschränke meine Arme und blicke zu Shawn. Er lehnt seinen Kopf gegen das Fenster und lässt seinen Blick hinaus schweifen.

Nach einer Weile, in der Andrew sich ein Stück von uns weg gesetzt hat, dreht sich Shawn zu mir.

"Warst du schon einmal in New York?", fragt er schließlich nach einer Pause.

Ich schüttele meinen Kopf.

"Nein. Leider nicht", murmele ich.

"Dann wird es höchste Zeit. Ich liebe diese Stadt so sehr", murmelt Shawn und lässt seinen Blick aus dem Fenster schweifen.

"Wieso?"

"New York besteht aus Gegensätzen, die eine Harmonie bilden"

Ich mustere den Braunhaarigen und nicke. Vielleicht schaffen wir es ja doch eine einheitliche Front darzustellen. Für einen Abend.

"Das klingt schön", murmele ich und streiche mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht.

Die Skyline von New York liegt direkt vor uns, als ich meine Augen öffne. Es sieht genauso aus, wie in den ganzen Filmen, nur noch viel schöner. Es haut mich einfach um.

"Wow", murmele ich und beuge mich ein wenig über Shawn, um besser aus dem Fenster blicken zu können.

"Pass auf" , höre ich ihn in mein Ohr flüstern, als ich mich noch ein Stückchen weiter rüber lehne.

"Sorry", brumme ich und lehne mich wieder zurück in meinen Sitz.

"Ich wollte nur verhindern, dass du bei Turbulenzen noch auf mich fällst", grinst er. Ich verdrehe meine Augen und stütze meinen Kopf auf meinen Händen auf.

Die Stimme des Piloten erklingt und bedeutet uns, dass wir uns anschnallen sollen, da wir jetzt den Landeanflug beginnen. Ich schiebe die Schnalle in die Hülse und ziehe den Gurt fest.

Nach einer kurzen Zeit spüre ich, wie das Flugzeug zu sinken beginnt. Bald bin ich in New York. Gleich bin ich da.

-

"Ihr werdet als eine geeinte Front auftreten"

"Das sagtest du schon", antworten Shawn und ich gleichzeitig, da wir gezwungen wurden auf dem Sofa in der Hotel Lobby Platz zunehmen.

Andrew sieht uns an:"Ja, aber ich habe euch noch nicht gesagt, dass ihr daran arbeiten werdet. Und zwar heute. Shawn, du hast zunächst ein Interview, aber danach hast du Zeit"

"Eh"

Shawn blickt Andrew an, als hätte er eine böse Vorahnung. Leider habe ich die auch.

"Ein Date. Für euch beide. Ich habe schon in dem Restaurant angerufen, also keine Ausreden"

"Das kann man auch wieder absagen", erkläre ich und sehe ihn genervt an.

"Werde ich aber nicht. Ihr zwei habt ein Date und ihr werdet euch behandeln, als wärt ihr ein frisch verliebtes Paar"

Shawn und ich können nicht anders, als in ein Lachen auszubrechen.

"Das ist total lächerlich", sagt Shawn dann. Ich nicke. Ich verlasse die Lobby und gehe davon aus, dass es Shawn auch tut. Wir beide auf einem Date. Das ist das Behindertste, das ich jemals gehört habe.

Als ich mit der Karte zu meinem Zimmer die Tür öffne, stolpere ich fast über eine Kiste. Mit fast darüber stolpern meine ich, dass ich mit meinem Fuß hängen bleibe, die Kiste Meter weit mit nach vorne schleudere, fast in die Minibar reinkrache, mich dann aber taumelnd noch an dem Bett festhalten kann. Doch hingefallen bin ich nicht.

Verflucht sei der, der dieses gottverdammte Ding direkt vor die Tür gelegt hat.

Ich lese den Zettel, der die dunkelblaue Box ziehrt. Mich wundert gar nichts mehr, als ich den Namen lese, mit dem unterschrieben wurde.

"Andrew", murmele ich und klappe die Box auf.

Ein smaragdgrünes Abendkleid kommt zum vorscheinen.

"Für euer Date", wiederhole ich das, was auf der Karte steht. Fick dich.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt