33| sweet war

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it's so different now-shawn mendes & valena pérez

August 2020
[Valena Pérez]

"Sekunde. Das ist mein Telefon. Ich
bin in ein paar Minuten wieder zurück... Es... ist wichtig", seufze ich und drücke auf den Knopf, mit dem ich das Telefonat annehmen kann.

Shawn nickt, während ich aufstehe und den Raum verlasse. Der Boden wird immer kälter unter meinen Füßen. Die Fußbodenheizung befindet sich nämlich nicht auf dem Flur.

Ich blicke auf meine Wollsocken und drehe mich zu Shawn, bevor ich die Tür schließe.

"Mamá?", frage ich, als ich niemanden höre.

"Hola mi hija... Wie geht es dir?"

Ich fahre mir durch meine Haare und zwirbele mir schließlich eine Strähne um den Finger.

"Gut. Ganz gut. Und dir? Und Papá?", erwidere ich.

"Das klingt ja nicht sonderlich überzeugt", höre ich Mamá sagen, bevor sie hinzufügt, "Papá geht es gut...Aber Valena, wir haben Abuelita ein Heim gesucht"

Meine Hände umschließen das Telefon noch fester als eh schon. Papá geht es gut bedeutet, er trinkt. Doch das ist nicht einmal das, was mich im Moment am meisten stört. Denn das ist die Sache mit Abuelita.

"Wie könnt ihr nur? Hatte ich dich nicht darum gebeten wenigstens zu warten, bis ich wieder da bin?", forme ich meine Antwort mehr oder weniger aggressiv. Ich halte das nicht aus. Wenn ich hier hin, fühle ich mich so hilflos. Ich will nicht, dass man Abuelita in ein Heim steckt, in dem sich niemand wirklich um sie kümmert.

"Du weißt, dass es das Beste ist", murmelt meine Mutter. Ich kann spüren, wie genervt sie von dieser Diskussion ist.

"Mamá, das ist es nicht. Das weißt du auch. In den ganzen Altersheimen wird nicht gut genug mit ihr umgegangen. Nicht so, wie es sein sollte. Ich will nicht, dass sie dort den Rest ihres Lebens verbringt"

"Valena, du müsstest gut genug wissen, dass du dich gar nicht mehr richtig um sie kümmern kannst. Zudem bekommt sie es sowieso nicht mehr richtig mit. Valena, deine Großmutter vergisst ja sogar, wer du bist", höre ich meine Mutter sagen. Ich knirsche mit meinen Zähnen, sodass sich ein unangenehmes Gefühl in meinem ganzen Mund ausbreitet. Ich bereue es noch im selben Moment.

"Ist das dein Ernst? Wir reden hier von deiner Mutter! Willst du mir ernsthaft verklickern, dass sie es nicht mehr mitbekommt? Sie ist immer noch ein Mensch! Ihr könnt sie nicht einfach ins Heim stecken, das ist nicht fair. Wirklich nicht!", schreie ich.

"Wir reden wann anders noch einmal", murmelt sie.

Ich stoße die Luft aus.

"Du kannst nicht immer vor dem Konflikt wegrennen!", seufze ich und lege auf. Die ganze Situation macht mich unfassbar wütend. Abuelita soll nicht ins Heim. Dort wird ihr nicht genug Aufmerksamkeit gegeben und ich könnte sie auch nur selten besuchen. Das nächste annehmbare Altersheim ist fast eine Stunde entfernt. Noch dazu hin zum Landesinneren, nicht am Meer.

"Alles gut?", fragt mich Shawn, als er sich in den Türrahmen stellt.

"Wie viel hast du gehört?", hake ich nach und blicke ihn an. Meine Augen huschen hin und her, ich kann seinem Blick nicht wirklich standhalten. Dafür bin ich einfach zu aufgewühlt.

Er krazt sich am Hinterkopf, bevor er mich anlügt :"Gar nichts... Nur, dass du laut geworden bist"

"Also alles", stelle ich fest.

"Nur ein bisschen", sagt er und zuckt mit den Schultern, fügt jedoch noch hinzu, "Doch alles"

Oh Gott...Hoffentlich will er jetzt nicht wissen, was genau los ist. Darauf habe ich im Moment nämlich keinen Bock und auch nicht die Nerven dazu.

"Lass uns einfach weiter an dem Lied schreiben", murmele ich und mache die Tür zu dem Tonstudio auf und setze mich auf den Hocker vor das Klavier.

Meine Finger gleiten über die Tasten des Klaviers.

"Willst du darüber reden?"

"Nein"

Ich atme aus und wiederhole das, was ich gerade eben gespielt habe. Es scheint gar nicht so schlecht zu sein. Meine zweite Hand kommt dazu und aus den Tönen wird eine Melodie.

"After I loved, it's so different now", singe ich dazu und versuche in meinem Kopf das Gefühl nachzuempfinden, dass ich damals gefühlt habe.

"Thought you were perfect"

"And perfect things won't go away that easily", ergänze ich, was Shawn zuvor gesungen hat.

"Thought you were perfect but now that I know....", singt Shawn, doch es scheint so, als hätte er sich unterbrochen. Wahrscheinlich, weil er nicht mehr weiter weiß.

"Im Nachhinein hat sich dann herausgestellt,dass die Person, von der man dachte, dass sie perfekt ist, genau das Gegenteil von dem ist, was man eigentlich wollte"

Shawn nickt:"Genau das Gegenteil davon, was man gebraucht hat"

"You were everything that I never needed and everything that I never wanted"

"I let you go and let you know", singe ich.

"You were everything that I never wanted and everything that I never needed"

Shawn wiederholt den Anfang des Refrains:"After I loved... It's so different now"

"Ich mag es. Ich mag es wirklich", sagt Shawn schließlich auf einmal. Ich nicke mit meinem Kopf.

"Ich auch", sage ich dann und grinse.

Ich schreibe die Worte zusammen mit den passenden Noten auf das Papier.

"Hast du jemals in Betracht gezogen selber zu singen?", fragt mich Shawn dann.

Ich hebe meinen Kopf kurz, um ihm in seine braunen Augen zu sehen, doch dann senke ich ihn wieder.

"Nein. Ich kann nicht singen. Wieso sollte ich dann nach einer Gesangskarriere streben? Ich denke meine wirkliche Gabe ist das Schreiben der Songs", antworte ich genervt. Keine Ahnung weshalb, aber auf einmal schlägt meine Stimmung um. Vermutlich, weil meine Großmutter diesen Satz früher immer gesagt hat.

"Ist das dein Ernst? Deine Stimme ist wundervoll! Ich meine es wirklich so... Du könntest singen und dabei deine eigenen Lieder schreiben? Valena, was hält dich davon ab?"

"Sagte ich nicht schon, dass ich nicht singen kann?", sage ich und stehe ruckartig auf.

Shawn schüttelt seinen Kopf bevor er sagt :"Das ist nicht der wahre Grund"

"Du hast keine Ahnung. Für dich bin ich doch sowieso nur das talentlose, verzogene Gör, das nur mit Daddy's Hilfe Erfolg haben kann. Also versuch mir nicht irgendeinen Mist einzureden"

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt