40| sweet war

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stuck on you - shawn mendes

September 2020
Valena Pérez

"Was hast du gemacht?", frage ich. Dabei klinge ich erstaunlich aggressiv. Ohne meiner Frage Beachtung zu schenken, flucht Shawn weiter und versucht die Scherben aufzuheben.

"Lass das!", fordere ich ihn auf und zeige auf den Stuhl, der weit genug weg von den Scherben steht, "Setz dich da hin"

Er schüttelt zunächst seinen Kopf, doch dann bringt ihn mein Blick dazu, sich schließlich doch hinzusetzen. Er stützt seine Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln ab. Seine Stirn liegt in Falten, während er zu mir aufschaut. Ich gehe jedoch gleich wieder in die Knie, um den Rest der Scherben mit dem Handfeger aufzukehren. Die Stille, die sich durch den Raum zieht, ist mit einer seltsamen Spannung geladen.

Nachdem ich die Splitter im Müll entsorgt habe, hole ich Verbandszeug aus meinem Koffer, das ich immer dabei habe. Ich setze mich vor Shawn auf den Boden und nehme seine Hand in meine. Meine Augen wandern prüfend an ihr hinauf und hinunter.

"Du hast da noch einen Splitter stecken", stelle ich fest und ziehe ihn mit einer Pinzette heraus.

"Ah", gibt Shawn schmerzverzehrt von sich. Ich sehe ihn besorgt an und versuche dann die Wunde zu desinfiszieren. Ich stehe auf, um nach Alkohol zu suchen.

"Ich wollte nur Essen machen und bin dann, als ich das Blech herausgeholt habe, gegen die scheiß Vase gekommen", höre ich ihn auf einmal erklären. Mit meinem Kopf nicke ich, bevor ich mit der Flasche Alkohol in der Hand zu ihm zurück komme.

Ich warne ihn, bevor ich mit dem in Alkohl getränkten Tuch über die Hand tupfe:"Das wird jetzt etwas brennen"

Er zischt und nickt dann:"Ja das tut es"

Wir beide lachen etwas. Ich wickele ihm den Verband um, bevor ich ihn streng ansehe.

"Mach das nicht noch einmal", flüstere ich. Irgendwas in mir bringt mich dazu, seine Hand ganz nah an mein Gesicht zu führen. Schließlich fließen mir einige Wörter über die Lippen, "Du brauchst die doch, um Musik zu machen"

Meine Lippen streifen über seine Hand, bevor sie sich auf der verletzten Stelle niederlassen und auf den Verband einen Kuss drücken.

Meine Augen liegen auf Shawn, der mich zunächst gebannt ansieht, dann aber seine Augen aufreißt. Dabei sieht er aus wie ein kleiner Junge, der gerade eine neue Funktion seines Spielzeugs entdeckt hat. Dann wechselt sein Blick auf eine seltsame Weise.

"Es tut mir leid", stottere ich und strecke meine Beine durch, sodass ich blitzschnell hoch fahre. Ich verschwinde hinter die Kücheninsel. Ich stehe mit dem Rücken zu Shawn, als mir aus dem Augenwinkel eine noch eingepackte Tiefkühlpizza ins Auge springt. Ich nehme sie und lege sie auf das Blech.

"Das muss dir nicht leid tun, das war irgendwie...", haucht mir Shawn gegen meinen Hals, sodass ich es gar nicht wage mich umzudrehen.

"Gestört?", frage ich. Shawns Hände fahren meine Taille entlang, bevor sie mich schlagartig zu ihm umdrehen.

"Nein, es war irgendwie süß", flüstert er, wobei er mir in meine Augen sieht. Ungewollter Weise spüre ich, wie mein Herz auf einmal beginnt schneller zu schlagen.

"Ich bin nicht süß", schüttele ich meinen Kopf.

"Wie kommst du darauf?", fragt er mit so einem Nachdruck, dass man fast glauben könnte, er seie wirklich erstaunt. Mein Blick hält seinen Augen nicht stand, weshalb sie zu seinem weißen T-Shirt ausweichen, das über seinen Muskeln spannt. Zuvor ist mir gar nicht aufgefallen, dass er wieder ein T-Shirt anhat, anstatt oberkörperfrei herumzustolzieren.

Doch lange halte ich es nicht aus, ehe ich ihm wieder in seine Karamell Augen blicke.

"Ich bin single as fuck"

"Warum, hunny? Du bist umwerfend", während er das sagt, zieht er mein Kinn zu sich. Mein Herzschlag beschleunigt sich noch weiter. Es ist unglaublich, was seine Hand, die nun über meine Wange streicht, bewirken kann. Mit seinem Finger gleitet er dann über meine Lippen, die zu prickeln anfangen. Ich ziehe scharf die Luft ein.

Schließlich überwindet er die paar Zentimeter zwischen uns und legt seine Lippen auf meine. In diesem Moment habe ich das Gefühl, dass mein Herz explodiert. Ich fahre mit meinen Händen hoch zu seinen Haaren, die ich nicht sehen kann, da meine Augen geschlossen sind. Shawns verletzte Hand zieht mich an meiner Taille näher zu sich und ich kann seinen Duft einatmen.

Mit seinen Zähnen zieht er meine Unterlippe ein. Ich fasse um seinen Hals und ziehen ihn noch mehr zu mir. Seine weichen Lippen bewegen sich auf meinen. Er ist so nah bei mir. So unglaublich nah und ich verabscheue es nicht.

Als ich meine Augen wieder öffne, kann ich ihm in seine sehen. Unsere Lippen lösen sich, aber nur so weit, dass maximal ein Blatt Papier zwischen uns passen würde. Ich kann seinen heißen Atem an meinen Lippen spüren. Ich kann kaum glauben, dass das gerade passiert ist.

Ich erkenne einen braunen Sprenkel in seinem linken Auge. So unglaublich
schön. Er sieht so perfekt aus, dass ich gleich mit meinen Händen über seine Haut fahren möchte. Meine Finger gleiten über seinen Hals zu seiner Jawline. Meine Finger streichen über die weiche Haut.

"Ich-", doch ich unterbreche ihn. Stattdessen lege ich meine Lippen noch einmal auf seine. Ich will mehr davon. Mehr von dieser Droge, die mich gerade abhängig gemacht hat.

Ich will ihn küssen, ich will ihn berühren, ich will näher bei ihm sein. Shawn zieht mich noch näher zu sich. Mit seiner anderen Hand streicht er mir eine Strähne hinter mein Ohr. Jede seiner Berührungen brennt wie Feuer, nur auf eine angenehme Weise. Wie Licht, das durch seine Berührung über meine Haut flackert und sie von innen heraus zum Leuchten bringt.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt