13| sweet war

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she has the gun, i'm the fire, it's a sweet, sweet war-shawn mendes

Juli 2020
{Valena Pérez}

Was zur Hölle ist gerade passiert? Ich bleibe verdattert stehen. Ich spüre seinen wütenden Blick immer noch auf mir. Seine Wärme ist noch da. Trotzdem habe ich keine Ahnung, warum mich das gerade so dermaßen aus der Bahn geworfen hat.

Wir kennen uns erst seit zwei Minuten, aber hätten uns bereits jetzt schon fast zerfleischt.

Ich werde mich garantiert nicht entschuldigen. Er hat angefangen. Er mit seinen blöden Blicken und seinem blöden Kommentar.

Es pusht nicht unbedingt das Selbstbewusstsein eines Mädchen, von einem der beliebtesten Teenie Stars der Welt als 'hässlich' bezeichnet zu werden. Ich presse mich von der Wand weg.

"Was war das denn bitte? Ich bin heiß. Wieso sage ich denn sowas?", murmele ich zu mir selbst und klatschte mit meiner flachen Hand gegen meine Stirn.

Ganz sicher werde ich mich nicht bei ihm entschuldigen. Er hat schließlich angefangen.

-

Auf meinen Zehenspitzen tapse ich durch die Wohnung, auf der Suche nach dem Musikstudio. Schon bald werde ich fündig. Es ist praktisch das Zentrum des Hauses. Ich blicke auf meine Füße herab, die mit dicken Wollsocken bedeckt sind.

Ich beiße mir auf meine Lippe und schleiche herein. Generell habe ich das Gefühl, in diesem Haus schleichen zu müssen, um nicht mit Shawn zusammenzustoßen. Es fühlt sich nicht gemütlich an, wobei es das sogar sein könnte. Wäre ich hier alleine. Oder mit jemandem, den ich mag.

Ich drücke die Tür auf und schiebe meinen Kopf durch die Lücke. Alle Instrumente stehen versammelt in einem Raum. Ich setze mich gleich an die Gitarre, die in der Mitte steht. Ich liebe es, neue Gitarren auszutesten. Sie fühlen sich jedes Mal anders an. Wenn meine Hände über die Saiten fahren, fühlt es sich anders an.

Meine Finger streichen zögerlich über das weiche Holz der blauen Gitarre.
An beiden Seiten hat sie schnörkelige Verzierungen. Ich traue mich kaum, sie hoch zu nehmen. Trotzdem verspüre ich den Drang, 'Angels' auf ihr zu spielen.

Ich schließe meine Hände um den Hals der Gitarre und setze mich mit ihr auf einen Stuhl.

Ich schlage die ersten paar Töne an und schließe meine Augen, um die Noten, die Musik, in mich aufzunehmen.

"Was zur Hölle machst du da?", höre ich eine verärgerte Stimme fragen, die mir nur allzu bekannt vorkommt.

"Ich...", ich setze dazu an, mich zu verteidigen, sehe es dann aber nicht ein. Ich schweige einen Moment, bevor ich meinen Kopf zu dem Braunhaarigen hebe.

"Die Instrumente in diesem Raum sind ja dazu da, um benutzt zu werden. Wärst du jetzt so frei und würdest mich alleine lassen?", gebe ich selbstsicher von mir. Ich muss an mich halten, um es nicht in Wut umschwenken zu lassen.

"Nein. Sind sie nicht. Das ist meine Gitarre, leg sie weg", fordert er mich auf.

"Es gibt dort so ein Wort, das nennt sich 'bitte'. Solltest du mal versuchen. Vielleicht klappt es dann. Du schuldest mir übrigens noch eine Entschuldigung, Shawniboy", gebe ich einen Ticken zu überheblich und einen Ticken zu arrogant von mir.

"Ich schulde dir gar nichts. Du bist eine aufgeblasene Zimtzicke. Jetzt leg endlich die scheiß Gitarre weg!", brüllt er und sieht mich an.

Ich schüttele meinen Kopf, wodurch meine braunen Haare um meinen Kopf fliegen. Meine Augen wandern zu ihm.

"Nein. Entschuldige du dich erst"

"Das habe ich nicht nötig. Jetzt leg die Gitarre weg oder-"

"Oder was? Drückst du mich dann wieder wie ein Höhlenmensch an die Wand? Meine Schulter tut übrigens immer noch weh", in dem Moment fahre ich mir über meine Schulter, die in der Tat noch schmerzt.

"Oder das", sagt er und guckt mit den Schultern. Dann greift er nach der Gitarre und reißt sie mir aus den Händen. Fast hätte er mir mit dem Korpus eine Backpfeife verpasst.

"Sag mal, geht's noch?", pampe ich ihn an.

Er dreht sich um und geht auf die Tür zu.

"Du hast gefragt, was ich dann mache. Hier hast du es",antwortet er gleichgültig.

"Wo bleibt deine Entschuldigung?", frage ich schnippisch und stehe auf. Er dreht sich lediglich um und schüttelt den Kopf.

"Du wirst jetzt nicht gehen!", rufe ich. Dabei merke ich, wie ich immer aggressiver werde. Er wird schon noch merken, mit wem er sich hier anlegt.

"Entschuldige dich bei mir", sage ich erneut und folge ihm zur Tür. Gerade als er nach der Klinke greift, dreht er sich zu mir um.

"Nope. Ich sehe dazu überhaupt keinen Grund", murmelt er. Ein arrogante Grinsen schmiegt sich um sein Gesicht. Ich würde es ihm am liebsten aus dem Gesicht wischen. Dennoch fällt mir auf, wie sich seine Oberarmmuskeln anspannen, wenn er sie vor der Brust verschränkt.

"Mach den Mund zu, sonst sabberst du noch", gibt er noch von sich, als ich nicht antworte und dreht sich wieder um.

"Ich werde mich nicht mit diesem Macho-Buch-Spruch abfertigen lassen! Du bleibst hier! Und nur zu deiner Information: Du bist nicht so heiß, wie du denkst", damit mache ich einen Satz und springe, ohne dass ich weiß, was ich da tue, auf seinen Rücken und klammere mich fest.

"Was soll die scheiße?", schreit Shawn dann und bäumt sich, wie ein ungehorsames Pferd. Ich habe leider selber keine Ahnung, was ich da tue.

"Entschuldige dich bei mir. Das ist alles, was ich will"

"Entschuldige du dich doch bei mir!", sagt er dann wütend und versucht mich abzuschütteln. Früher, als meine Großeltern noch gesund waren, hatten sie eine Farm, mit Bullen. Ab und zu bin ich Rodeo geritten, so wie es mein Abuelo getan hat. Ich schätze mal, dass ich mich deshalb so lange auf Shawn halten kann.

"Entschuldige dich!"

"Ist ja gut!"

Ich springe herunter und weiß selbst nicht so recht, was das gerade war. Bin ich gerade wirklich auf seinen Rücken gesprungen?

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Ich sterbe noch. Bin heute um 18:30 von der Schule nach Hause gekommen.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt