39| sweet war

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i really wanna understand - shawn mendes

September 2020
[Valena Pérez]

Als ich an der Ranch ankomme, auf der sich anscheinend irgendwo ein Tonstudio verstecken soll, weht mir der Duft von Kuhmist entgegen. Meine Nase kräuselt sich, aber sonst schenke ich dem keine weitere Beachtung. Ich fahre das Fenster hoch und steige aus dem Auto aus. Mit einem eleganten Handgriff setze ich mir meine Sonnenbrille auf.

Es ist so heiß, dass die Luft über der Erde flackert. Einen schönen Ort hat Andrew da ausgesucht. Ich seufze und ziehe meine Augenbrauen hoch. Ich schlage die Tür zu und muss wohl oder übel mit meinen weißen Sneakern durch die staubige Landschaft laufen. Ich musste relativ weit außen parken, da am Tor ein Schild befestigt ist, das eindeutig darauf hinweist, nicht hindurch zu fahren. Der Weg, der nach ein paar Metern auftaucht, ist von Pinien gesäumt und wirft somit wenigsten ein wenig Schatten auf den trockenen Boden. Der Duft ist einer, der mich immer an meine Heimat erinnert. Schon als ich klein war und wir aus dem Urlaub zurück kamen, kam mir am Flughafen der Duft von Pinien entgegen.

Nachdem ich ein paar weitere Meter gelaufen bin, endet der Weg auch schon an einem runden Platz, der in der Mitte einen Springbrunnen beinhaltet. Von weitem hatte ich ihn gar nicht erkennen können. Oleander und Hibiskus verteilen sich überall. In Spanien wachsen sie schon fast wie Unkraut, während andere Leute zwanghaft versuchen ihn am Leben zu erhalten. am Rande des runden Platzes befindet sich ein altes Bauernhaus aus Naturstein.

Auch wenn ich diesem Ort zunächst zugegebenermaßen etwas kritisch gegenüber stand, muss ich jetzt sagen, dass es mir eigentlich ganz gut gefällt. Das würde ich natürlich niemals laut zugeben. Schließlich habe ich ja auch noch meinen Stolz.

"Valena!", höre ich die erstaunte Stimme von Shawn. Jedoch ist sie nicht so überrascht, wie ich, weil ich mich frage, wie er schneller da sein konnte als ich, obwohl ich vor ihm losgefahren bin.

Vermutlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich tatsächlich weiter mit ihm an dem Album schreiben werde. Aber sein wir realistisch; es ist ein Job, für den ich Geld bekomme. Alles, was drum herum passiert ist, habe ich nur meinem extrem kindischen Verhalten zu verschulden.

Mein Blick wandert von Shawns Gesicht hinunter zu seiner Schulter, die gegen die Eingangstür lehnt, weiter runter zu seinem nackten Oberkörper und schließlich seiner Badehose. Ich richte meine Augen wieder auf seine, während ich mich ihm nähere.

"Willst du dir nicht etwas anziehen?", frage ich schnippisch, als ich an ihm vorbeilaufe.

"Nur weil du deine Augen nicht bei dir lassen kannst, soll ich jetzt in der Hitze umkommen?", setzt Shawn zur Gegenfrage an. Kein kindisches Verhalten mehr.

Ich winke mit der Hand ab.

"Bitte, mach doch was du willst. Aber du bist so ein Käse, da holst du dir noch den Sonnenbrand des Jahrtausends"

Ich beiße mir auf die Lippe, sobald ich außer Sichtweite bin. Verdammt diesen Kommentar konnte ich mir jetzt auch nicht verkneifen oder? Erwachsen. Valena, verhalte dich erwachsen.

"Meine Haut ist zart und eben wie Porzellan. In Asien wird das als ein Zeichen für Wohlstand angesehen", höre ich ihn in einer gestellt blasierten Stimme sagen, als er hinter mir den Raum betritt, den ich als Küche identifiziere.

"Du bist zwar ein reicher Sack, aber ich denke es ist eher because your mamma made you this way", grinse ich.

Gott gib mir Sachlichkeit!

Ich drehe um, nur um festzustellen, dass ich mein Gepäck im Auto habe liegen lassen. Aus Erschöpfung, die erschreckender Weise nur daraus resultiert, dass ich in etwa drei Schritte in dieser Hitze gelaufen bin, ziehe ich mich auf die riesige Kücheninsel hoch und setze mich hin.

"Stalker", grinst er. Ich frage mich, weshalb er nicht einmal ansatzweise wütend zu sein scheint, über das, was ich gesagt habe. Hat er mir überhaupt zugehört?

"You wish, bro", zitiere ich meine beste Freundin, die definitiv zu viele Typen brozoned.

"Autsch", gespielt getroffen fast er sich an seine Brust und sieht mich mit einem schmerzverzerrten Gesicht an.

Ich grinse und springe von der Kücheninsel hinunter.

"Ich gehe mal meinen Koffer holen", informiere ich dann Shawn, den es vermutlich sowieso nicht interessiert.
Alleine in den letzten Minuten habe ich gemerkt, wie verdammt schwer es ist, seine Klappe zu halten und sich sachlich zu verhalten. Mein Start ins erwachsene Verhalten ist kläglich gescheitert.

Okay. Valena, keine weiteren Beleidigungen, egal wie gerne du sie austeilen würdest. Egal, wie sehr es dir Spaß macht und egal, wie sehr er es verdient hätte.

Ich mache meinen Kofferraum auf und hole meinen Koffer heraus. Da er schon ewig dort rumliegt, hatten die Griffe genug Zeit, um sich stark aufzuheitzen. Am liebsten hätte ich ihn gleich wieder fallen gelassen, aber irgendwie schaffe ich es dann doch.

"Brauchst du Hilfe?", höre ich Shawn rufen.

"Danke, aber geht schon!", schreie ich zurück. Dabei muss ich feststellen, dass ich ausnahmsweise eine normale Antwort von mir gegeben habe.

Ich suche mein Zimmer und lege dort meinen Koffer ab. Mit einem Seufzen lasse ich mich auf das Bett fallen. Das Haus ist innen abgedunkelt, da es sonst zu heiß werden würde. Aus dem Grund schlafe ich auch fast gleich ein, wäre da nicht Shawn, der ein Geräusch von sich gibt, als hätte man ihn abgestochen.

Gewisser Maßen werde ich dann doch aus meinem Zimmer gelockt.

"Was ist passiert?", frage ich. Als ich in die Küche komme, sehe ich, dass Shawn blutet. Es ist eine Blumenvase aus Glas hinunter gefallen und in ganz viele Splitter zersprungen.

Ich bahne mir den Weg zu dem fluchenden Shawn, der versucht die Scherben aufzuheben.

"Lass das, ich mache das schon", murmele ich und eile um die Kücheninsel herum, in der Hoffnung auf keine der scharfen Scherben zu treten. Das wäre das Letzte, was ich jetzt brauche.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt