10| sweet war

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everything has a bitter aftertaste otherwise you're just blinded-valena pérez

Juli 2020
{Valena Pérez}

Widerwillig ziehe ich meinen Rollkoffer hinter mir her. Ich hasse meinen Manager.
Ich will nicht nach Island. Was soll ich da?

Auf dem Rücken habe ich meine Gitarre, die ich generell immer mitnehme.

"Freust du dich schon?", er sieht mich von der Seite an, wodurch er einen bösen Blick erntet.

"Penner", murmele ich.

"Was?", grinst er. Das überhebliche Grinsen, das mich aggressiv macht. Er weiß genau, was und warum ich es gesagt habe.

"Wieso verdammt noch einmal Island"

"Valena. Jetzt zum tausendsten Mal; du kennst die Gründe", brummt er genervt.

"Ja und? Das heißt nicht, dass es deshalb plausibler geworden ist", antworte ich und ziehe mir die Kapuze meines Hoodies über den Kopf.

"Du nervst. Hat dir das schon einmal jemand gesagt?", fragt er dann.

"Ja. Aber das tue ich gerne"

An der Kofferabgabe lege ich meinen Koffer aufs Band und verdrehe noch einmal die Augen in Richtung meines Managers.

"Das habe ich gesehenen", erklärt er eingeschnappt. Ich grinse.

"War ja auch Absicht"

Nachdem mein Koffer abgegeben ist, drehe ich mich wieder um und stopfe meine Boarding Card in meine Tasche.

"Kannst du jetzt bitte gehen? Ich brauche dich jetzt nicht mehr. Ich kann alleine durch die Sicherheitskontrolle. Zumal du da gar nicht durchkommst", sage ich und sehe ihn an. Er schüttelt seinen Kopf.

"Am liebsten würde ich die nächsten Tage in deinem Kopf sitzen und verhindern, dass du zu dem armen Jungen gemein bist", seufzt er und sieht mich sorgenvoll an. Aus irgendeinem Grund weiß ich, dass er sich sogar wirklich tiefgehende Sorgen macht. Er hat wohl kein Vertrauen in mich.

"Los", ich wedele mit meiner Hand, "Ich werde ihn schon nicht umbringen"

"Ich werde meinen Job los. Ich werde arbeitslos", murmelt er verzweifelt und dreht sich um. Ich verdrehe erneut die Augen und gehe in Richtung der Sicherheitskontrolle. Der Flughafen von Jerez ist nicht gerade der größte. Um genau zu sein, ist er ziemlich winzig.

Er besteht aus einer Sicherheitskontrolle mit zwei Metalldetektoren, einem Check-In und einem kleinem Rollfeld, auf dem größere Flugzeuge wahrscheinlich schon überfordert wären.

Jedoch riecht man hier den extremen Geruch von Pinien, da an den Rändern mehrere gepflanzt sind. Ich liebe diesen Geruch.

Ich laufe durch eine Schlangenlinie, die durch Absperrungen begrenzt ist.

Genervt komme ich am Ende an. Ich hole meine elektronischen Geräte heraus und lege sie in eine graue Box.

Dann gehe ich durch die Sicherheitskontrolle lasse mich am Ende noch abtatschen, weil etwas gepiept hat. Wie ich Flughafen hasse.

Am Terminal platziere ich mich vor dem Duty Free Shop und krame mein Handy heraus. Ich schreibe schnell meiner Schwester, um sie zu fragen, ob alles okay ist oder ob ich schleunigst umdrehen muss.

Alles ist okay. Ich weiß, dass es das nicht ist. Ich weiß, dass es verdammt schwierig ist, alles auf einmal im Griff zu haben. Und das ist es, was Risa jetzt muss.

Aber ich muss mich jetzt auf meinen Auftrag fokussieren, ob ich will oder nicht.

"Alles okay?", fragt mich ein Mädchen mit roten Haaren. Auch wenn sie Spanisch spricht, merkt man, dass es nicht ihre Muttersprache ist. Sie hat einen merkwürdigen Akzent, den ich nicht zuordnen kann.

"Ja. Wieso?", frage ich dreist auf Spanisch zurück. Sie hat angefangen Spanisch mit mir zu sprechen.

"Du siehst so traurig und bedrückt aus", murmelt sie. Ich merke erst jetzt, dass meine Gesichtszüge angespannt sind. Dieses Mal spricht sie Englisch.

"Nein. Alles gut. Nur Sachen, die man tun muss, aber nicht will", damit spiele ich mehr auf Shawn an, als auf meine Familie. Das will ich, weil ich sie liebe.

"Kenne ich", dieses Mal spricht sie wieder Spanisch.

"Wo hast du Spanisch gelernt?", frage ich und sehe sie an. Ich ziehe meine Augenbraue in die Höhe.

"Soy Luna", grinst sie. Das erste Mal fallen mir ihre niedlichen Sommersprossen auf. Sie sehen total niedlich aus und passen zu ihren lockigen Haaren.

"Ist das nicht diese Kinderserie?", frage ich und sehe sie irritiert an.

"Teenagerserie", sagt sie und hebt ihren Finger mahnend hoch. Ich lache.

"Na dann ist ja alles gut. Meine Cousine guckt die auch immer", sage ich nachdenklich.

Nach einer kleinen Pause drehe ich mich zu ihr.

"Wohin geht es für dich?", frage ich und sehe sie an.

"Island. Ich mache dort ein Praktikum für ein halbes Jahr", antwortet sie. Wenn ich es mir recht überlege, dann hätte ich es mir auch denken können. Das mit Island.

"Wo kommst du eigentlich her?", frage ich sie dann. Ihr muss es vermutlich wie eine Inquisition vorkommen, doch ich will es wissen.

"Deutschland. Was machst du in Island?"

"Mit Shawn Mendes an seinem Album arbeiten", sage ich.

Die Rothaarige fängt an zu lachen.

"Du bist lustig. Gefällt mir. Weißt du, dass er mein Lieblingssänger ist?"

"Ach wirklich?", frage ich und denke an den braunhaarigen Jungen, der bei Google aufgetaucht ist.

"Jap. Schon unheimlich lange. Vermutlich ist es ein wenig traurig, aber gut, was soll man machen", lacht sie.

Niemand glaubt einem, dass man die Wahrheit sagt, wenn man erzählt dass man mit Shawn Mendes an seinem Album arbeiten soll. Deshalb habe ich es gesagt. Es wird für einen Scherz gehalten.

"Ich bin übrigens Valena", sage ich.

"Luisa", grinst sie. Ich lächele und stecke meine Hände in die Taschen meines Hoodies.

"Deutschland. Ich war noch nie da. Aber ich habe viele deutsche Touristen hier gesehen. Beziehungsweise gehört. Aber meistens machen sie sich nie die Mühe Spanisch zu sprechen", erkläre ich.

"Ist auch nicht so sehenswert. Wobei man sich immer freut, wenn man wieder zu Hause ist. Zuhause ist es immer am schönsten. Das merkt man aber erst, wenn man ein Weilchen weg war", sagt sie dann.

"Kann sein", brumme ich. Ich weiß nicht, ob sich das für mich so bewahrheitet.

sweet war [s.m]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt