oh you know how much it hurts, everytime you say you hate me - shawn mendes
September 2020
[Valena Pérez]Wie in Trance raffe ich mich dazu auf, aufzustehen. Jeder Zentimeter meines Körpers ist wie betäubt von dem, was ich eben gehört habe.
Dieses Lied. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er mich gemeint hat. Doch irgendwas in mir selbst sagt mir, dass er es für mich geschrieben hat.
Aus diesem Grund, nur deshalb alleine, verspüre ich die Kraft mich zu bewegen und mich geradewegs in den Raum zu begeben, aus dem ich gerade eben noch geflohen bin.
Es wirkt, als würde er mich nicht nur rumkriegen wollen. Wie eine seiner Trophäen. Vielleicht, nur vielleicht, meint er, was er sagt. Ich beobachte meine Hand, wie sie die Türklinke hinunterdrückt. Als wäre sie gar nicht meine.
"Shawn?", frage ich, als würde ich nach ihm suchen. Dabei steht er genau vor mir. Sein Gesichtsausdruck sieht überrascht aus. Nicht wütend, so wie eben, sondern überrascht. Irritiert, als hätte er einen Geist gesehen.
"Valena. Du hast es gehört oder?", schießt er die Wörter schließlich heraus, wie ein Maschinengewehr.
Ich frage mich, wie er das so schnell herausgefunden hat. Nun bin ich die, die an der Reihe ist, Irritation zu zeigen. Sie umgibt mich wie dichter Nebel, der sich zugegebener Maßen wieder ziemlich bald lichtet.
Er wollte, dass ich es höre. Und er wusste, dass ich zurück kommen würde. Oder was heißt zurück, das Wort an sich ist ja schon falsch gewählt. Ich gehörte ihm nie und war auch nie die seine. Doch jetzt, bin ich kurz davor auf seinen Trick hereinzufallen. Er wusste, dass ich zu ihm kommen und wie eine Maus in die Falle tappen würde.
Er schreibt tausende Lieder über Liebe. Große Gefühle, von denen er vermutlich kein Einziges wirklich so gemeint hat. Ich bin nur ein weiteres Mädchen, das darauf hereinfällt. Ein weiteres Mädchen, dass er mit den Lichtern an liebt. Kein warmes Licht, sondern kühles Licht von billigen Lampen, die flackern und bald den Geist aufgeben. Vielleicht als Gentleman, slowly, doch danach wird er sich verpissen und ich werde ein weiteres Mal jemanden verlieren. Doch soweit werde ich es nicht kommen lassen.
Denn hat er sich nur ein einziges Mal bei mir entschuldigt? Nur einmal gesagt, dass es ihm leidtut, dass ich wegen ihm so viel Zeit mit ihr verpasst habe? Nein.
Die ganze Zeit redet er nur über sich selbst. Don't leave me like that. Genau, ich soll ihn nicht verlassen, damit er sein scheiß Ego befriedigt weiß. Es geht ihm nicht darum, wie ich fühle oder was ich denke. Der einzige Punkt, in dem er recht hat, das Einzige, was wahr ist, ist dass ich ihn hasse. Ich brauche kein selbstgerrechtes Arschloch in meinem
Leben.Shawn, der immer noch vor mir steht, sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an, als versuche er, herauszufinden, was gerade in meinem Kopf vorgeht. Vermutlich mehr, als er denkt.
Seine Fans halten ihn doch für so "liebenswürdig und nett". Doch wer ist er im Endeffekt? Er ist ein Junge, kein Mann, der viel zu früh ins Rampenlicht geraten ist und jetzt denkt, er seie das Licht der Welt.
Alles muss sich nur um ihn drehen. Und tut es das mal nicht, dann versucht er alles, um es zu ändern, sodass sein Weltbild wieder im reinen ist.
Auf Twitter liked er nur Sachen, auf denen er zu sehen ist, die Welt um ihn herum interessiert ihn doch überhaupt nicht.
Ich werde nicht den Fehler machen und mich seiner Welt unterwerfen, mich seinem Egotripp ausliefern, nur um dann an den Klippen als Frack zu zerschellen. Ich bin schon nahe am Untergang, doch ich muss stark sein, für Mamá. Auch für Papá.
"Valena, sag etwas. Du stehst schon ewig in der Tür und sagst nichts", fordert mich Shawn auf. Ich lache auf. Keine Ahnung, wo das gerade eben herkam, vermutlich aus meinem tiefsten Inneren, das nur so vor Verachtung strotzt.
"Was ist? Du machst mir langsam Angst. Ich will doch nur wissen, was du denkst. Sag es mir, bitte", murmelt er.
"Du bist ein Egoist. Das ist es, was du bist. Du willst nicht mich zurück und dir tut es auch nicht leid, sondern du hoffst nur, dass ich dein Ego nicht verletze, indem ich verschwinde. Dann bin ich nämlich die Erste, die nicht wie eine total Bescheuerte auf dich reinfällt", sprudelt es aus mir heraus wie eine Wasserflasche mit Kohlensäure, die man gut geschüttelt hat und nun mit einem mal aufmacht.
Doch genauso, wie die kleinen Bläschen, die sich immer in den Flaschen befinden, nach einer Weile in die Luft übergehen, entweichen auch meine Worte in die Stille. Die Stille ist nun allumfassend und durchdringt den ganzen Raum.
Shawns Augen weiten sich. Zunächst in Überraschung, dann in Irritation, die jedoch zu einem Gesichtsausdruck übergeht, der mir nicht bekannt ist. Vermutlich ist es sein Ego, das ich angekratzt habe und das sich jetzt in seinem Blick niederschlägt wie ein Stein, der in tiefes Wasser fällt, sich aber dennoch seinen Weg unweigerlich nach unten bahnt.
Ich habe Shawn Mendes gebrochen. Nicht im wahrhaftig Sinne und auch nur für eine Millisekunde, aber der Moment wird sich immer in meinen Kopf einprägen. Mein Gedächtnis wird sich hier dran erinnern, weil ich erst jetzt realisiere, was ich getan habe. Die Taubheit von vorhin kommt zurück und ich spüre, dass ich das Falsche getan habe, auch wenn es richtig ist.
Wie kann man nur schwarz und weiß zugleich sehen?
Ich drehe um. Mein Blick dreht sich, wie bei der Kameraeinstellung aus dem Inneren eines Karussells heraus.
Shawn ist ein Idoit, das weiß ich. Es war das Richtige und alles, was sich nun in meinem Kopf breit macht, ist, dass ich viel zu melodramtisch bin. Das hier ist kein Film und das war auch kein entscheidender Wendepunkt. Alles, was ich getan habe, das mag mehr sein, als vierzig Millionen Mädchen je tun würden, war Shawn Mendes eine Abfuhr zu erteilen.
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sweet war [s.m]
Fanfiction"Unser Krieg ist heiß, aber eiskalt. Es bringt mich um den Verstand! Manchmal ist unsere Schlacht ungenießbar, wie purer Zucker. Doch man braucht ihn für den Geschmack. Es ist ein süßer Krieg." Eigentlich wollte Valena Pérez kein einziges Lied mit d...