26| sweet war

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you keep breathing him out but letting them in - valena pérez

August 2020
[Shawn Peter Raul Mendes]

Meine Augen fliegen über ihren Körper, der in ein grünes, figurbetontes Kleid eingepackt ist. Ich löse meinen Blick von dem Kleid und blicke ihr ins Gesicht.

"Hör auf zu sabbern", grinst sie und knallt die Tür hinter sich zu.

Es ist schon zu viel verlangt gewesen, sie abzuholen. Was denkt sich Andrew nur dabei?

"Ach bitte", murmele ich und verdrehe meine Augen. Ohne auf sie zu warten, gehe ich weiter.

"Was soll das denn jetzt heißen?", fragt sie missbilligend, während sie aufholt. Ich laufe weiter, ohne ihre Frage zu beantworten.

"Andrew will uns zwar dazu zwingen, nett zueinander zu sein, aber wie will er das bitte überwachen?"

Ich mache die Tür auf, ohne sie für Valena aufzuhalten. Ich höre, wie sie ein grimmiges 'danke' zischt, wobei es vor Ironie nur so trieft. Ein selbstgefälliges Grinsen schmiegt sich um meine Lippen.

"Geeinte Front? Nein, danke!", sagt Valena, während sie sich eine schwarze Lederjacke überzieht. Auch wenn ich es niemals vor ihr zugeben würde, muss ich gestehen, dass sie heute hübsch aussieht. Ihre schulterlangen Haare umrunden in Wellen ihr Gesicht und ihre Schminke verdeckt nicht ihre Naturschönheit.

"Da kann ich dir nur zustimmen. Das ist aber auch der einzige Punkt, indem wir uns jemals einig sein werden", füge ich noch hinzu, während ich meine Hände in die Hosentasche meiner schwarzen Jeans schiebe.

"In welches Restaurant gehen wir eigentlich?", fragt Valena nach einer Weile, in der wir stumm nebeneinander hergelaufen sind. Die Nacht ist klar, aber die Sterne kann man trotzdem nicht sehen. Das ist der Nachteil an großen Städten. Die Lichter sind so hell, dass sie einem den Ausblick auf den Nachthimmel verderben.

"Nobu. Müsste ganz in der Nähe sein", antworte ich und blicke mich einmal auf der Straße um.

"Irgendwie hätte ich jetzt mehr Bock auf einen Burger", gibt Valena nachdenklich von sich, was mich zum Schmunzeln bringt. Das braunhaarige Mädchen sieht mich irritiert an.

"Was ist daran so lustig?"

Ich schüttele meinen Kopf, bevor ich antworte:"Nichts. Geht mir nur genauso"

"Was hält uns dann davon ab, Burger essen zu gehen?", fragt sie grinsend und bleibt stehen.

"Andrew?", sage ich, wobei es jedoch mehr wie eine Frage klingt.

"Wie du schon sagtest, wie will Andrew kontrollieren, dass wir da wirklich hingehen?"

"Wir müssen ihm Fotos schicken. Als Beweis, dass wir da sind", gebe ich zu bedenken.

"Falsch. Als Beweis, dass wir ein 'Date' haben. Nicht als Beweis dafür, dass wir zu Nobu gehen"

"Wahrscheinlich hast du da recht. Weißt du was? Ich habe in der Nähe ein Diner gesehen" antworte ich und grinse. Sie nickt, als würde sie mir vollkommen zustimmen.

"Den habe ich auch gesehen. Klingt gut. Lass uns dahin gehen"

Valena blickt sich suchend um, läuft dann aber zielstrebig auf ein leuchtendes Neonschild zu. Ich bleibe noch kurz stehen, weil ich überlege, ob sie in die richtige Richtung geht.

"Kommst du?", fragt sie plötzlich, als sie stehen bleibt. Ich nicke mit meinem Kopf und laufe auf sie zu.

-

"Wie bist du eigentlich dazu gekommen?", sie nimmt ein Schluck ihres Wassers und wedelt mit der Gabel herum, "Ich meine, wie bist du dazu gekommen Lieder zu schreiben?"

Ich sehe sie irritiert an. Ich hätte nicht gedacht, dass wir jetzt tatsächlich anfangen uns diese Art von Fragen zu stellen.

"Damals, als ich Cover gemacht habe, gab es irgendwann ein Treffen in Toronto. Ich hätte niemals gedacht, dass so viele Menschen kommen würden. Und als ich an dem Abend nach Hause kam, schrieb ich mein erstes Lied. Ich weiß nicht. Ich schätze, es war dieses unglaubliche, überwältigende Gefühl, das mich dazu gebracht hat", antworte ich und fahre mit meinen Finger über den Rand meines Glases. Nach einer kurzen Pause sehe ich auf, "Und bei dir?"

"Wow. Das kann ich mir vorstellen. Na ja bei mir... Ich weiß, dass du denkst, dass mein Leben immer einfach war und ist... Na ja meistens bin ich froh, wenn es einen einzigen Tag nicht schwer ist. Ich schätze ich habe angefangen Songs zu schreiben, um meine Gefühle aufzuschreiben, ohne, dass es so persönlich ist, wie ein Tagebuch. Das macht alles nicht wirklich Sinn, ich weiß. Musik ist grundsätzlich das persönlichste überhaupt, doch man kann es einpacken und von sich wegstoßen.
Als wären es gar nicht meine Gefühle, die ich aufschreibe. Trotzdem werde ich sie los. Wahrscheinlich hältst du mich jetzt für verrückt ", sagt sie, wobei ihr ein hysterische Lachen entflieht. Sie lässt ihren Blick auf das Glas vor sich sinken und schaut dann wieder auf. Ich meine in ihrem Blick Traurigkeit zu sehen.

"Nein... Ich verstehe es", antworte ich, wobei ich ihr weiterhin in die Augen schaue. Sie sind wunderschön grün.
Doch in dem Grün bleibt die Traurigkeit.

"Valena?", setze ich dann noch einmal an.

"Ja?", fragt sie, als würde sie aus einer starre erwachen.

"Letztens... Du hast nicht geweint, weil wir uns gestritten haben oder?", frage ich und sehe sie an. Meine Stirn liegt in Falten, während sich meine Hände um mein Wasserglas schlinge.

Ein Lachen entflieht ihr, was mich verunsichert. Ich versuche ihren Blick zu deuten, doch er scheint einfach nur belustigt. Nach einem kurzen Augenblick wechselt er wieder zu traurig.

"Nein"

"Weshalb dann?"

Sie zieht die Luft ein und scheint verunsichert. Eine Strähne ihres braunen Haares fällt ihr ins Gesicht. Sie atmet geräuschvoll aus und greift macht ihrer Tasche. Ohne, dass ich weiß, was passiert, springt sie förmlich auf.

"Ich sollte gehen"

Ich beobachte sie dabei, wie sie sich aus der Sitznische herausquetscht und sich den Weg zur Tür bahnt.

"Valena", versuche ich es, doch sie reagiert nicht. Ich kenne sie nicht. Ich sehe mich auch nicht in der Position ihr hinterher zu laufen.

Es war ein Fehler sie danach zu fragen. Wieso habe ich überhaupt erwartet, dass sie damit herausplatzt?

Ich lege meine Hände in meinen Nacken, während ich auf die Tür starre. Unweigerlich frage ich mich, was ihre wunderschönen Augen so schmerzvoll macht. Es ist nicht das erste mal, dass es mir auffällt, jedoch das erste Mal, dass ich es bewusst sehe.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt